Rheinische Post Krefeld Kempen
Uerdingen: Bewegung im Streit ums Parken
Betroffene Bürger hatten die Bezirksvertretung Uerdingen besucht – nach einer emotionalen Debatte hat die Verwaltung Überprüfungen der Kritikpunkte zugesagt. Beruhigt sind die Betroffenen aber nicht.
UERDINGEN Das Parkraumkonzept in Uerdingen ist 2018 im Rat einstimmig verabschiedet worden – jetzt bei der Ausführung gibt es massiven Unmut über Missstände und Probleme, die die Startphase bestimmen. Die Sitzung der Bezirksvertretung Uerdingen zu dem Thema war daher ungewöhnlich gut besucht, die Debatte emotional, aber am Ende doch konstruktiv – so jedenfalls fasst Bezirksvorsteher Jürgen Hengst den Abend zusammen. Olaf Paas von den Freien Wähler sieht das anders: „Die Sorgen der Leute sind schon extrem“, sagt er. Freie Wähler und Anwohner der Straße Am Oberfeld wollen sich daher am Samstag treffen, um zu beraten, wie es weitergehen soll.
Betroffen sind vor allem Anwohner der Linner Straße, der Straße Am Oberfeld und Unternehmer, die von auswärts kommen und plötzlich nicht mehr in der Nähe ihres Geschäftes parken können. Für generelle Unruhe sorgt auch der Umstand, dass zum Start des Parkraumkonzeptes zum 1. März noch nicht alle Anwohner ihre Parkausweise von der Stadt bekommen haben und jetzt eigentlich alle Knöllchen bekommen müssten. Wie der CDUBezirkspolitiker Ulrich Lohmar berichtet, sind bislang nur rund 300 von mehr als 1000 Ausweisen ausgegeben; die Stadt habe zugesagt, dass bis zum 1. April alles Ausweise zugestellt seien.
Neben diesem Problem ballt sich der Unmut nach `übereinstimmender Einschätzung von Lohmar, Hengst und Paas bei den Anwohnern an der Linner Straße und der Straße Am Oberfeld. Dort sind viele Parkplätze plötzlich weggefallen; besonders hart getroffen sind eine Reihe von gehbehinderten Senioren,
die ihr Auto nicht mehr in der Nähe der Wohnung parken können und aus Angst, keinen Parkplatz mehr zu finden, lieber zu Hause bleiben. Die Stadt hat hier schon mehrfach nachgebessert; Halteverbote wieder aufgehoben – doch es gibt wohl immer noch Betroffene, die in heller Aufregung sind. Hengst erläuterte dazu, die Stadt habe eine erneute Überprüfung vor Ort zugesagt. Ein Problem sei, dass die Straße sehr schmal und Parken zur Hälfte auf dem Gehweg im Prinzip verboten sei. Eine Lösung sei nicht ganz einfach, da es dazu auch einen Landeserlass gebe, den man nicht beliebig interpretieren könne. Dennoch zeigte Hengst sich zuversichtlich, dass sich Lösungen finden lassen.
Ein weiteres Problem betrifft Unternehmer. Lohmar berichtet von zwei Friseuren auf der Niederstraße und am Marktplatz, die, da sie von auswärts sind, keinen Anspruch auf Anwohnerparkplätze hätten. Sie seien aber auf ein Auto angewiesen, da sie auch Hausbesuche unter anderem in Seniorenwohnheimen machten. An solchen Fällen macht Lohmar auch Sorgen um den Standort Uerdingen fest: „Wenn es so ist, dass Unternehmer von außerhalb hier Riesenparkprobleme haben, dann könnte es abschreckende Wirkung haben.“Hengst betonte dazu, es gebe die Möglichkeit von
Ausnahmeregelungen für solche Unternehmer.
Lohmar unterstützt das Parkraumkonzept zwar, hat aber auch Verständnis für den Unmut der Leute. Parken in Uerdingen sei aktuell extrem schwierig, auch weil wegen Bauarbeiten unter anderem im Bereich Zollhof 40, 50 Plätze weggefallen seien. Er plädiert dafür, rasch neuen Parkraum zu schaffen.
So ließe sich am Ende der Niederstraße unter der Eisenbahnbrücke ein Parkplatz provisorisch herrichten. Er versteht auch nicht, dass auf dem Platz Am Röttgen samstags während des Wochenmarktes zwei Parkreihen gesperrt seien, obwohl dort keine Marktstände stünden.
Für Olaf Paas von den Freien Wählern kann von einer Beruhigung der Lage nicht die Rede sein, auch wenn bereits einige Halteverbote zurückgenommen worden seien. Auch nach den Zusagen der Verwaltung für neue Überprüfungen seien die Sorgen der Leute groß. Härtefälle sieht Paas vor allem bei den erwähnten gehandicapten Senioren. Das absolute Halteverbot führe auch dazu, dass vor einem Haus mit einer Pelletheizung theoretisch kein Lkw für die Lieferung von Pellets im absoluten Halteverbot stehen bleiben dürfte – die Leute befürchten nun, dass ihre Investition in eine klimafreundliche Heizung sinnlos war.