Rheinische Post Krefeld Kempen
Ringen um Zukunft des Museumscafés
Wird es bald wieder ein Museumscafé im Museum Burg Linn geben? Es gibt schwere Bedenken, und es gibt gute Gründe dafür. Ein Pächter wäre gefunden – warum die Entscheidung so schwierig ist.
LINN In der Frage, ob es bald wieder ein Museumscafé im Museum Burg Linn gibt, steht es Spitz auf Knopf. Die CDU hatte das Thema in der Bezirksvertretung (BZV) OppumLinn auf die Tagesordnung gesetzt, um den Stand der Dinge zu erfahren. Die Debatte endete mit einer Überraschung: Die Christdemokraten zogen ihren Antrag am Ende zurück, weil sie sich von den Argumenten, die gegen eine Wiederöffnung sprechen, haben überzeugen lassen. Im Hintergrund aber gibt es aber auch Überlegungen, das Café doch wieder zu eröffnen.
In der BZV-Sitzung berichtete Rolf-Bernd Keusgen (CDU) von schweren Bedenken, die Museumsleiter Boris Burandt gegen eine Wiedereröffnung hat. Burandt habe ihm, Keusgen, gegenüber drei Argumente genannt. Zum einen liegen demnach die Toiletten, die die Café-Besucher benutzen müssen, im Museum selbst, sodass die Besucher theoretisch von Museumsmitarbeitern begleitet werden müssten. Zum anderen gebe es kaum einen Lärmschutz, sodass, wenn das Café voll ist, ins Museum Lärm dringt, der wiederum die Museumsbesucher stört.
Zum Dritten hat Burandt den Wunsch, den Vorraum, in dem bislang das Café untergebracht war, für das Museum zu nutzen und dort über den Limes und das römische Kastell Gelduba, das seit 2021 zum Weltkulturerbe gehört, zu informieren und so mehr Werbung für Linn, das Museum und die archäologische Arbeit zu machen. Der CDU-Bezirkspolitiker Thilo Forkel resümiert den Vortrag von Keusgen so: „Diese Argumente haben uns überzeugt. Und es würde das Museum aufwerten, wenn man verstärkt auf das Weltkulturerbe Gelduba hinweist. So haben wir den Antrag zurückgezogen.“
Im Hintergrund gibt es aber auch Überlegungen, das Café doch wiederzueröffnen. Eine Pächterin ist gefunden: Anette Jegßenties, die das „Nettes Eiscafé“an der AlbertSteeger-Straße betreibt, wäre bereit dazu. „Es gab im vergangenen Jahr schon Verhandlungen mit der Stadt, aber wir konnten uns nicht auf die
Höhe der Pacht einigen“, berichtet sie auf Anfrage. Ihre Herausforderung: Sie müsste beide Cafés betreiben: das „Nettes Eiscafé“und das Museumscafé. „Es gibt dort keine Küche; wir müssten also alles in der Küche im „Nettes Eiscafé“zubereiten.“Um beide Häuser nebeneinander betreiben zu können, dürfte also die Pacht eine bestimmte Höhe nicht überschreiten.
Neben solchen wirtschaftlichen Fragen gibt es allerdings ein grundsätzliches Problem, das paradoxerweise mit dem guten Zuspruch für das Museum und den historischen Ortskern von Linn zu tun hat. „Die Touristen wissen nicht, wohin, wenn sie nach dem Besuch des Museums einen Kaffee trinken wollen“, berichtet Jegßenties. Ihr „Nettes Eiscafé“hat 20 Plätze – zu wenig für die Reisegruppen, die in Bussen anreisen. „Es ist natürlich schön für uns, wenn wir ausgebucht sind, aber die Besucher sind schon verärgert, wenn sie hier nicht wissen, wohin“, berichtet sie. So hat Linn im Moment das Problem, mit dem eigenen touristischen Erfolg fertigzuwerden. Ein Problem ist es wohl auch, dass noch ältere Flyer über das Museum kursieren, in dem mit dem Café geworben wird – auch das führe zuweilen zu Enttäuschungen bei Besuchergruppen. Am Museum liegt es jedenfalls nicht: Auf der Internetseite des Museums ist gut sichtbar der Hinweis zu lesen, dass das Café bis auf Weiteres außer Betrieb bleibt.
Die Verwaltung ringt wohl noch um eine Positionierung. Wie Jegßenties berichtet, soll es am 26. März ein entscheidendes Treffen geben, bei dem über die Lage gesprochen werden soll. Jegßenties’ Eindruck ist, dass die Verwaltung und das Zentrale Gebäudemanagement eher dazu neigen, das Café wiederzueröffnen.
Ein weiterer Punkt in der gesamten Gemengelage betrifft den Winkmannshof. Wie Jegßenties und Keusgen berichten, erwägt der neue Pächter des Winkmannshofes, einen Café-Betrieb tagsüber anzubieten. Das ist aber noch nicht spruchreif.
Wie Keusgen berichtet, soll Pächter Qani Fazliu noch überlegen; es gibt Probleme, unter anderem wie überall in der Gastronomie die Frage, ob man qualifiziertes Personal bekommt.
Möglicherweise muss die Stadt schlicht investieren, um das Museumscafé zukunftsfest und kompatibel mit dem Museumsbetrieb zu machen. Einer der früheren Pächter, die Familie Montz, hat im Jahr 2020 zu ihrem Abschied nach zehn Jahren Café-Betrieb eine klare Analyse vorgelegt. Das Gebäude, ursprünglich ein Gewächshaus, war demnach nie als Gastronomiebereich vorgesehen. So gab es keinen Abwasseranschluss. Der Betrieb habe viele Kompromisse erfordert, resümierte seinerzeit Michaela Montz im RPGespräch. Es gebe für die mögliche Zahl von 100 Gästen kein Wasser, keine Küche, keine Spülküche, keine Lagermöglichkeiten und für Besucher und Angestellte nur eine Damen-, eine Herren- und eine Behindertentoilette. Gekocht werden musste gegenüber auf der Rheinbabenstraße im Linn’sche Huus. Keines dieser Handicaps ist bis heute beseitigt.