Rheinische Post Krefeld Kempen
Museumssanierung: Pläne ans Stadtarchiv
Die Häuser Esters und Lange sind weltweit bekannt. Klaus Reymann und die Baudenkmal-Stiftung Krefeld haben dafür gesorgt, dass sie erhalten bleiben. Wie das war, ist jetzt im Stadtarchiv einsehbar.
KREFELD Klaus Reymann ist hartnäckig, wenn es sein muss. Der Architekt kann nicht mitansehen, wenn Krefelds prächtige Bauwerke vor sich hin marodieren. Die von ihm mitgegründete Krefelder Baudenkmal-Stiftung will dort helfen, wo private Initiative gefordert ist, um wichtige Kulturdenkmale für die Stadt zu erhalten ist. Eines der ganz großen Projekte war die Sanierung der Museumsvillen Haus Esters und Haus Lange in den Jahren 2000 und 2015. Reymann kennt die Häuser bis ins Detail vom Keller über die versenkbaren Fenster bis zum Dach. Die Dokumentationen der Sanierungen sind wichtige Zeitzeugnisse. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele hat Reymann die Unterlagen jetzt dem Stadtarchiv Krefeld übergeben: rund 80 Aktenordner, Pläne, Dokumente, Schriftverkehr, Fotos und ein Instandhaltungskonzept.
„Das sind ungefähr fünf Archivmeter“, sagt Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs. Und sie weisen nicht nur in die Vergangenheit. „Das Instandhaltungskonzept ist wichtig für die zukünftige Zeit“, erklärt der Architekt. Denn die Stadt schiebe Instandhaltungen oft vor sich her. Vor der Sanierung 2015 hat Reymann bereits betont: „Wir haben im Jahr 2000 ein 400-seitiges Instandhaltungskonzept erstellt, das der Stadt vorliegt. Darin ist genau dokumentiert, welche Gewerke bei der großen Sanierung tätig waren, und was jeweils zu pflegen ist. Darin haben wir pro Jahr einen Aufwand von etwa 60.000 bis 70.000 Euro veranschlagt.“
Im Lesesaal des Archivs sind Fotos zu sehen, die die damaligen Sanierungsarbeiten zeigen. Fugen waren ausgewaschen, es gab Korrosionsschäden, Fenster und Fensterläden hatten eine Sanierung dringend nötig. „Die Hebefenster waren aber die größte Herausforderung“, betont Reymann. In der Konzeption von Mies van der Rohe spielten die versenkbaren Fenster eine wichtige Rolle. Hebefenster vergleichbarer Bauart wurden auch beim Haus Tugendhat in Brünn (Tschechische Republik) eingebaut, das Ende der 1920er-Jahre unter der Leitung von Mies van der Rohe errichtet wurde. Die beweglichen Fenster sollen die Verbindung des Außen- und Innenraumes erlebbar machen. Das war in Krefeld jedoch schon lange nicht mehr möglich. Die Fenster ließen sich nicht mehr bewegen, straker Rost und Versiegelungen hatten viele Teile unbeweglich gemacht. Der Initiative der Krefelder Baudenkmal-Stiftung in Zusammenarbeit mit kompetenten Krefelder Firmen sei es zu verdanken gewesen, dass die komplizierte Mechanik repariert und überarbeitet werden konnte und die Fenstertechnik wieder funktioniert. In den noch bis zum Sonntag, 7. April laufenden Mies-Wochen gibt es auch Vorführungen der Hebefenster.
Die originale Bausubstanz hatte auch die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs zumindest so gut überstanden, dass sie wieder instand gesetzt werden konnte. Einige Fensterscheiben aus den 1920er-Jahren waren sogar bei einem unmittelbaren Bombeneinschlag heil geblieben: Man hatte sie vorsorglich geöffnet, um einer Druckwelle keinen Ansatzpunkt zu geben. Nach knapp 80 Jahren bedurfte es dennoch einer grundlegenden und denkmalgerechten Sanierung an der Substanz – bis ins Detail wie dem schwarzen Fugenmörtel.
Dieser wurde in den 1920er-Jahren mit hinzugefügtem Ruß gefärbt. Das sei aber in den 1990er-Jahren nicht mehr erlaubt gewesen, berichtet Reymann. „Wir haben dann ein anderes schwarzes Pigment verwendet, um die gewünschte optische Wirkung zu erzielen“, so der Architekt.
Er spricht voller Leidenschaft über die Museumshäuser, die Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), der einstige Direktor des Bauhauses, 1930 als private Domizile konzipiert und gebaut hat. Seit 1955
ist Haus Lange Museum, seit 1981 auch Haus Esters. International beachtete Positionen zeitgenössischer Kunst wurden dort ausgestellt - und haben manchem Künstler zum Durchbruch in Deutschland verholfen,aber auch den Ruf der Museen in die Welt getragen.
Andreas Gursky, Gerhard Richter, Christo und Yves Klein sind Namen, die mit großen Ausstellungen in Krefeld verbunden sind. „Wenn Sie in New York in eine Galerie gehen, wissen die Leute sofort, was Haus Lange und Haus Esters sind“, sagt Reymann. Auch die alte Technik lockt immer zahlreiche Interessierte. Bei fast 200 Führungen hat Reymann Menschen die geheime „Unterwelt“erklärt, wie der aufsehenerregende Motor die Fenster im Boden versinken lässt. Auch jetzt war der Andrang groß. „Es waren so viele Menschen, dass wir zwei Gruppen bilden mussten“, fügt Gabriele Reymann hinzu.
Klaus Reymann, 1942 in Krefeld geboren, hat für seine Verdienste in der Bau- und Denkmalpflege mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderem die Stadtehrenplakette, den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland und das Bundesverdienstkreuz. Die 1995 von Gabriele und Klaus Reymann gegründete Krefelder Baudenkmal-Stiftung unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz fördert den Erhalt und die Pflege von Kulturdenkmalen in Krefeld und Umgebung.