Rheinische Post Krefeld Kempen
„Es ist toll, was sich da entwickelt hat“
JOBST Wir sind wie viele Vereine mit stark gestiegenen Kosten und rückläufigen TV-Einnahmen konfrontiert. Auf der anderen Seite stehen wir wirtschaftlich so stabil da, wie lange nicht. Wir haben einen klaren Plan, wo wir hinwollen, und langfristige Partnerschaften, die uns über drei bis fünf Jahre Planungssicherheit geben und auch finanziell stützen. Natürlich über mehrere Jahre gestreckt, aber wo haben Sie sonst in der zweiten Liga diese Planbarkeit? Trotzdem machen wir keine wirtschaftlichen Experimente, sondern gehen unseren Weg. Schritt für Schritt.
Tzolis ist im Sommer also weg? JOBST Solche Ablösesummen sind für Zweitligisten nur in Ausnahmefällen zu stemmen. Deshalb ist das eine ehrliche Bestandsaufnahme. Zu der gehört aber auch, dass Klaus Allofs und Chris Weber in den letzten Jahren eine Mannschaft zusammengestellt haben, die unsere Anhänger begeistern kann. Es muss ja nicht immer Spektakel-Fußball sein. Aber man merkt, da ist etwas gewachsen. Das tut uns als Fortuna gut.
Der Vorstandschef von Fortuna hat große Aufgaben. Ein Gespräch über die sportlichen Aussichten, die wirtschaftlichen Bedingungen und das Verhältnis zwischen Klub und Stadt.
Wie der Einzug ins Pokal-Halbfinale...
JOBST Absolut. Ein Pokal-Halbfinale werden wir in den nächsten Jahren wohl nicht mehr so, so oft sehen. Es ist toll, was sich da entwickelt hat. Für diese Momente machen wir den Job. Und sind alle Fußball-Fans.
Und dennoch ist das Ziel klar umschrieben – es geht um diesen ominösen nächsten Schritt. Kann Fortuna Bundesliga?
JOBST Wir spielen in einer unglaublich starken, aber auch attraktiven Liga. Und wir sehen, dass wir mithalten können. Wir wollen aber mehr als das. Wir möchten und werden um den Aufstieg mitspielen, das muss unser Anspruch sein. Vom Verein aus, vom Kader her und auch mit Blick auf die aktuelle Tabellensituation.
Ein Hebel, wie Erfolg dauerhaft in Düsseldorf etabliert werden soll, ist die Bewegung „Fortuna für alle“. Nach dem der Hype sich gelegt hat, wie blicken Sie auf die Neuausrichtung?
JOBST Wir sehen erste Erfolge, die uns auf diesem Weg bestärken. Wir haben immer gesagt, das ist Langstrecke, wir brauchen Geduld. In diesem Geschäft ist Zeit aber genau das, was am Kostbarsten ist, deshalb kann ich jeden verstehen, der ungeduldig ist. Aber Dinge ändern sich nicht über Nacht. Und dennoch sehen wir eben auch schon jetzt viele positive Effekte.
Was wäre das?
JOBST Auch ohne Freispiele sind deutlich mehr Zuschauer im Stadion, wir liegen aktuell bei einem Schnitt von 38.000 – das kann sich sehen lassen. Zum Ende der Saison werden unsere Ticketing-Erlöse bei den Ergebnissen der vergangenen
Saison liegen – und das mit drei Freispielen. Für uns ein Ausrufezeichen. Wir haben einen neuen Mitgliederrekord, die Merchandising-Erlöse haben derzeit den stärksten Anstieg, den wir jemals verzeichnen konnten. Und im Sponsoring sind wir zwar noch nicht da, wo wir mittelfristig sein wollen, haben aber bereits in dieser Saison Mehreinnahmen durch Sponsoringerlöse von über fünf Millionen Euro.