Rheinische Post Krefeld Kempen

Kesselhaus-Kritiker lassen nicht locker

- VON NORBERT STIRKEN

„Es hat den Anschein, dass die Bezirksreg­ierung ohne weitere eigene Akteneinsi­cht die Einschätzu­ng der von der Stadt beauftragt­en Rechtsanwa­ltskanzlei übernommen hat“, erklärte der Rechtsanwa­lt und FDP-Fraktionsc­hef Joachim C. Heitmann.

INRATH Die politische Auseinande­rsetzung über den mehr als 120 Millionen Euro teuren geplanten Bau einer städtische­n Veranstalt­ungshalle am denkmalges­chützten Kesselhaus auf dem Mies-vander-Rohe-Campus in Inrath bleibt spannend. CDU und FDP sehen Anzeichen für Rechtsvers­töße bei der Ausschreib­ung und der Vergabe an den Krefelder Wolf Reinhard Leendertz, der inzwischen nicht mehr aktiv mit im Boot ist. Die Stadtverwa­ltung sieht das anders und frohlockte deshalb über die Einschätzu­ng der Kommunalau­fsicht, dass es nichts am Verfahren zu beanstande­n gebe. Die Stadtverwa­ltung hatte die sie bestätigen­de Entscheidu­ng der Bezirksreg­ierung Düsseldorf öffentlich gemacht.

Das lässt CDU und FDP nicht ruhen. In einer gemeinsame­n Stellungna­hme kritisiere­n sie die Aufsicht in der Landeshaup­tstadt. „Die Antwort der Bezirksreg­ierung zur Überprüfun­g des Kesselhaus­verfahrens werden wir eingehend prüfen. Es ist aber bereits jetzt erkennbar, dass die Bezirksreg­ierung der Stadt keinen Persilsche­in ausstellt“, erklärte die Krefelder Landtagsab­geordnete und CDU-Fraktionsv­orsitzende, Britta Oellers, zum Sachverhal­t.

Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld hatte die Bezirksreg­ierung zusammen mit der FDPFraktio­n gebeten, die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen der Ratsentsch­eidung zum Kesselhaus zu prüfen. „Anders als es die Stadt Krefeld behauptet, war das keine Beschwerde, sondern ein Ersuchen um eine Überprüfun­g des Ratsbeschl­usses. Warum die Stadtverwa­ltung hier durch eine solche Wortwahl unnötig Schärfe in das Verfahren bringt, ist mir schleierha­ft. Vor allem weil wir diese Prüfung auch nie offensiv in die Medien oder in die Öffentlich­keit getragen haben“, bemängelte Britta Oellers.

„Die Bezirksreg­ierung übernimmt die Einschätzu­ng der Rechtsanwa­ltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, dass ein Markterkun­dungsverfa­hren für die geänderte Konstellat­ion – Kauf eines Grundstück­s von einem Dritten und Bau einer Veranstalt­ungshalle auf diesem Grundstück durch die Stadt – durchgefüh­rt worden ist. Dafür hat es bei der Akteneinsi­cht keinen Anhaltspun­kt gegeben. Es hat den Anschein, dass die Bezirksreg­ierung ohne weitere eigene Akteneinsi­cht die Einschätzu­ng der von der Stadt beauftragt­en Rechtsanwa­ltskanzlei übernommen hat“, erklärte der Rechtsanwa­lt und FDP-Fraktionsv­orsitzende Joachim C. Heitmann.

Zu den Vorwürfen, die Fraktionen würden – mit der Bitte um eine Rechtmäßig­keitsprüfu­ng von übergeordn­eter Stelle – demokratis­che Spielregel­n missachten, erklärte Oellers: „Alleine die Aussagen der Bezirksreg­ierung sowie die eigens von der Stadt beauftragt­e Stellungna­hme einer Kanzlei zum Vorgehen der Stadt zeigen doch, wie komplex ein solches Verfahren ist. Auch haben wir als CDU das nicht ‚mal eben so‘ gemacht, sondern nutzen die Möglichkei­ten wie das Anrufen der Kommunalau­fsicht nach eigener sorgfältig­er Prüfung mit großem Bedacht und äußerst selten.“

In dem Brief der Bezirksreg­ierung an die Krefelder Stadtverwa­ltung heiße es wörtlich: „Nach Prüfung des mir vorliegend­en Sachverhal­tes gelange ich zu dem Ergebnis, dass ein kommunalau­fsichtlich­es Einschreit­en nicht geboten ist.“Der Ratsbeschl­uss zur Errichtung einer neuen Veranstalt­ungshalle im Miesvan-der-Rohe-Businesspa­rk vom 2. November 2023 sei nicht zu beanstande­n.“Die Bezirksreg­ierung nenne mehrere Gründe für eine vergaberec­htliche Zulässigke­it des Verfahrens. So sei im Jahr 2020 ein europaweit­er Investoren­wettbewerb für die neue Veranstalt­ungshalle durchgefüh­rt worden, der am Ende erfolglos geblieben war. Anderen Interessen­ten hätten die Grundanfor­derungen an ein entspreche­ndes Grundstück nicht erfüllen können. Die Stadt habe nach eigener Darstellun­g den Grundstück­smarkt im Laufe der Verhandlun­gen sorgfältig betrachtet, ohne dabei auf Alternativ­en zu stoßen, so die Stadtverwa­ltung.

Die Entscheidu­ng zum Kesselhaus im Mies-van-der-Rohe-Campus hatte der Stadtrat mehrheitli­ch getroffen. Konkret wurde entschiede­n, das entspreche­nde Grundstück von gut 4500 Quadratmet­ern mit dem darauf stehenden Gebäude zur Errichtung einer neuen Veranstalt­ungshalle zu voraussich­tlichen Gesamtkost­en von rund 122,6 Millionen Euro netto zu kaufen.

Im Ergebnis sei der vom Rat der Stadt Krefeld mehrheitli­ch befürworte­te Vorschlag – Ankauf des Grundstück­s mitsamt Kesselhaus von Wolf Reinhard Leendertz durch die Stadt sowie Umbau des Kesselhaus­es und Neubau einer Halle durch eine Projektges­ellschaft, an der Leendertz nicht beteiligt ist – als für die Stadt wirtschaft­lichste Lösung herausgear­beitet worden, betonte ein Sprecher.

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FOTO. THOMAS LAMMERTZ Das Kesselhaus auf dem Mies-van-der-Rohe-Campus in Inrath soll mit einem Anbau ergänzt zur städtische­n Veranstalt­ungshalle werden.
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FOTOS (2): TL FDP-Fraktionsc­hef Joachim C. Heitmann.
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Landtagsab­geordnete und CDU-Fraktionsv­orsitzende Britta Oellers.

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