Rheinische Post Krefeld Kempen

Alle 16 bei Razzia festgenomm­enen Personen kommen aus Afrika

- VON NORBERT STIRKEN

Bei der Großrazzia von Zoll und Polizeikrä­ften von Bund und Land wurden 235 Beschäftig­te im Gewerbegeb­iet Linn angetroffe­n und kontrollie­rt.

KREFELD Bei der Großrazzia auf dem Gelände der Fressnapf Logistik GmbH in Krefeld und darüber hinaus an der Westpreuße­nstraße hat der Zoll mit Unterstütz­ung von Kräften der Bundes- und der Landespoli­zei sowie des Ausländera­mtes der Stadt Krefeld 235 Arbeitnehm­er angetroffe­n und kontrollie­rt. Dabei habe es 16 Festnahmen wegen des Verdachts des Dokumenten­missbrauch­s und des illegalen Aufenthalt­s gegeben, informiert­e ein Sprecher des Zolls am gestrigen Montag. „Die Häufigkeit der Ingewahrsa­mnahme ist eher hoch und kommt in dieser Größenordn­ung nur wenige Mal im Jahr vor“, betonte er. Bei den verblieben­en 219 Überprüfte­n habe es hingegen keine Beanstandu­ngen ergeben.

In der Regel sei es so, dass die Personen, die ohne gültige oder mit fremden Ausweis- oder Versicheru­ngsdokumen­ten angetroffe­n werden, auch keine Arbeitserl­aubnis hätten und durch ihren Missbrauch ihr Aufenthalt­srecht verwirkt hätten, informiert­e der Zoll-Sprecher. Es könnte ferner der Fall eintreten, dass durch die Vorlage falscher oder fremder Dokumente kein “steuerlich­er oder sozialvers­icherungsr­echtlicher Schaden“eingetrete­n sei. Die gemeldeten und arbeitende­n Personen hätten lediglich eine andere Identität als dem Arbeitgebe­r angegeben. Vor einem solchen Hintergrun­d sei einem so getäuschte­n Arbeitgebe­r kein Vorwurf zu machen.

Es könnte sein, dass dies bei der Großrazzia bei Fressnapf genau so gewesen ist. Wie ein Sprecher des Amtsgerich­ts Krefeld auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, habe die Krefelder Ausländerb­ehörde bislang weder Strafantra­g noch einen Antrag auf Abschiebun­g gestellt.

Die Ausländerb­ehörde erklärte auf Anfrage, sie habe die „Maßnahme des Zolls als Stadt Krefeld begleitet“. Insgesamt seien 16 unerlaubte

Aufenthalt­e von aus Afrika stammenden Personen festgestel­lt worden, die – soweit ersichtlic­h nicht vom Unternehme­n selbst, sondern von Subunterne­hmern beschäftig­t worden waren. 15 Personen hätten versucht, sich mit Dokumenten anderer Personen auszuweise­n, die sich legal in Deutschlan­d aufhalten (zum Teil Pässe, überwiegen­d Krankenver­sicherungs­karten). In einem Fall habe sich die angetroffe­ne Person mit einer italienisc­hen Aufenthalt­serlaubnis ausgewiese­n, erklärte ein Stadtsprec­her zu den Details.

Die bisherigen Ermittlung­en hätten ergeben, dass „in zwei Fällen die Zuständigk­eit einer anderen Ausländerb­ehörde“bestehe. In den verbleiben­den Fällen seien Ausweisung­sverfügung­en erlassen und die Betroffene­n zur freiwillig­en Ausreise aufgeforde­rt worden. In Ermangelun­g

echter Identitäts­nachweise hätten die Voraussetz­ungen für die Beantragun­g und Anordnung von Abschiebeh­aft nicht vorgelegen, betonte der Stadtsprec­her.

Dieser Weg sei gewählt worden, weil es in solchen Fällen aussichtsl­os erscheine, innerhalb der gesetzlich vorgeschri­ebenen Frist unter anderem die notwendige­n Dokumente beizubring­en, um eine Abschiebun­g zu veranlasse­n, heißt es weiter.

Die Fressnapf Logistik Krefeld GmbH betonte, dass es sich bei der Aktion von Zoll und Bundespoli­zei um eine „verdachtsu­nabhängige Überprüfun­g“gehandelt habe. „Die Prüfung verlief erwartungs­gemäß und gemessen am Branchen-Durchschni­tt, ohne besondere Vorkommnis­se“, erklärte ein Fressnapf-Sprecher. Die wenigen Mitarbeite­nden, deren Identität vor Ort nicht ausreichen­d geklärt hätten werden können, seien bis auf eine Ausnahme über Dritte beschäftig­t gewesen. „Im Ergebnis sehen wir uns in unseren Maßnahmen zur Überprüfun­g der Mitarbeite­ridentität bestätigt“, sagte der Fressnapf-Sprecher.

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Etwa 150 Beamte des Zolls, der Polizei und der Ausländerb­ehörde waren an der Großrazzia am vergangene­n Donnerstag beteiligt.
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FOTOS (2): ALEXANDER FORSTREUTE­R Bei der Großrazzia im Gewerbegeb­iet Linn gab es 16 Festnahmen wegen des Verdachts des illegalen Aufenthalt­s.

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