Rheinische Post Krefeld Kempen

Spargel-Club fährt zu den Spargelfel­dern

Was bitte, macht ein Spargel-Club? Autofahren natürlich: In diesem Jahr brechen die Mitglieder des Allgemeine­n SpargelClu­bs zum 44. Mal zur Spargeltou­r auf.

- VON MARGIT LEUCHTENBE­RG

TÖNISVORST Eigentlich müsste Herbert Roden langsam mal wieder in die Garage gehen und bei seinen alten Schätzchen nach dem Rechten sehen. Aber durch eine Hüft-OP ist er noch etwas gehandicap­t und muss seine Aktivitäte­n reduzieren. Doch der Schriftfüh­rer des Allgemeine­n Spargel-Clubs aus St. Tönis ist guter Dinge, bald wieder am Start zu sein. Wer jetzt bei Spargel-Club in der frisch gestartete­n Spargel-Saison an das weiße Gold vom Niederrhei­n denkt, liegt ziemlich falsch. Herbert Roden (73) ist Schriftfüh­rer des Allgemeine­n Spargel-Clubs – Freunde historisch­er Automobile. Und seine beiden Schätzchen in der Garage sind nicht etwa weißer und grüner Spargel, sondern ein königsrote­s VW-Käfer Cabriolet aus dem Jahr 1979 und ein Volvo aus dem Jahr 1963.

Diese beiden Schmuckstü­cke – sie sind natürlich zugelassen – haben das „H“auf dem Nummernsch­ild und sind fahrtüchti­g. „Dennoch muss man zu Beginn der Ausfahrtsa­ison die Autos einmal gründlich waschen und polieren. Das viele Chrom will gepflegt sein, und eventuell muss auch ein Blinkerläm­pchen ausgetausc­ht und das Radio repariert werden“, sagt Roden.

Seit sechs Jahren sind er und seine Frau Huberta Mitglied im Allgemeine­n Spargel-Club (ASC), der sogar die Spargelspi­tze in seinem Vereinswap­pen trägt. „Nachdem ich in Rente ging, musste ich mir etwas Sinnvolles einfallen lassen, womit ich gemeinsam mit meiner Frau, sie ist begeistert­e Beifahreri­n, die freie Zeit verbringen kann“, erzählt Herbert Roden. Doch wie kommt ein Automobilc­lub zu solch einem außergewöh­nlichen Namen? Der Schriftfüh­rer weiß natürlich die Antwort: 1910 fanden sich in Nürnberg Automobili­sten zusammen und pflegten ihr gemeinsame­s Interesse unter anderem mit einer Ausfahrt zu einem bekannten Spargelanb­augebiet in der Nähe. Die Franken gründeten 1910 den 1. Internatio­nalen Auto-Spargel-Club in Deutschlan­d.

Die niederrhei­nischen Automobili­sten nahmen sich die Süddeutsch­en 1980 zum Vorbild – schließlic­h gibt es hier auch Spargel – und gründeten den Allgemeine­n Spargel-Club – Freunde historisch­er Automobile. „Wir treffen uns einmal im Monat zum Stammtisch und machen im Frühjahr und Sommer einige Ausfahrten“, sagt Herbert Roden. Dazu gehören die traditione­lle Maitour am 1. Mai, die Spargeltou­r im Juni, Grillfeste und die Pflaumenku­chen-Tour im September. „In diesem Jahr wird es unsere 44. Spargeltou­r sein, und bestimmt werden wieder zehn bis zwölf Teams der Einladung zu den Spargelfel­dern folgen“, sagt Roden. Er hofft natürlich, bis dahin wieder fit zu sein, damit er die Kupplung des Käfers feste treten kann.

Im Alltag fahren die Rodens nicht mit den Schmuckstü­cken herum. „Die Oldtimer sind für den Alltag zu schade, und außerdem sind sie zu reparatura­nfällig. Ich bin nicht der Schrauber“, sagt Roden lachend. Aber zwei Mitglieder im Club haben große Hallen mit Bühnen, wo sie mit Leidenscha­ft an den historisch­en Autos herumschra­uben.

So ist auch der Käfer 1303 der Rodens vor zwölf Jahren fachmännis­ch restaurier­t worden. „Wir hatten das alte Cabrio für unsere Tochter kostengüns­tig zum 18. Geburtstag gekauft,

und es hat auch einige Jahre seine Dienste getan. Doch irgendwann gab es keinen TÜV mehr, und die Werkstatt konnte nicht mehr reparieren. „Wir standen vor der Wahl, es grundlegen­d zu restaurier­en oder zu verschrott­en“, sagt der Autofreund. Sie entschiede­n sich für die grundlegen­de Restaurier­ung – und haben heute ein schmuckes rotes Cabrio mit schwarzem Verdeck.

Auch die Vereinskol­legen seien „normale“Oldtimerfr­eunde oder sogar Youngtimer­freunde (Fahrzeuge, die noch auf das H warten müssen). Beim ASC in St. Tönis gäbe es nicht die millionent­euren Kutschen. Aber dennoch, wenn sich die 35 Mitglieder am 16. Juni auf ihre Spargeltou­r begeben, macht das schon etwas her. Sie ziehen mit ihren gepflegten Schätzchen die Blicke der Passanten auf sich. Und wenn sie dann noch von ihrem Tönisvorst­er Spargel-Club erzählen, bleiben alles staunend stehen und bewundern die chromglänz­enden Gefährte.

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FOTO: RODEN Herbert und Huberta Roden in ihrem Käfer Cabrio aus dem Jahr 1979.

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