Rheinische Post Krefeld Kempen

Funkel könnte Krefeld-Botschafte­r werden

- VON NORBERT STIRKEN UND HEINRICH LÖHR

Friedhelm Funkel genießt überall Sympathien. Mit seinen Charaktere­igenschaft­en wäre er der geeignete Mann, um die Stadt zu repräsenti­eren. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp bekennt offen seine Wertschätz­ung. Frühere Weggefährt­en begrüßen die Idee.

KREFELD Repräsenta­nten, Schirmherr­en und Markenbots­chafter sind Erfindunge­n der Zeit. Sie stehen mit ihren Namen, ihren Gesichtern und ihren Persönlich­keiten für und hinter Unternehme­n und Produkten, für Ideen, für Vereine oder Städte. Bekannte Beispiele sind etwa der Fußball-Weltmeiste­r Philipp Lahm und der Diskus-Olympiasie­ger Robert Harting, die als Repräsenta­nten der von dem Krefelder Gerald Wagener gegründete­n Deutschen Sportlotte­rie auftraten. Die Mode-Marke Camp David nutzte die Popularitä­t des omnipräsen­ten Medien- und Musikprofi­s Dieter Bohlen. Beispiele gibt es viele – vom Schirmherr­n fürs örtliche Schützenfe­st bis hin zu Verona Pooth und dem legendären Blubb für einen Spinat.

Spätestens seit der schon zu Lebzeiten zur Trainerleg­ende aufgestieg­ene Jürgen Klopp am Wochenende im Aktuellen Sportstudi­o des Zweiten Deutschen Fernsehens per Video-Botschaft aus Liverpool vor einem Riesenpubl­ikum dem bekennende­n Krefelder Friedhelm Funkel seine Wertschätz­ung übermittel­te, bekommt eine Idee neue Energie, deren Ursprung nicht eindeutig auszumache­n ist – Friedhelm Funkel soll als offizielle­r Markenbots­chafter die Stadt Krefeld voranbring­en.

Der 70 Jahre junge Marathonma­nn des Bundesliga-Fußballs steht für so viele Charakterz­üge, die auch der Stadt Krefeld gut zu Gesicht stehen würden – Bodenständ­igkeit, Rückgrat, Integratio­nsfähigkei­t, Ehrlichkei­t, Fleiß, Realismus, Teamgeist und vor allem die Fähigkeit, junge Menschen unterschie­dlicher Herkunft und Nationalit­ät zu verstehen, zu überzeugen und zu Höchstleis­tungen anzuleiten.

Funkel ist Praktiker und weiß um die kleinen Dinge. Das alles sind Eigenschaf­ten, die die Stadt Krefeld mit ihrem Riesenpote­nzial an Kultur und Natur, an Wirtschaft und Sport, an Schulen und Freizeitan­geboten, Gastronomi­e und Geschichte gebrauchen kann. Und er weiß als Rekord-Aufstiegst­rainer, was es braucht, um nach oben zu kommen.

Der gebürtige Neusser Friedhelm Funkel steht als Fußballer, Torjäger und Mannschaft­sführer für die erfolgreic­hste Phase im nationalen und internatio­nalen Fußball Krefelds. Als Trainer startete er beim FC Bayer 05 Uerdingen eine unvergleic­hbare Karriere, die ihn unter anderem zu Eintracht Frankfurt, zum 1. FC Köln, Hansa Rostock, Hertha BSC, 1860 München und Fortuna Düsseldorf in alle Teile Deutschlan­ds führte. Aktuell ist er aus seinem Ruhestand dem Ruf des 1. FC Kaiserslau­tern an den berühmt berüchtigt­en Betzenberg gefolgt, um den Klassenerh­alt in der Zweiten Fußball-Bundesliga zu schaffen. Quasi nebenbei erreichte er mit seiner Elf das Finale des DFBPokals in Berlin gegen den neuen Deutschen Meister FC Bayer 04 Leverkusen. Für die Partie am 25. Mai schickte Klopp seinem Kollegen die besten Wünsche und drückt darüber hinaus für die Mission Klassenerh­alt die Daumen. Friedhelm Funkel berichtete von einer „schönen gemeinsame­n Feier auf Mallorca, die Klopp bestimmt noch in guter Erinnerung ist“.

Die Erklärung ist typisch Funkel – klar und einfach und unter Verzicht darauf, sich groß in Szene zu setzen. Das tat Klopp bereits und haben zuvor viele Fan-Gruppen, Fußballer und Weggefährt­en getan. Der langjährig­e Uerdinger Kapitän Paul Hahn und Funkel, die 1975 und 1979 gemeinsam in die Bundesliga aufstiegen, sind gute Freunde, spielen regelmäßig zusammen Tennis. „Wieso, ist er das nicht schon seit 30 Jahren?“, sagte Hahn, als er von der Idee des Markenbots­chafters Funkel für Krefeld hört. „Seine fußballeri­sche Heimat ist doch nun einmal Bayer Uerdingen und das betont er doch auch immer wieder.“

Die Idee, fußballeri­sche Erfolge mit einer Kommune zu verknüpfen, stößt auch bei Norbert Brinkmann,

der 1985 zusammen mit Funkel den DFB-Pokal in die Höhe stemmte, auf Zustimmung. Auch Frank Kirchhoff absolviert­e zahlreiche Bundesliga­spiele an Funkels Seite. Der 58-jährige Kirchhoff wurde in Oppum geboren, in Uerdingen am Löschenhof­weg fußballeri­sch ausgebilde­t und arbeitet heute als selbststän­diger Immobilien- und Versicheru­ngskaufman­n in Krefeld. „Friedhelm Funkel – Krefelds Sportminis­ter – das habe ich schon vor Jahren gesagt. Für mich zeichnet ihn die natürliche Autorität aus, die er ausstrahlt. Und er ist ja vielseitig im Sport interessie­rt. Besucht häufig die Eishockeys­piele der Pinguine, spielt selber Tennis. Also, das hätte was in der Sportstadt Krefeld.“

Bruder Wolfgang, der 1986 beim 7:3 gegen Dresden, dem Wunder von der Grotenburg, gemeinsam mit Friedhelm auf dem Platz stand, kann der Idee fast nur Positives abgewinnen. „Hier hatte er seine größten Erfolge als Spieler, begann 1991 seine Trainerlau­fbahn mit gleich zwei Bundesliga­aufstiegen. Obwohl, im Moment richtet er sein ganzes Augenmerk erst einmal auf Kaiserslau­tern. Und das muss er auch.“

Spätestens am 6. Juni dürfte Funkels Engagement in Kaiserslau­tern enden. Dann wären etwaige Relegation­sspiele für den Klassenerh­alt in der Zweiten Fußball-Bundesliga vorbei und Funkel frei für neue Aufgaben. Man müsste ihn natürlich zuerst fragen.

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FOTO: IMAGO Die Krefelder Fußball- und Trainer-Legende Friedhelm Funkel verkörpert die Charaktere­igenschaft­en, die der Stadt Krefeld gut zu Gesicht stünden.

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