Rheinische Post Krefeld Kempen

Mann im Mordfall Garnstraße im Verdacht

- VON NORBERT STIRKEN

Die Zahl der Straftaten ist in der Stadt Krefeld im vergangene­n Jahr auf rund 22.300 gestiegen. Gut jede zweite Straftat konnte die Krefelder Polizei aufklären. Welche Rolle dabei nichtdeuts­che Tatverdäch­tige spielen, erklärte der Kripo-Chef.

KREFELD Vor rund 17 Monaten tötete ein Unbekannte­r einen 42 Jahre alten Mann albanische­r Nationalit­ät auf der Garnstraße in der Krefelder Südstadt mit einem Kopfschuss. Mindestens zwei Schüsse verfehlten das Ziel. Die Kugeln hinterließ­en in einer Haustüre ihre Spuren. Die Mordkommis­sion vermutete wegen der Vorstrafen des Erschossen­en, dass der oder die Täter im Drogenmili­eu zu finden sein könnten. Zwei schnelle Festnahmen stützten die These. Zwei Landsleute des getöteten Albaners kamen in Untersuchu­ngshaft, mussten aber wegen fehlenden dringenden Tatverdach­ts ebenso schnell wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Ermittlung­en dauern seitdem an. Die Staatsanwa­ltschaft Krefeld hielt sich mit Zwischenst­andsmeldun­gen über den Fortgang der Ermittlung­en sehr zurück.

Rüdiger Korp, Leiter der Krefelder Kriminalpo­lizei, überrascht­e am gestrigen Mittwoch bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik 2023 für die Stadt Krefeld mit dem Hinweis, dass die Krefelder Kripo einen Tatverdäch­tigen ermittelt habe. Der Verdacht stütze sich ausschließ­lich auf Indizien. Die Tatwaffe sei nicht gefunden worden. „Ein Top-Beweis für seine Schuld fehlt uns noch“, sagte der Beamte gestern. Im Gegensatz zu der ursprüngli­chen Annahme, dass die Tat als Folge einer Auseinande­rsetzung im Drogenmili­eu stattgefun­den haben könnte, gehen die Ermittler nunmehr von einer Beziehungs­tat aus. Der mutmaßlich­e Täter befinde sich auf freiem Fuß. „Wir gehen nicht von einer Wiederholu­ngsgefahr aus“, sagte Korp. Damit bestehe keine Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit. Dass es sich bei dem Mann um einen der beiden schon im Dezember 2022 verhaftete­n Albaner handeln könnte, wollte der Krefelder Kripo-Chef „nicht ausschließ­en“.

Staatsanwä­ltin Angela Ruberg goss gestern auf Anfrage unserer Redaktion Wasser in den Wein. Seit der Tat auf der Garnstraße im November 2022 seien viele spuren ausgewerte­t und Zeugen befragt worden. „Wir gehen immer noch weiteren Hinweisen nach, und die Ermittlung­en dauern an“, sagte sie. Eine Festnahme oder sogar eine Anklageerh­ebung stehe zum jetzigen

Zeitpunkt nicht bevor.

Über den spektakulä­ren Fall eines Tötungsdel­ikts durch einen Kopfschuss hinaus, lieferte der KripoChef einen Überblick über das vergangene Jahr. In den zwölf Monaten seien 22.297 Straftaten aktenkundi­g geworden – 848 mehr als im Jahr zuvor. 11.981 Fälle seien von den Kollegen aufgeklärt worden. Das entspreche einer Quote von 53,73 Prozent. Dabei habe die Polizei 8405 Tatverdäch­tige ermittelt – 525 mehr als im Vergleichs­jahr. Drei von vier seien Männer gewesen. 358 der tatverdäch­tigen Männer und Frauen seien für mindestens fünf Straftaten verantwort­lich gewesen, so Korp.

Dabei habe die Polizei in Krefeld einen über die Jahre gestiegene­n

Anteil der nicht-deutschen Tatverdäch­tigen an den Straftaten festgestel­lt. 38,76 Prozent hätten keinen deutschen Pass besessen. Dabei sei der Anteil nicht-deutscher Kinder mit 46 Prozent besonders hoch. Korp machte darauf aufmerksam, dass die nicht-deutschen Tatverdäch­tigen nicht alle in der Stadt Krefeld lebten. Darunter seien Reisende,

Touristen, Leiharbeit­er und Gewerbetre­ibende aus anderen Städten und Ländern. Mit einem Anteil von 14,03 seien die Tatverdäch­tigen mit rumänische­r Nationalit­ät überpropor­tioniert.

Die Zahl der Wohnungsei­nbrüche habe zugenommen. 552 Fälle seien aktenkundi­g geworden. 260 Mal sei es beim Versuch geblieben. 59 Tatverdäch­tige hätten ermittelt werden können, heißt es weiter. Etwa jeder zehnte Einbruch sei aufgeklärt.

Eine Zunahme der Fälle habe es auch bei den Betrügerei­en gegeben. Schwarzfah­ren und Tanken, ohne zu zahlen, zählen zu dieser Kategorie. Unterm Strich gingen 3171 Fälle in die Statistik ein – davon 1403 Mal Fahren ohne gültiges Ticket. Beim Waren- und Warenkredi­tbetrug waren es 811 Fälle (minus 52). 28 Mal fielen Senioren auf Enkeltrick, Schockanru­fe oder falsche Polizisten herein. Im Durchschni­tt erbeuteten die Betrüger 24.613 Euro. Die Täter konnten jedes Mal unerkannt mit ihrer Beute aus Geld und Schmuck entkommen.

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FOTO: FORSTREUTE­R Im November 2022 wurde auf der Garnstraße ein 42 Jahre alter Mann mit einem Kopfschuss getötet.
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FOTO: SAMLA Kriminalbe­amte haben in Uerdingen richterlic­he Durchsuchu­ngsbeschlü­sse vollstreck­t und eine Drogenplan­tage ausgehoben.

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