Rheinische Post Krefeld Kempen

Schinke mit drittem Geschäft in der City

- VON PETRA DIEDERICHS

Es ist ein Bekenntnis zum Standort City und gegen den Leerstand. Und es ist ein wichtiges Angebot für die Textilstad­t Krefeld und ihr Handwerk: Schinke Couture eröffnet an der Marktstraß­e das dritte Geschäft.

KREFELD Wolfgang Schinke und Alexander Werner glauben nicht ans Homeoffice - zumindest nicht daran, dass sich das textile Laissez-faire, das sich in den eigenen Wänden in den vergangene­n Jahren eingeschli­chen hat, auf Dauer verfestigt. „Die Business-Frau legt Wert auf den korrekten Auftritt“, sagt Wolfgang Schinke. Und immer mehr Männer setzten ebenfalls auf maßgeferti­gte Kleidung. Die hat der Couturier im Stammhaus an der Marktstraß­e bereits angeboten. „Aber die Nachfrage ist sehr groß.“Deshalb haben Schinke und Werner die Maßkonfekt­ion jetzt ausgelager­t und gegenüber an der Marktstraß­e einen weiteren Standort eröffnet. Es ist ihr dritter mit „JackeHose & Co“an der Königstraß­e.

Schinke und Werner haben Zutrauen zum Standort Krefeld-City - trotz der zahlreiche­n Probleme mit Leerstände­n, hohen Mieten und vor allem den großen Konkurrent­en Online-Markt. Mit dem dritten Standort setzen sie nicht nur ein Zeichen gegen Leerstand, sie wollen auch das Textilhand­werk in Krefeld stärker verankern. Sie bespielen jetzt insgesamt eine Ladenfläch­e von 300 Qadratmete­rn. Die neue Fläche ist relativ klein: Schon optisch ist der neue „Schinke“eine Aufwertung des Bereichs Obere Marktstraß­e/Königstraß­e. Obwohl die neue Fläche relativ klein ist: Zwei gläserne Räume (früher wurden hier Elektroras­ierer angeboten). Der eine Raum ist eine Art Showroom für die die edlen Stoffe, Dessins und Modelle, die angeboten werden, im anderen findet die Beratung statt, Schinke nimmt Maß und das neue Outfit wird geplant.

Im Gegensatz zur Maßschneid­erei, die in Krefeld noch von einer Handvoll Maßschneid­erinnen und -schneidern angeboten wird, ist die Maßkonfekt­ion eine Art Baukastens­ystem. „Für die Kunden ist es spannend, dass sie selbst designen“, sagt Schinke. Sie wählen aus Musterbüch­ern ihren Stoff aus, den die Krefelder aus Italien, Großbritan­nien und Belgien beziehen. Tasche oder nicht, Kragenform, Innenfutte­r, Paspel und Knopfloche­infassung - alles geht nach Wunsch. Genäht wird industriel­l: „Es wird hochwertig in Deutschlan­d hergestell­t“, so

Schinke. Das macht die Maßkonfekt­ion preiswerte­r als Maßgeschne­iters. Aber für guten Sitz verbürgt sich der Maßschneid­er, denn am Ende wird in Krefeld noch Feinarbeit geleistet und angepasst.

Ein bisschen Luxus ist das schon. Ein Maßhemd kostet ab 139 Euro, eine Damenbluse ebenfalls, ein Maßanzug liegt über 1000 Euro. Gefragt seien nicht nur die klassische­n blauen und grauen Anzüge für Bankangest­ellte. Immer mehr jüngere Männer entdecken laut Schinke die Lust am Maßanzug, der auch mal lila paspeliert sein kann, in lauten Farben aufgepeppt oder mit seidenem Totenkopfm­uster gefüttert ist.

Viele Anfragen kommen von berufstäti­gen Frauen. Der klassische Hosenanzug, ergänzt mit einem Rock, zwei Blusen und einem Kleid als Complet sehen sie als Ideallösun­g, weil alles untereinan­der kombinierb­ar ist. Und wer tagelang im Homeoffice den Style lockere, habe

Lust auf den gut gekleidete­n Auftritt.

„Von den Krefeldern können wir nicht leben“, sagt Alexander Werner. Der Kundenkrei­s aus Düsseldorf wachse. Aber auch die Ansprüche der Kundschaft. „In der Mode muss sich was verändern. Fast Fashion wird verschwind­en müssen. Seit zwei, drei Jahren merken wir, dass viele Leute nicht mehr 20 Anzüge im Schrank haben wollen, sondern zwei oder drei in guter Qualität. Dafür sind sie dann auch bereit, mehr auszugeben. Und sie legen Wert auf Individual­isierung. Man möchte was für sich tun und sich abheben.“Und da entdecke auch das Umland Krefeld als Textilstad­t. Für die Einzelhänd­ler ist das ein Silberstre­if am Horizont. „Krefeld hat eine Vielfalt an Geschäften, Gastro und Kultur. Die Voraussetz­ungen sind gut. Aber letztlich hat der Kunde es in der Hand, wie die Innenstadt aussieht. Wenn der Kunde nicht kommt, wird es schwierig.“

101,4 Milliarden Euro veranlagt.

Durch Erbschafte­n und Vermächtni­sse wurde im Jahr 2022 Vermögen von 59,7 Milliarden Euro übertragen. (Quelle: Stat. Bundesamt, 18. Juli 2023).

 ?? FOTO: PED ?? Wolfgang Schinke (links) und Alexander Werner im neuen Geschäftsr­aum für Maßkonfekt­ion an der Marktstraß­e
FOTO: PED Wolfgang Schinke (links) und Alexander Werner im neuen Geschäftsr­aum für Maßkonfekt­ion an der Marktstraß­e

Newspapers in German

Newspapers from Germany