Rheinische Post Krefeld Kempen
Gewinner sind nur Ehrhoff und die KEV-Fans
Die Krefeld Pinguine verpassten zum zweiten Mal die ersehnte Rückkehr in die DEL. Dafür ist in erster Linie die Kaderplanung von Peter Draisaitl und das Verletzungspech verantwortlich. Ein weiteres Jahr in der DEL2 wird dem Klub gut tun.
Es ist noch nicht mal April, und schon wird das Eis der YaylaArena wieder abgetaut, weil für die Krefeld Pinguine nach der Niederlage im siebten Play-off-Spiel gegen Crimmtischau der Urlaub begann. Letztendlich spiegelt das frühe Aus die gesamte Saison wider. Oft gab die Mannschaft Führungen leichtfertig aus der Hand. Nicht mal die Hälfte der Hauptrundenspiele konnten gewonnen werden. Am Ende erreichte das Team auf den letzten Drücker noch die direkte Play-off-Qualifikation.
Die Gründe für das verpasste Saisonziel liegen auf der Hand. Dabei besitzt die Kaderplanung den größten Anteil. Peter Draisaitl hatte bei seinem Debüt als Sportlicher Leiter insgesamt kein glückliches Händchen. Dass er alleine die Verantwortung übernahm, um, wie er betonte, den Trainern den Rücken freizuhalten, ehrt ihn zwar, war aber ein Fehler.
Der Mannschaft fehlten von Beginn an Kontingentspieler, die wie in fast allen Teams unter den TopSechs der Liga den Unterschied ausmachen. Das gilt für Eric Gotz und Alexander Ruuttu nicht. Nur Josh MacDonald war eine gute Verpflichtung.
Auch Draisaitls Prognose, die deutsche Fraktion ist so gut, dass keine weiteren Ausländer verpflichtet werden müssen, traf nicht zu. Jon Matsumoto ist dabei die größte Enttäuschung. Die Einschätzung vieler Experten im Sommer, er ist ein Ausnahmespieler der Liga, traf nicht zu. Wie ein Sechser im Lotto war für den Sportlichen Leiter das Comeback von Christian Ehrhoff. So verzichtete er auf die Verpflichtung eines starken Offensiv-Verteidigers aus dem Ausland, der dem Team fehlte. Von den Nachverpflichtungen konnte Jerome Flaake die Erwartungen nicht erfüllen. Sein Zenit ist offensichtlich überschritten. Lucas Lessio brauchte eine viel zu lange Anlaufzeit, dann verletzte er sich. Dagegen verstärkte Matt Marcinew
das Team vom ersten Spiel an.
Ein weiteres Zeugnis für die unglückliche Planung ist das Fehlen eines erkennbaren Systems und die Torflaute, besonders bei Überzahl. Selbst drei Trainer konnten das nicht entscheidend verbessern. Zuletzt hatte Greg Poss die größte Chance dazu, weil er lange fast alle Spieler des tiefen Kaders zur Verfügung hatte.
Man darf gespannt sein, welche personellen Konsequenzen die Sportliche Leitung jetzt ziehen wird. Viel Spielraum besteht auf den ersten Blick aufgrund vieler Verträge über die Saison hinaus nicht. Der neue Trainer, der ja schon verpflichtet wurde und Thomas Popiesch heißen soll, wird sich schon so seine Gedanken gemacht haben. Er wird sich bestimmt nicht ohne Mitsprache ein Team von Draisaitl vorsetzen lassen. Denn letztendlich muss ein Trainer entscheiden, für welche Positionen er welche Spieler benötigt.
Diese Entscheidungen hängen natürlich von den finanziellen Möglichkeiten ab. Bleibt der Etat konstant, müssten Stürmer aus der DEL2 zu verpflichten sein, die in der Hauptrunde mehr als 30 Treffer erzielten. Oder ein Verteidiger vom Kaliber wie Balinson würde dem Team gut zu Gesicht stehen. Denn obwohl zuletzt zu hören war, dass Christian Ehrhoff vielleicht doch noch ein Jahr dranhängen könnte, ist eher mit seinem Karriere-Ende zu rechnen. Neben dem Ex-NHLStar stehen bei den Gewinnern der
Saison die KEV-Fans an erster Stelle. Es ist beeindruckend, wie sie trotz der zu vielen mäßigen Darbietungen dem Team mit Leidenschaft und Begeisterung die Stange hielten. Dazu trug natürlich auch das Team um Hauptgesellschafter Peer Schopp mit einer sehr guten Außendarstellung, besonders in den Sozialen Medien, bei. Eishockey in der YaylaArena genießt immer mehr EventCharakter. Das alles trug dazu bei, dass im Schnitt mehr Zuschauer zu den 29 Heimspielen einschließlich Play-offs kamen als erwartet. Insgesamt waren es in dieser Eiszeit 149.552 Besucher. Zuletzt waren vor zehn Jahren mehr gekommen. Die Ticket-Einnahmen spülten netto gut zwei Millionen Euro (geschätzt) in die Kasse der GmbH.
Nach dem Motto, aller guten Dinge sind drei, tut den Pinguinen ein weiteres Jahr in der DEL2 besonders wirtschaftlich gut. Wenn im sportlichen Bereich an den Stellschrauben besser gedreht wird als vor einem Jahr, kann die Begeisterung der Fans anhalten. Insgesamt machte der Standort Krefeld auch durch das Abschneiden der U20 des KEV gute Werbung für sich und seinen Sponsoren. Die Westparkstraße ist seit dem Wechsel an der Spitze der GmbH für die Profis wieder eine interessante Adresse. Auch mit Blick auf die zwei neuen Eishallen können alle zuversichtlich in die Zukunft schauen, dass Krefeld eine Eishockey-Stadt bleibt.
H.-G. Schoofs