Rheinische Post Krefeld Kempen
Beethovens Oratorium: Jesu Leiden im Garten Gethsemane
Eine Psalmvertonung von Mendelssohn Bartholdy sowie das Leidens- und Verhaftungsdrama von Beethoven gab es zum Jubiläum des Crescendo Chors.
KREFELD Heinz-Peter Kortmann und sein von ihm gegründeter Crescendo Chor feiern in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen mit drei großen Konzerten. Bereits mit dem ersten – einer außergewöhnlichen Passionsmusik – machten die inzwischen auf 80 Mitglieder im Alter von 16 bis 70 Jahre angewachsene Vokalgemeinschaft und ihr rühriger Dirigent sich selbst und den Zuhörern in der voll besetzten St. Josefkirche ein exquisites Geschenk.
Nach genau 20 Jahren erklang in dem akustisch günstigen Kirchenraum wieder das einzige Oratorium Ludwig van Beethovens - „Christus am Ölberg“. Es beschreibt – unter Verwendung eines frei gedichteten Librettos von Franz Xaver Huber - die Szene, in der Jesus im Garten Gethsemane betet und seinen Vater um Beistand bittet, wissend, dass sein Leiden und Sterben unmittelbar bevorstehen. Ein Engel erscheint ihm und bestärkt den zagenden Gottessohn, seine Erlösungstat zu vollbringen. Schon bald kommen die Kriegsknechte und wollen Jesus festnehmen. Die Jünger sind ängstlich und flehen um Gnade, nur Petrus versucht, seinen Herrn zu retten. Doch Jesus hält ihn zurück und stellt sich mutig den Soldaten.
Beethoven, der 1803 zum Hauskomponisten des Theaters in Wien avancierte, schrieb dieses recht opernhafte Werk in wenigen Wochen, damit es am Dienstag der Karwoche des Jahres 1803 aufgeführt werden konnte. In der Fastenzeit waren Opernaufführungen nicht erlaubt.
Der Chor – wie stets höchst sattelfest, flexibel und sorgfältig in der Ausführung – war offenbar von der farbigen, klanggesättigten Tonsprache Beethovens ebenso gefesselt wie das aufmerksame Auditorium. In den Chören der Krieger und der Jünger waren diesmal die Chorherren besonders gefordert. Mit volumenreicher Klangkultur entledigten sie sich ihrer dankbaren Aufgaben. Doch die Damen standen ihnen nicht nach – vor allem das Gotteslob im abschließenden Chor der Engel bleibt in Erinnerung.
Das Rheinische Oratorienorchester, ein immer bestens vorbereitetes Instrumentalensemble, war auch diesmal ein sich dem vokalen Geschehen bestens anpassender Klangkörper. Obwohl nicht allzu üppig besetzt, vermochten sowohl Streicher als auch Bläser die opernhaften Klänge und auch die dramatischen Zuspitzungen gültig zu vermitteln. Kantor Heinz-Peter Kortmann leitete umsichtig, präzise und immer Ruhe ausstrahlend.
Marina Schuchert war mit leuchtendem, höhenverliebtem Sopran der den vor Angst zitternden Gottessohn stärkende Engel. Justus Seeger konnte als Petrus trotz des geringen Umfangs seiner Partie mit raumgreifendem, ganz ausgeglichenem Bass überzeugen. Raphael Pauß hatte – für ihn zum ersten Mal – die umfangreiche, heldisch geprägte Partie des Jesus übernommen. Der Tenor verfügt über achtunggebietendes Stimmvolumen, auch in den extremen, sicher bewältigten Höhen und über beachtliche Ausdrucksintensität. Doch leider ist seine Stimme weitgehend nicht ruhig geführt, was den Gesamteindruck beeinträchtigte.
An den Anfang des mit begeistertem Beifall bedachten Passionskonzertes
hatte Kortmann die Felix Mendelssohn Bartholdy-Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“gestellt. Hier konnte der Chor seine sängerischen wie interpretatorischen Qualitäten ebenso unter Beweis stellen wie das Orchester und vor allem die mit brillanten, ganz ausgeglichen gestalteten Höhenflügen überzeugende Sopranistin.