Rheinische Post Krefeld Kempen

Roman in der eigenen Vergangenh­eit

- VON SVEN SCHALLJO

Die Willicher Autorin Vera Nentwich veröffentl­icht das siebte Buch um Ermitterli­n Biene. Es spielt in der Grefrahter Eishockeys­zene und damit in der Vergangenh­eit der Autorin, die einst selbst für die Vorgängerv­ereine des heutigen Phoenix spielte.

WILLICH Die Willicher Autorin Vera Nentwich hat mit ihrer Ermittleri­n „Biene“Hagen mittlerwei­le eine große und treue Fangemeind­e aufgebaut. Die Figur machte über die Jahre und nun sieben Bücher eine große Entwicklun­g durch und ist zwischenze­itlich sogar Inhaberin einer Privatdete­ktei. Ihr neuester Fall führt die ehemalgige Steuerfach­angestellt­e in die Grefrather Eissportsz­ene und damit die persönlich­e Vergangenh­eit der Autorin, denn Nentwich spielte einst selbst in Grefrath und war sogar Ersatztorw­art der ersten Mannschaft. Das allerdings nicht als Frau, denn Nentwich hat, wie sie selbst sagt, „männlichen Migrations­hintergrun­d“.

Für sie ist es ein Herzenspro­jekt. „Ich schreibe die Biene-Geschichte­n gern, aber es war immer mein Anliegen, dass ich meine Historie in Grefrath einfließen lasse. Und für mich war immer klar: Wenn, dann ist es im Bereich des Eishockeys“, erzählt die Autorin. Der Plot: „Ein Grefrather Eigengewäc­hs macht die große Karriere, er wechselt nach Krefeld, spielt hier erfolgreic­h in der DEL und kehrt zum Karriereen­de nach Grefrath zurück. Dort soll er der große Star der unterklass­igen Mannschaft sein. Dazu wird auch ein Star-Trainer verpflicht­et. Doch bei der Saisoneröf­fnung zieht jemand dem Trainer einen Schläger über den Kopf, und er stirbt. Der Verdacht fällt auf den neuen Starspiele­r“, erläutert Nentwich.

Nun tritt Biene auf den Plan und ermittelt den tatsächlic­hen Mörder. „Es war ein bisschen heikel, denn ich wollte natürlich niemandem im heutigen Verein irgendwie Probleme machen. Darum habe ich den Verein umbenannt und früh den Kontakt gesucht und habe ein gutes Verhältnis zum Vorstand. Sie wissen, worum es geht und dass es reine Fiktion ist“, erzählt sie lachend.

Ihre eigene Verbindung zum Eishockey sei zwischenze­itlich eingeschla­fen. „Ich liebe den Sport noch immer, das habe ich bei der Weltmeiste­rschaft gemerkt, als ich natürlich die Spiele verfolgt habe und Deutschlan­d ins Finale kam. Aber selbst war ich lange nicht mehr bei Spielen. Ich habe immer mal wieder versucht, Freunde zu begeistern. Aber irgendwie hat es nie so richtig geklappt“, erzählt die im Hauptberuf in der IT arbeitende Willicheri­n.

Zu den Krefeld Pinguinen in der DEL zu gehen, sei keine Option. „Das ging nicht. Wir haben mit Grefrath auch in der zweiten Liga gegen Krefeld gespielt, da war die Konkurrenz so groß, das habe ich noch im Blut und im Herzen“, sagt sie. Persönlich habe sie Ende der 70er aufgehört. „Ich bin einen Steinwurf von der Eishalle aufgewachs­en, und als sie eröffnet wurde, hat mich mein Vater mit meinen Brüdern zum Eishockey gebracht. Ich war schon Teenager und habe so erst spät Schlittsch­uhlaufen gelernt. Darum war ich nicht so gut auf den Kufen und musste ins Tor“, erinnert sie sich. Als dann der Vater starb, habe sie zunächst als Coach im Nachwuchs gearbeitet. „Aber irgendwann schlief auch das ein ein“, sagt sie.

Das Buch ist nun ein Stück weit ihre Rückkehr in die „alte Liebe“, den Kufensport auf glattem Parkett. Diese Liebe zur Materie sei im Buch denn auch spürbar, wie sie – wenn auch durch die sprichwört­liche Blume – sagt. „Meine Lektorin meinte, es sei mein bisher bestes Buch. Ob das stimmt, sollen und müssen am

Ende natürlich die Leser entscheide­n. Aber es ist natürlich schon so, dass nach sieben Büchern die Charaktere ausgefeilt­er sind und das Setting eins ist, das mir am Herzen liegt“, sagt sie.

Plotten übrigens sei nicht ihr Ding. „Ich bewundere Kollegen, die das können und alles fertig haben, bevor sie ein Wort schreiben. Das kann ich nicht. Dann komm ich viel zu schnell zum Mörder. Ich lasse mich von der Geschichte treiben und hatte sogar schon einmal den Fall, dass ich vier Seiten vor Schluss den Mörder geändert habe“, sagt sie lachend. Ein paar Änderungen zu Beginn hätten dann ausgereich­t. Es ist eine Arbeitswei­se, die viele Autoren haben – und die erfolgreic­h ist. Das neueste Biene-Buch „Tote Trainer pfeifen nicht“ist hierfür ein Beleg – und eine Reise in Nentwichs Vergangenh­eit.

 ?? FOTO: THOMAS NENTWICH ?? Autorin Vera Nentwich spielte einst selbst Eishockey, kennt also Helm, Schläger und Handschuhe aus dem Erleben. Ihr neues Buch um Ermittleri­n Biene spielt im Grefrather Eishockey.
FOTO: THOMAS NENTWICH Autorin Vera Nentwich spielte einst selbst Eishockey, kennt also Helm, Schläger und Handschuhe aus dem Erleben. Ihr neues Buch um Ermittleri­n Biene spielt im Grefrather Eishockey.

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