Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Macht der Trends
nehmung der Realität verändert, etwa beim Klimaschutz, beim Verzehr von Fleisch, dem Umgang mit Demokratie, der Frage nach territorialer Sicherheit, in der Arbeitswelt, beim Wohnen, bei der Mobilität – es gibt kaum Ausnahmen.
Zukunft stellen sich die meisten als eine Art Strömung der Zeit vor, in der die großen Befindlichkeiten der Gegenwart scheinbar unaufhaltsam nach vorne drängen, Alternativen hingegen unterzugehen drohen. Ewiges Wirtschaftswachstum, Globalisierung oder die Segnungen von Bildung zählen definitiv zu den Versprechungen, die einzuhalten schwieriger geworden sind. Und je nachdem, ob man sich nun zu den Optimisten oder zu den Pessimisten zählt, wird demnächst grundsätzlich alles besser oder alles schlechter. Optimisten haben es gerade schwer: Krise, wohin man blickt. Eine Menge Menschen haben Angst, dass Zukunft bedeuten könnte, geradewegs einem Abgrund entgegenzutreiben. Aber Zukunft kennt nicht nur eine Richtung.
Das simple Beispiel von der Hose belegt: Es gibt Gegenströmungen. Wiederholungen. Bewährtes mag verworfen werden, irgendwann kehrt es womöglich runderneuert zurück. Für Optimisten ist das eine Bestätigung (auch wenn sie sich mit Francis Fukuyama täuschten, der vor drei Jahrzehnten im Angesicht des Untergangs der Sowjetunion das „Ende der Geschichte“wähnte, den Sieg von Kapitalismus und Demokratie über den Kommunismus pries). Für Pessimisten bleibt immerhin ein Hoffnungsschimmer. Und für Trendforscher bedeutet dieses Hin und Her eine nicht enden wollende Party.
Zeit also, sich einmal den Gegentrends zu widmen, den überraschenden, ungedachten, die im Informationsdschungel plötzlich Pfade in eine neue Richtung eröffnen.
Schon jetzt ahnen viele:
Die rasante Entwicklung von künstlicher
Intelligenz bringt uns zum Nachdenken, was den Menschen wirklich ausmacht. Hat die Digitalisierung zu weniger Bürokratie geführt – oder zu mehr? Wie viel Mobilität verträgt ein Gemeinwesen, wann führt sie zu Entwurzelung? Der Euphorie über Innovationen steht häufig der heilsame Abschied von Illusionen gegenüber. Ent-Täuschung, wörtlich genommen, hat auch ihr Gutes.
Die Philosophin Eva von Redecker hat kürzlich ein bemerkenswertes
Sie sind schillernde Botschaften des Neuen, verheißen Zugehörigkeit und Orientierung. Doch Moden halten nicht immer, was sie versprechen. Und nachdem sie verworfen wurden, kehrt Bewährtes häufig zurück.