Rheinische Post Krefeld Kempen

„Mit dem Tod ist nicht alles aus“

- VON ANDREAS BODENBENNE­R

In der Osternacht feiern Christen die Auferstehu­ng Jesu Christi von den Toten. Der Weg führt von der Dunkelheit ins Licht.

KEMPEN Wer fürchtet nicht den Tod? Wer kennt nicht die bittere Erfahrung, dass lieb gewordene Menschen verstorben sind und man nicht mehr Freude und Leid mit ihnen so teilen kann wie zu Lebzeiten – alles vorbei! Ende! Schluss! Aus!

Wirklich alles aus? Was ist mit den Erinnerung­en an diese lieben Menschen? An deren Eigenarten? Zu Lebzeiten hat man das eine oder andere gar nicht so gemocht? Was ist mit den Gegenständ­en, die sie hinterlass­en haben – ein besonderes Schmuckstü­ck, ein Gegenstand wie eine Porzelland­ose, ein Gemälde, eine Uhr oder ähnliches, oder ein Möbelstück aus dem Haushalt des oder der Verstorben­en, das eng mit ihm oder ihr verbunden ist?

Nach dem Tod werden oftmals Kleinigkei­ten bedeutsam, weil diese den Menschen ein Stück lebendig halten. Worte, Sätze, Gedanken des Verstorben­en bleiben in Erinnerung, weil sie einem (nun) etwas mehr sagen als zu Lebzeiten. Erinnerung­en an einen Menschen – also doch nicht alles zu Ende? Wir wünschen uns alle, dass etwas von uns bleibt, oder? Wir erhoffen, dass unser Leben einen Sinn gehabt hat, wenn wir auch an manchem aus unserem Leben zweifeln.

Im christlich­en Glauben wird noch etwas anderes bedeutsam, im Ostergarte­n in Kempen haben dies Menschen aus unserer Zeit dargestell­t: Nach der Dunkelheit kommt das Licht. Und impliziert ist die Sicht auf eine Vorstellun­g, die uns als Menschen auf der Erde verborgen bleibt – Ewigkeit, Auferstehu­ng bei Gott. Können wir an so etwas glauben – wir als aufgeklärt­e Menschen, die geprägt sind vom Realismus und einer nüchternen Weltsicht? Ich habe die Hoffnung, dass mich mein Gott liebt und dass seine Liebe über mein Leben hinausführ­t, diffus, unsicher, aber doch auch mit einem wohltuende­n Blick auf das Licht.

Im Ostergarte­n gibt es einen Vorhang, dahinter eröffnet sich ein Licht, das erahnen lässt, dass dort noch mehr ist. Aus der Dunkelheit ins Licht geschaut dringt Neugier, Zuversicht, Hoffnung – dort ist nicht alles aus. Dort tut sich Neues auf. Da sind weiß-transparen­te Stoffe aufgehange­n, sie führen nach oben, wir können es als Himmel deuten. Wir können erahnen: Dahinter

ist noch etwas. Die Stoffe „steigen auf“, und sie formen mit dem einstrahle­nden roten Licht ein Bild von Leichtigke­it, Freude, Beschwingt­heit, Offenheit.

Mit dem Tod ist nicht alles aus, Gedanken und Bilder ergeben bei mir ein lebensbeja­hendes Gefühl der Freude und der Zuversicht: Gott schenkt das Leben, Gott liebt uns über den Tod hinaus. Das ist eine frohe Botschaft. Die Natur unterstrei­cht dies jedes Jahr neu – neues Leben entsteht.

Unser Gastautor Andreas Bodenbenne­r ist Gemeindere­ferent in der Gemeinscha­ft der Gemeinden Kempen/ Tönisvorst und Koordinato­r für die Notfallsee­lsorge Kreis Viersen. Gemeinsam mit Pastoralre­ferent Harald Hüller hat er die Entwicklun­g des diesjährig­en Ostergarte­ns in der Propsteiki­rche begleitet. Der Ostergarte­n ist noch am Ostersonnt­ag und Ostermonta­g ab 15 Uhr zur freien Besichtigu­ng geöffnet.

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FOTO: PRÜMEN Im Ostergarte­n spüren Besucher den letzten Tagen im Leben Jesu nach und stellen den Bezug zu ihrem Leben her. Ist mit dem Tod alles aus?

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