Rheinische Post Krefeld Kempen

Viele Ideen für mehr Nachhaltig­keit

- VON BIRGITTA RONGE

Im Rathaus am Buttermark­t ist aktuell die Ausstellun­g „Einfach machen!“der Verbrauche­rzentrale NRW zu sehen.

KEMPEN Bohnen aus dem Senegal im Supermarkt gekauft? Schon wieder ein neues Smartphone bestellt? Eine Kreuzfahrt gebucht, den Kaffee „to go“im Pappbecher mitgenomme­n, den Computer im Büro abends angelassen? Erwischt. Wer sich im Foyer des Kempener Rathauses die neue Ausstellun­g „Einfach machen!“anschaut, wird sich ein bisschen ertappt fühlen. Denn so ganz nachhaltig ist man oft doch nicht unterwegs.

Wie es besser geht, zeigt die Wanderauss­tellung der Verbrauche­rzentrale NRW, die das Referat für Klimaund Umweltschu­tz der Stadt jetzt im Rathaus präsentier­t. Und das ohne erhobenen Zeigefinge­r. Da wird erklärt, welche Folgen der Kauf immer neuer Dinge in einer Wegwerf-Gesellscha­ft hat – für die Umwelt, aber auch für die Menschen. Gleichzeit­ig liefert sie Ideen für den Alltag und nennt Alternativ­en.

Da ist beispielsw­eise die saisonale, regionale Küche. An der Mitmach-Station können Besucher überlegen, welches Gericht zu welcher Jahreszeit idealerwei­se auf den Teller kommt, weil die Lebensmitt­el dann eben frisch vor Ort zu bekommen sind. Auf der Rückseite der Station folgt der Vergleich. Wie weit haben es Lebensmitt­el aus anderen Ländern bis zu uns? Beim Spargel ist der Unterschie­d enorm: Kommt er vom Niederrhei­n, sind es vielleicht bis zu 100 Kilometer, bis er auf dem Teller landet. Kauft man im Supermarkt Spargel aus Peru, hat er 10.700 Kilometer hinter sich.

Im Themenbere­ich Wohnen wird gleich die ganze Wohnung begutachte­t. Es geht um den Einsatz von LED-Leuchten, das richtige Lüften, um die aufmerksam­e Auswahl bei Farben und Lacken. Und um den Trend Upcycling: An der Rückwand der Station sind Ideen notiert, wie sich aus dem alten Gegenstand etwas Neues zaubern lässt. Da wird das alte Skateboard zur neuen Schaukel, die alte Leiter zum schicken Regal, das alte Fahrrad zum Hingucker an der Wand.

Die Kleidung nimmt einen weiteren Bereich ein, das „Unterwegs sein“, ebenso das Themenfeld „Arbeiten und Lernen“. Einfache

Tipps, die man hier mitnehmen kann: Computer in den Energiespa­r-Modus versetzen, wenn man gerade nicht am Rechner sitzt, ihn abends ausschalte­n. Und fürs Getränk „to go“eben nicht den Wegwerf-Becher nehmen, sondern ein wiederverw­endbares Exemplar.

Es geht darum, Dinge möglichst lange benutzen zu können. Sie nicht wegzuwerfe­n, nur weil sie schon etwas älter sind, nicht mehr gefallen oder vielleicht beschädigt sind. Die Ausstellun­g präsentier­t Ideen, was man mit solchen Dingen machen kann. Man kann sie beispielsw­eise tauschen: In der Ausstellun­g steht ein Tauschrega­l aus alten Weinkisten, das von Kempenerin­nen und Kempenern für die Dauer der Ausstellun­g benutzt werden kann.

Wer etwas Altes hat, was er selbst nicht mehr braucht, was aber zu schade zum Wegwerfen ist, kann es hier reinstelle­n. Und wer im Tauschrega­l etwas Schönes sieht, was er brauchen kann, kann es einfach mitnehmen. Man kann Dinge weitergebe­n – im Rathaus-Foyer steht auch eine Handybox, in die alte Handys geworfen werden können. Sie beziehungs­weise die Rohstoffe können wiederverw­ertet werden.

Zu Ausstellun­gseröffnun­g am Dienstagmi­ttag haben sich Schülerinn­en und Schüler des Gymnasiums Thomaeum eingefunde­n, dort wird für die Neunt- und Zehntkläss­ler der Kursus „Mensch und Umwelt“angeboten. Die Schüler erkunden die Stationen, drehen hier, ziehen da, lesen die kurzen Texte – langweilig ist diese Mitmach-Ausstellun­g nicht. Nachhaltig­en Konsum, den kennen sie von zu Hause: „Wir schmeißen wenig weg“, sagt etwas Sophia, „wir haben auch schon mal Sachen auf dem Trödelmark­t verkauft. Und Kleidungss­tücke kann man erst mal nähen, man muss nicht alles sofort wegschmeiß­en.“Bei Katharina zu Hause kommen Obst und Gemüse auch aus dem heimischen Garten auf den Teller, „Erdbeeren im Winter gibt’s bei uns nicht.“

Die brauche man auch nicht, sagt der Technische Beigeordne­te der Stadt, Torsten Schröder, der die Ausstellun­g eröffnet. Zum Klimaschut­z gehöre eben nicht nur die Solartherm­ie, die Photovolta­ik, das Radfahren, es gehe auch um die „alltäglich­en Entscheidu­ngen, die wir als Verbrauche­r treffen“. Und Hilfen bei diesen Entscheidu­ngen liefert diese Ausstellun­g wirklich reichlich.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Schüler des Gymnasiums Thomaeum sahen sich am Dienstagna­chmittag die Ausstellun­g als erste an. Vorne links das Tauschrega­l.
FOTO: PRÜMEN Schüler des Gymnasiums Thomaeum sahen sich am Dienstagna­chmittag die Ausstellun­g als erste an. Vorne links das Tauschrega­l.

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