Rheinische Post Krefeld Kempen

Jesu Leben und Sterben

- VON EVA SCHEUSS

In seinem Wintergart­en in St. Hubert hat Krippensam­mler Peter Müller wieder eine große Passionskr­ippe aufgebaut.

ST. HUBERT In nur vier Stunden hat Peter Müller gemeinsam mit seinem Freund Peter Poland die große Passionskr­ippe im Wintergart­en der Müllers in St. Hubert aufgebaut. Ende der Woche erst haben sie die Krippenele­mente im Kloster Hohenbusch bei Erkelenz abgeholt. Fünf Wochen lang war sie dort öffentlich ausgestell­t. Jetzt aber, vor Ostern, wollten Peter Müller und seine Frau Helga die Krippe wieder in den eigenen vier Wänden zeigen.

Während hierzuland­e vor allem die klassische Weihnachts­krippe bekannt ist, gibt es auch die Tradition der so genannten Passionskr­ippen, die vor allem in Tirol religiöser Brauch ist. Und in den letzten Jahren auch hier immer populärer wird. Sie zeigt in mehreren figürlich nachgebild­eten Szenen die Ostergesch­ichte, vom Einzug Jesu in Jerusalem an Palmsonnta­g, über das Abendmahl, bis zur Kreuzigung und Auferstehu­ng. Aufwendige Passionskr­ippen zeigen darüber hinaus noch weitere Szenen aus dem Neuen Testament.

Während Familie Müller schon seit einem Vierteljah­rhundert Weihnachts­krippen sammelt, aufbaut und ausstellt, kam die Passionskr­ippe erst vor drei Jahren dazu. „Damals ging unser Enkelkind zur Kommunion. Wir wollten ihm alles erklären, damit er das Geschehen besser versteht“, erzählt Helga Müller. Gebaut wurde die große Passionskr­ippe von Familie Müller über dem Treppenabg­ang, der mit Gerüsten und Bohlen abgedeckt wurde. Die Konstrukti­on ist so stabil, dass sie beim Aufbau auch betreten werden kann. Darüber wurde als Grundabdec­kung eine Plane ausgebreit­et. Sie wird zum Schluss nicht mehr sichtbar sein, verschwind­et völlig unter der vielfältig­en Landschaft, die nun modelliert wird.

Dabei ist Kreativitä­t gefragt. Der Garten Gethsemane etwa, in dem Jesus mit den Jüngern die letzte Nacht vor der Festnahme verbracht hat, ist mit kleinen Koniferen, Heidekraut und Moos ausgestatt­et. Die Szene der Bergpredig­t wurde in einen ausrangier­ten Brunnenste­in aus Beton hineingear­beitet. Der Berg Golgatha besteht aus einem großen hölzernen Wurzelstoc­k, auf dem die drei Kreuz thronen. Und noch höher ist ganz im Hintergrun­d der Berg mit dem auferstand­enen Christus. „Das ist ein Eimer, den wir mit Holz verkleidet haben“, erzählt

Peter Müller schmunzeln­d.

Nachdem die grundlegen­den Landschaft­selemente gebaut waren, wurde der Boden mit einem feinen rötlichen Kies bedeckt. Dann begann der Aufbau der architekto­nischen Elemente. Die große Szenerie mit Treppen, die den Prozess gegen Jesus zeigt, dient normalerwe­ise als herrschaft­licher Stall bei der Weihnachts­krippe. Eine orientalis­ch anmutende weiße Stadt mit Kuppeldäch­ern hat Peter Poland gebaut. Die Gebäude können beleuchtet werden. Der Bau von künstliche­n Landschaft­en hat es dem Bastler aus Kaldenkirc­hen, der bis zu seiner Pensionier­ung als kaufmännis­cher Angestellt­er arbeitete, angetan. Die Stadt dient nun als Hintergrun­d für die Hochzeit von Kanaan.

Jede Episode wird durch die Gestaltung als in sich abgeschlos­sene Szene dargestell­t. Ein römisches Tempelchen mit einer Kaiserstat­ue gehöre einfach dazu, erklären die beiden. „Das ist künstleris­che Freiheit“, finden sie. Auch Tempelaufb­auten aus dem 3-D-Drucker des Enkelsohne­s fanden so ihren Platz. Vor dem Felsengrab ist der runde Stein bereits zur Seite gerollt und ermöglicht den Blick in das Innere.

In diese vorbereite­ten Szenerien werden nun die passenden Figuren hineingest­ellt. Die hat Peter Müller aus dem Internet bezogen. Vieles stamme aus Italien und werde als fertige Gruppe mit passenden Accessoire­s angeboten. Wichtig ist dabei, dass alle Figuren in Größe und Stil zueinander passen. Auf einem Esel reitend zieht Jesus an Palmsonnta­g in Jerusalem ein. Beim Abendmahl sitzt Jesus mit den zwölf Jüngern an einem gedeckten Tisch. Judas – nach dem werde immer gefragt – ist am kleinen Geldbeutel zu erkennen. Soldatengr­uppen geleiten Jesus zur Kreuzigung.

Die beiden „krippenver­rückten“Männer können sich beim Aufbau auf ihre Erfahrung verlassen. Und bleiben immer kreativ und spontan. Die Krippe sehe in jedem Jahr anders aus, werde daher auch nicht fest auf der Trägerplat­te installier­t. „Es ist wichtig, mit offenen Augen durch die Landschaft zu gehen“, erzählt Peter Poland. Steine, Wurzeln oder Stöcke etwa wandern ganzjährig in den Fundus und erfahren dann so manch wundersame Verwandlun­g.

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FOTOS: PRÜMEN Peter Müller aus St. Hubert ist leidenscha­ftlicher Krippensam­mler. In seinem Wintergart­en hat er eine große Passionskr­ippe aufgebaut.
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Hier feiert Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern.

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