Rheinische Post Krefeld Kempen
Funkel könnte Krefeld-Botschafter werden
Friedhelm Funkel genießt überall Sympathien. Mit seinen Charaktereigenschaften wäre er der geeignete Mann, um die Stadt zu repräsentieren. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp bekennt offen seine Wertschätzung. Frühere Weggefährten begrüßen die Idee.
KREFELD Repräsentanten, Schirmherren und Markenbotschafter sind Erfindungen der Zeit. Sie stehen mit ihren Namen, ihren Gesichtern und ihren Persönlichkeiten für und hinter Unternehmen und Produkten, für Ideen, für Vereine oder Städte. Bekannte Beispiele sind etwa der Fußball-Weltmeister Philipp Lahm und der Diskus-Olympiasieger Robert Harting, die als Repräsentanten der von dem Krefelder Gerald Wagener gegründeten Deutschen Sportlotterie auftraten. Die Mode-Marke Camp David nutzte die Popularität des omnipräsenten Medien- und Musikprofis Dieter Bohlen. Beispiele gibt es viele – vom Schirmherrn fürs örtliche Schützenfest bis hin zu Verona Pooth und dem legendären Blubb für einen Spinat.
Spätestens seit der schon zu Lebzeiten zur Trainerlegende aufgestiegene Jürgen Klopp am Wochenende im Aktuellen Sportstudio des Zweiten Deutschen Fernsehens per Video-Botschaft aus Liverpool vor einem Riesenpublikum dem bekennenden Krefelder Friedhelm Funkel seine Wertschätzung übermittelte, bekommt eine Idee neue Energie, deren Ursprung nicht eindeutig auszumachen ist – Friedhelm Funkel soll als offizieller Markenbotschafter die Stadt Krefeld voranbringen.
Der 70 Jahre junge Marathonmann des Bundesliga-Fußballs steht für so viele Charakterzüge, die auch der Stadt Krefeld gut zu Gesicht stehen würden – Bodenständigkeit, Rückgrat, Integrationsfähigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß, Realismus, Teamgeist und vor allem die Fähigkeit, junge Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität zu verstehen, zu überzeugen und zu Höchstleistungen anzuleiten.
Funkel ist Praktiker und weiß um die kleinen Dinge. Das alles sind Eigenschaften, die die Stadt Krefeld mit ihrem Riesenpotenzial an Kultur und Natur, an Wirtschaft und Sport, an Schulen und Freizeitangeboten, Gastronomie und Geschichte gebrauchen kann. Und er weiß als Rekord-Aufstiegstrainer, was es braucht, um nach oben zu kommen.
Der gebürtige Neusser Friedhelm Funkel steht als Fußballer, Torjäger und Mannschaftsführer für die erfolgreichste Phase im nationalen und internationalen Fußball Krefelds. Als Trainer startete er beim FC Bayer 05 Uerdingen eine unvergleichbare Karriere, die ihn unter anderem zu Eintracht Frankfurt, zum 1. FC Köln, Hansa Rostock, Hertha BSC, 1860 München und Fortuna Düsseldorf in alle Teile Deutschlands führte. Aktuell ist er aus seinem Ruhestand dem Ruf des 1. FC Kaiserslautern an den berühmt berüchtigten Betzenberg gefolgt, um den Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga zu schaffen. Quasi nebenbei erreichte er mit seiner Elf das Finale des DFBPokals in Berlin gegen den neuen Deutschen Meister FC Bayer 04 Leverkusen. Für die Partie am 25. Mai schickte Klopp seinem Kollegen die besten Wünsche und drückt darüber hinaus für die Mission Klassenerhalt die Daumen. Friedhelm Funkel berichtete von einer „schönen gemeinsamen Feier auf Mallorca, die Klopp bestimmt noch in guter Erinnerung ist“.
Die Erklärung ist typisch Funkel – klar und einfach und unter Verzicht darauf, sich groß in Szene zu setzen. Das tat Klopp bereits und haben zuvor viele Fan-Gruppen, Fußballer und Weggefährten getan. Der langjährige Uerdinger Kapitän Paul Hahn und Funkel, die 1975 und 1979 gemeinsam in die Bundesliga aufstiegen, sind gute Freunde, spielen regelmäßig zusammen Tennis. „Wieso, ist er das nicht schon seit 30 Jahren?“, sagte Hahn, als er von der Idee des Markenbotschafters Funkel für Krefeld hört. „Seine fußballerische Heimat ist doch nun einmal Bayer Uerdingen und das betont er doch auch immer wieder.“
Die Idee, fußballerische Erfolge mit einer Kommune zu verknüpfen, stößt auch bei Norbert Brinkmann,
der 1985 zusammen mit Funkel den DFB-Pokal in die Höhe stemmte, auf Zustimmung. Auch Frank Kirchhoff absolvierte zahlreiche Bundesligaspiele an Funkels Seite. Der 58-jährige Kirchhoff wurde in Oppum geboren, in Uerdingen am Löschenhofweg fußballerisch ausgebildet und arbeitet heute als selbstständiger Immobilien- und Versicherungskaufmann in Krefeld. „Friedhelm Funkel – Krefelds Sportminister – das habe ich schon vor Jahren gesagt. Für mich zeichnet ihn die natürliche Autorität aus, die er ausstrahlt. Und er ist ja vielseitig im Sport interessiert. Besucht häufig die Eishockeyspiele der Pinguine, spielt selber Tennis. Also, das hätte was in der Sportstadt Krefeld.“
Bruder Wolfgang, der 1986 beim 7:3 gegen Dresden, dem Wunder von der Grotenburg, gemeinsam mit Friedhelm auf dem Platz stand, kann der Idee fast nur Positives abgewinnen. „Hier hatte er seine größten Erfolge als Spieler, begann 1991 seine Trainerlaufbahn mit gleich zwei Bundesligaaufstiegen. Obwohl, im Moment richtet er sein ganzes Augenmerk erst einmal auf Kaiserslautern. Und das muss er auch.“
Spätestens am 6. Juni dürfte Funkels Engagement in Kaiserslautern enden. Dann wären etwaige Relegationsspiele für den Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga vorbei und Funkel frei für neue Aufgaben. Man müsste ihn natürlich zuerst fragen.