Rheinische Post Krefeld Kempen
Der neue Pfarrer der Christuskirche
Er kennt sich mit Alphornbläser-Gottesdiensten aus, hat schon oft beim SkiWeltcup ausgeholfen, studierte in der KarlBarth-Hochburg Basel und hat vier Kitas gemanagt: Die Christuskirche hat einen neuen Pfarrer gewählt. Zugleich endet mit dem Abschied der Pfarrer-Eheleute Brüggemann-Diederichs eine Ära.
BOCKUM Im neuen Gemeindebrief der Christuskirche an der Schönwasserstraße in Bockum ist es kurz erwähnt – auch wenn es für die Gemeinde ein Umbruch ist. Zum einen geht das Pfarrerehepaar Anke Brüggemann-Diederichs und Martin Diederichs Mitte des Jahres in den Ruhestand; beide haben die Gemeinde seit Jahrzehnten geprägt. Zugleich ist ein neuer Pfarrer gefunden. Gewählt wurde Christian Röhling aus dem hessischen Willingen. Er wird seinen Dienst am 1. Juli in Krefeld antreten. Für ihn und seine Frau Karolin ist es auch eine Rückkehr in die erste Heimat: Christian ist in Bochum aufgewachsen, Karolin stammt aus Krefeld.
Auch für die Willinger Evangelischen wird es das Ende einer Ära sein: Röhling stand der Gemeinde 18 Jahre lang als Pfarrer vor und hat dort einiges bewegt. 1975 im Allgäu geboren, wuchs er in Bochum auf. Studiert hat er in Bochum, Basel und Münster – Basel lässt aufhorchen, denn dort lehrte der große evangelische Theologe Karl Barth, der die Protestanten daran erinnerte, dass die Kirche nicht nur eine säkular bedeutsame kulturelle Einrichtung ist, sondern sich einer Offenbarung nicht sozialisiert waren. Röhling hat sich dann bemüht, die Kinder für christliches Liedgut und biblische Geschichten zu sensibilisieren.
Ökumene wird in Willingen wie selbstverständlich gelebt. Das auffälligste Ereignis dazu ist eine ökumenische Alphornmesse, die deutschlandweit wohl einzigartig ist und jährlich am Gipfelkreuz des Ettelsberges mit Tausenden Besuchern und bis zu 200 Musikern gefeiert wird. Röhling hat den evangelischen Part im Gottesdienst übernommen. Wichtig waren ihm auch die Gottesdienste im Willinger Seniorenheim und die Gründung eines Begegnungscafés in Zusammenarbeit mit einem Pflegehotel, in dem Pflegebedürftige unterkommen, wenn ihre pflegenden Angehörigen Urlaub brauchen.
Viele Zuschauer hatte er bei einem sportlichen Großereignis: dem Skispring-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze. Röhling gehörte dort stets zu den rund 1000 „Free-Willys“, den Helfern, die die Schanze gepflegt und für die Welttkämpfe vorbereitet haben. „Ich war oft beim Kosmetikteam; wir haben die Minitännchen zur Markierung in die Landebahn gesteckt oder Fischgrätenmuster quer zur Flugbahn in den Schnee getreten, damit die Skispringer sicherer landen können“, berichtet er. Diese Sichtbarkeit als Helfer sei in der Gemeinde sehr gut angekommen.
Hat er schon Pläne für Krefeld? Die Gemeinde der Christuskirche habe ein reiches Angebot, sagt er respektvoll. Ihm schwebt vor, neue Gottesdienstformate einzuführen, inspiriert von der Gottesdienstkultur in Taizé. Interessant findet er ein Tischabendmahl an Gründonnerstag, wie er es einmal erlebt hat, oder neue Angebote für die Osternacht. In der täglichen Arbeit ist ihm die Predigtvorbereitung wichtig, wie er überhaupt sagt, dass der Gottesdienst für ihn nicht nur ein Angebot für andere ist, sondern auch eine Kraftquelle für ihn selbst.