Rheinische Post Krefeld Kempen
Schinke mit drittem Geschäft in der City
Es ist ein Bekenntnis zum Standort City und gegen den Leerstand. Und es ist ein wichtiges Angebot für die Textilstadt Krefeld und ihr Handwerk: Schinke Couture eröffnet an der Marktstraße das dritte Geschäft.
KREFELD Wolfgang Schinke und Alexander Werner glauben nicht ans Homeoffice - zumindest nicht daran, dass sich das textile Laissez-faire, das sich in den eigenen Wänden in den vergangenen Jahren eingeschlichen hat, auf Dauer verfestigt. „Die Business-Frau legt Wert auf den korrekten Auftritt“, sagt Wolfgang Schinke. Und immer mehr Männer setzten ebenfalls auf maßgefertigte Kleidung. Die hat der Couturier im Stammhaus an der Marktstraße bereits angeboten. „Aber die Nachfrage ist sehr groß.“Deshalb haben Schinke und Werner die Maßkonfektion jetzt ausgelagert und gegenüber an der Marktstraße einen weiteren Standort eröffnet. Es ist ihr dritter mit „JackeHose & Co“an der Königstraße.
Schinke und Werner haben Zutrauen zum Standort Krefeld-City - trotz der zahlreichen Probleme mit Leerständen, hohen Mieten und vor allem den großen Konkurrenten Online-Markt. Mit dem dritten Standort setzen sie nicht nur ein Zeichen gegen Leerstand, sie wollen auch das Textilhandwerk in Krefeld stärker verankern. Sie bespielen jetzt insgesamt eine Ladenfläche von 300 Qadratmetern. Die neue Fläche ist relativ klein: Schon optisch ist der neue „Schinke“eine Aufwertung des Bereichs Obere Marktstraße/Königstraße. Obwohl die neue Fläche relativ klein ist: Zwei gläserne Räume (früher wurden hier Elektrorasierer angeboten). Der eine Raum ist eine Art Showroom für die die edlen Stoffe, Dessins und Modelle, die angeboten werden, im anderen findet die Beratung statt, Schinke nimmt Maß und das neue Outfit wird geplant.
Im Gegensatz zur Maßschneiderei, die in Krefeld noch von einer Handvoll Maßschneiderinnen und -schneidern angeboten wird, ist die Maßkonfektion eine Art Baukastensystem. „Für die Kunden ist es spannend, dass sie selbst designen“, sagt Schinke. Sie wählen aus Musterbüchern ihren Stoff aus, den die Krefelder aus Italien, Großbritannien und Belgien beziehen. Tasche oder nicht, Kragenform, Innenfutter, Paspel und Knopflocheinfassung - alles geht nach Wunsch. Genäht wird industriell: „Es wird hochwertig in Deutschland hergestellt“, so
Schinke. Das macht die Maßkonfektion preiswerter als Maßgeschneiters. Aber für guten Sitz verbürgt sich der Maßschneider, denn am Ende wird in Krefeld noch Feinarbeit geleistet und angepasst.
Ein bisschen Luxus ist das schon. Ein Maßhemd kostet ab 139 Euro, eine Damenbluse ebenfalls, ein Maßanzug liegt über 1000 Euro. Gefragt seien nicht nur die klassischen blauen und grauen Anzüge für Bankangestellte. Immer mehr jüngere Männer entdecken laut Schinke die Lust am Maßanzug, der auch mal lila paspeliert sein kann, in lauten Farben aufgepeppt oder mit seidenem Totenkopfmuster gefüttert ist.
Viele Anfragen kommen von berufstätigen Frauen. Der klassische Hosenanzug, ergänzt mit einem Rock, zwei Blusen und einem Kleid als Complet sehen sie als Ideallösung, weil alles untereinander kombinierbar ist. Und wer tagelang im Homeoffice den Style lockere, habe
Lust auf den gut gekleideten Auftritt.
„Von den Krefeldern können wir nicht leben“, sagt Alexander Werner. Der Kundenkreis aus Düsseldorf wachse. Aber auch die Ansprüche der Kundschaft. „In der Mode muss sich was verändern. Fast Fashion wird verschwinden müssen. Seit zwei, drei Jahren merken wir, dass viele Leute nicht mehr 20 Anzüge im Schrank haben wollen, sondern zwei oder drei in guter Qualität. Dafür sind sie dann auch bereit, mehr auszugeben. Und sie legen Wert auf Individualisierung. Man möchte was für sich tun und sich abheben.“Und da entdecke auch das Umland Krefeld als Textilstadt. Für die Einzelhändler ist das ein Silberstreif am Horizont. „Krefeld hat eine Vielfalt an Geschäften, Gastro und Kultur. Die Voraussetzungen sind gut. Aber letztlich hat der Kunde es in der Hand, wie die Innenstadt aussieht. Wenn der Kunde nicht kommt, wird es schwierig.“
101,4 Milliarden Euro veranlagt.
Durch Erbschaften und Vermächtnisse wurde im Jahr 2022 Vermögen von 59,7 Milliarden Euro übertragen. (Quelle: Stat. Bundesamt, 18. Juli 2023).