Rheinische Post Krefeld Kempen
„Mit dem Tod ist nicht alles aus“
In der Osternacht feiern Christen die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Der Weg führt von der Dunkelheit ins Licht.
KEMPEN Wer fürchtet nicht den Tod? Wer kennt nicht die bittere Erfahrung, dass lieb gewordene Menschen verstorben sind und man nicht mehr Freude und Leid mit ihnen so teilen kann wie zu Lebzeiten – alles vorbei! Ende! Schluss! Aus!
Wirklich alles aus? Was ist mit den Erinnerungen an diese lieben Menschen? An deren Eigenarten? Zu Lebzeiten hat man das eine oder andere gar nicht so gemocht? Was ist mit den Gegenständen, die sie hinterlassen haben – ein besonderes Schmuckstück, ein Gegenstand wie eine Porzellandose, ein Gemälde, eine Uhr oder ähnliches, oder ein Möbelstück aus dem Haushalt des oder der Verstorbenen, das eng mit ihm oder ihr verbunden ist?
Nach dem Tod werden oftmals Kleinigkeiten bedeutsam, weil diese den Menschen ein Stück lebendig halten. Worte, Sätze, Gedanken des Verstorbenen bleiben in Erinnerung, weil sie einem (nun) etwas mehr sagen als zu Lebzeiten. Erinnerungen an einen Menschen – also doch nicht alles zu Ende? Wir wünschen uns alle, dass etwas von uns bleibt, oder? Wir erhoffen, dass unser Leben einen Sinn gehabt hat, wenn wir auch an manchem aus unserem Leben zweifeln.
Im christlichen Glauben wird noch etwas anderes bedeutsam, im Ostergarten in Kempen haben dies Menschen aus unserer Zeit dargestellt: Nach der Dunkelheit kommt das Licht. Und impliziert ist die Sicht auf eine Vorstellung, die uns als Menschen auf der Erde verborgen bleibt – Ewigkeit, Auferstehung bei Gott. Können wir an so etwas glauben – wir als aufgeklärte Menschen, die geprägt sind vom Realismus und einer nüchternen Weltsicht? Ich habe die Hoffnung, dass mich mein Gott liebt und dass seine Liebe über mein Leben hinausführt, diffus, unsicher, aber doch auch mit einem wohltuenden Blick auf das Licht.
Im Ostergarten gibt es einen Vorhang, dahinter eröffnet sich ein Licht, das erahnen lässt, dass dort noch mehr ist. Aus der Dunkelheit ins Licht geschaut dringt Neugier, Zuversicht, Hoffnung – dort ist nicht alles aus. Dort tut sich Neues auf. Da sind weiß-transparente Stoffe aufgehangen, sie führen nach oben, wir können es als Himmel deuten. Wir können erahnen: Dahinter
ist noch etwas. Die Stoffe „steigen auf“, und sie formen mit dem einstrahlenden roten Licht ein Bild von Leichtigkeit, Freude, Beschwingtheit, Offenheit.
Mit dem Tod ist nicht alles aus, Gedanken und Bilder ergeben bei mir ein lebensbejahendes Gefühl der Freude und der Zuversicht: Gott schenkt das Leben, Gott liebt uns über den Tod hinaus. Das ist eine frohe Botschaft. Die Natur unterstreicht dies jedes Jahr neu – neues Leben entsteht.
Unser Gastautor Andreas Bodenbenner ist Gemeindereferent in der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen/ Tönisvorst und Koordinator für die Notfallseelsorge Kreis Viersen. Gemeinsam mit Pastoralreferent Harald Hüller hat er die Entwicklung des diesjährigen Ostergartens in der Propsteikirche begleitet. Der Ostergarten ist noch am Ostersonntag und Ostermontag ab 15 Uhr zur freien Besichtigung geöffnet.