Rheinische Post Krefeld Kempen
Mann im Mordfall Garnstraße im Verdacht
Die Zahl der Straftaten ist in der Stadt Krefeld im vergangenen Jahr auf rund 22.300 gestiegen. Gut jede zweite Straftat konnte die Krefelder Polizei aufklären. Welche Rolle dabei nichtdeutsche Tatverdächtige spielen, erklärte der Kripo-Chef.
KREFELD Vor rund 17 Monaten tötete ein Unbekannter einen 42 Jahre alten Mann albanischer Nationalität auf der Garnstraße in der Krefelder Südstadt mit einem Kopfschuss. Mindestens zwei Schüsse verfehlten das Ziel. Die Kugeln hinterließen in einer Haustüre ihre Spuren. Die Mordkommission vermutete wegen der Vorstrafen des Erschossenen, dass der oder die Täter im Drogenmilieu zu finden sein könnten. Zwei schnelle Festnahmen stützten die These. Zwei Landsleute des getöteten Albaners kamen in Untersuchungshaft, mussten aber wegen fehlenden dringenden Tatverdachts ebenso schnell wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Ermittlungen dauern seitdem an. Die Staatsanwaltschaft Krefeld hielt sich mit Zwischenstandsmeldungen über den Fortgang der Ermittlungen sehr zurück.
Rüdiger Korp, Leiter der Krefelder Kriminalpolizei, überraschte am gestrigen Mittwoch bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2023 für die Stadt Krefeld mit dem Hinweis, dass die Krefelder Kripo einen Tatverdächtigen ermittelt habe. Der Verdacht stütze sich ausschließlich auf Indizien. Die Tatwaffe sei nicht gefunden worden. „Ein Top-Beweis für seine Schuld fehlt uns noch“, sagte der Beamte gestern. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Annahme, dass die Tat als Folge einer Auseinandersetzung im Drogenmilieu stattgefunden haben könnte, gehen die Ermittler nunmehr von einer Beziehungstat aus. Der mutmaßliche Täter befinde sich auf freiem Fuß. „Wir gehen nicht von einer Wiederholungsgefahr aus“, sagte Korp. Damit bestehe keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Dass es sich bei dem Mann um einen der beiden schon im Dezember 2022 verhafteten Albaner handeln könnte, wollte der Krefelder Kripo-Chef „nicht ausschließen“.
Staatsanwältin Angela Ruberg goss gestern auf Anfrage unserer Redaktion Wasser in den Wein. Seit der Tat auf der Garnstraße im November 2022 seien viele spuren ausgewertet und Zeugen befragt worden. „Wir gehen immer noch weiteren Hinweisen nach, und die Ermittlungen dauern an“, sagte sie. Eine Festnahme oder sogar eine Anklageerhebung stehe zum jetzigen
Zeitpunkt nicht bevor.
Über den spektakulären Fall eines Tötungsdelikts durch einen Kopfschuss hinaus, lieferte der KripoChef einen Überblick über das vergangene Jahr. In den zwölf Monaten seien 22.297 Straftaten aktenkundig geworden – 848 mehr als im Jahr zuvor. 11.981 Fälle seien von den Kollegen aufgeklärt worden. Das entspreche einer Quote von 53,73 Prozent. Dabei habe die Polizei 8405 Tatverdächtige ermittelt – 525 mehr als im Vergleichsjahr. Drei von vier seien Männer gewesen. 358 der tatverdächtigen Männer und Frauen seien für mindestens fünf Straftaten verantwortlich gewesen, so Korp.
Dabei habe die Polizei in Krefeld einen über die Jahre gestiegenen
Anteil der nicht-deutschen Tatverdächtigen an den Straftaten festgestellt. 38,76 Prozent hätten keinen deutschen Pass besessen. Dabei sei der Anteil nicht-deutscher Kinder mit 46 Prozent besonders hoch. Korp machte darauf aufmerksam, dass die nicht-deutschen Tatverdächtigen nicht alle in der Stadt Krefeld lebten. Darunter seien Reisende,
Touristen, Leiharbeiter und Gewerbetreibende aus anderen Städten und Ländern. Mit einem Anteil von 14,03 seien die Tatverdächtigen mit rumänischer Nationalität überproportioniert.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche habe zugenommen. 552 Fälle seien aktenkundig geworden. 260 Mal sei es beim Versuch geblieben. 59 Tatverdächtige hätten ermittelt werden können, heißt es weiter. Etwa jeder zehnte Einbruch sei aufgeklärt.
Eine Zunahme der Fälle habe es auch bei den Betrügereien gegeben. Schwarzfahren und Tanken, ohne zu zahlen, zählen zu dieser Kategorie. Unterm Strich gingen 3171 Fälle in die Statistik ein – davon 1403 Mal Fahren ohne gültiges Ticket. Beim Waren- und Warenkreditbetrug waren es 811 Fälle (minus 52). 28 Mal fielen Senioren auf Enkeltrick, Schockanrufe oder falsche Polizisten herein. Im Durchschnitt erbeuteten die Betrüger 24.613 Euro. Die Täter konnten jedes Mal unerkannt mit ihrer Beute aus Geld und Schmuck entkommen.