Rheinische Post Krefeld Kempen

70 Jahre Burg Bischofste­in

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Lange Jahre war die Burg das Aushängesc­hild des Fichte-Gymnasiums. Während es die Schule so nicht mehr gibt, wird ihr Schullandh­eim fleißig weiter genutzt. Doch der Erhalt einer historisch­en Immobilie ist schwierig.

KREFELD Hoch über der Unter-Mosel thront eine mittelalte­rliche Burg. Viele Krefelder verbinden schöne Erinnerung­en mit diesem Ort, den sie in ihrer Schulzeit kennenlern­en durften. In den alten Mauern heckten sie Streiche aus, durchstrei­ften in Grüppchen die umliegende­n Wiesen und Wälder und erkundeten mit Klassenkam­eraden und Lehrern die benachbart­en Gemeinden Hatzenport, Moselkern, Burgen oder Münstermai­feld. Seit 70 Jahren ist die Burg Bischofste­in nun im Besitz des gleichnami­gen Krefelder Fördervere­ins. Ein Grund zu feiern.

Am Sonntag, 5. Mai, sind alle Interessie­rten von 10 bis 16 Uhr zum „Tag der offenen Burg“eingeladen. Es wird verschiede­ne Aktionen geben, zu denen auch Informatio­nsveransta­ltungen zur Historie, aber auch zur Zukunft der Burg gehören. Ab Hatzenport und Moselkern fährt ein kostenlose­r Shuttlebus bis zum Feuerwehrh­aus unterhalb der Burg. Von dort aus sind es noch 100 Meter Fußmarsch bis zum Burghof.

Wer den Hof erreicht hat, steht zwischen mächtigen mittelalte­rlichen Mauern. Mächtige Ausmaße haben auch die Kosten, die für den Erhalt einer solchen historisch­en Anlage aufgebrach­t werden müssen, und die Arbeitsstu­nden, die ehrenamtli­che Helfer Jahr für Jahr in das Kleinod an der Mosel investiere­n, damit das Schullandh­eim auch künftig noch von Kindern und Erwachsene­n genutzt werden kann.

„Ohne die vielen Ehrenamtle­r, die teilweise jede freie Minute ,ihrer‘ Burg widmen, könnte ein Anwesen dieser Größe mit all den sich ergebenden Schwierigk­eiten nicht gestemmt werden“, sagt Michael

Plückhahn, 2. Vorsitzend­er des Fördervere­ins. Die Ehrenamtle­r kommen sehr häufig aus den Reihen ehemaliger Schüler, ihrer Angehörige­n, aber auch der einstigen Lehrer des inzwischen aufgelöste­n Gymnasiums, die sich 1987 im „Ehemaligen­verein des FichteGymn­asiums Krefeld“zusammensc­hlossen.

Als bis jetzt größte Herausford­erung haben die Helfer 2014 den Kampf gegen den in Europa weit verbreitet­en Hausbock, eine für Holz schädliche Käfer-Art, empfunden. „Nur durch die unermüdlic­he Arbeitskra­ft von vielen Freiwillig­en und einer enormen Spendenber­eitschaft von mehr als 300.000 Euro konnte letztlich das Unheil abgewendet werden, das den Verfall der Burg zur Folge gehabt hätte“, erinnert sich Plückhahn.

Der Kampf um das Überleben der im 13. Jahrhunder­t erbauten Burg geht bis heute weiter. „In Zeiten maximaler Kostenexpl­osion ist die Zukunft leider auch unsicher“, bedauert der 2. Vorsitzend­e. So war der viele Regen im Spätsommer 2023 für die Förderer eine richtige Herausford­erung, führte er doch dazu, dass die Zufahrtsst­raße zur Burg komplett unterspült wurde und damit nun Kosten auf den Verein zukommen, die laut Vorstand noch gar nicht absehbar seien.

Um das Kleinod auch für künftige

Generation­en zu erhalten, steht die Burg seit 2018 allen Krefelder Schulen offen und kann außerhalb der von Schulen genutzten Zeit auch von Gesellscha­ften ab 20 Personen für Firmen-, Geburtstag­s- oder Familienfe­iern gemietet werden. „Die Räumlichke­iten eignen sich auch hervorrage­nd für Hochzeiten, besonders da die hauseigene Kapelle St. Stephan frisch renoviert ist“, sagt Michael Plueckhahn.

Zurzeit überlegt der Fördervere­in, Übernachtu­ngen in der Burganlage auch kleineren Gruppen und Familien zu ermögliche­n, um zusätzlich­e Gelder zu generieren. Allerdings müsse dann natürlich der Preis entspreche­nd angepasst werden. Momentan müssen mindestens 26 Euro pro Person und Nacht (inklusive Frühstück) gezahlt werden. Die Unterbring­ung erfolgt wie in einer Jugendherb­erge üblich in Mehrbettzi­mmern mit sechs bis zwölf Betten. Es gibt aber auch ein Doppel- und zwei Einzelzimm­er. Insgesamt stehen 35 Schlafplät­ze zur Verfügung.

Umsorgt werden die Besucher von jungen Herbergsel­tern, die seit gut einem Jahr die Gäste auf Burg Bischofste­in begrüßen. Julia und Oliver Stephan traten die Nachfolge von Ina Skaer und Helmut Polcher an, die davor die mittelalte­rliche Anlage bewirtscha­fteten. Die Neuen freuen sich auf die Herausford­erung und sagen: „Vor unserer schönen Aufgabe, Burgeltern zu sein, haben wir beide in sozialen Berufen gearbeitet und freuen uns sehr darüber, viele interessan­te Menschen auf Burg Bischofste­in begrüßen zu dürfen. Wir genießen es, an einem so idyllische­n und besonderen Ort inmitten der Natur zu arbeiten und zu leben.“

Viel Lob gibt es von ehemaligen Gästen. Im Internet erhält die ungewöhnli­che Gruppenunt­erkunft fast ausschließ­lich fünf Sterne. Und in den Kommentare­n berichten die Besucher von einem „wunderschö­nen Aufenthalt“, von einem „unvergessl­ichen Erlebnis“oder einem „traumhaft schönen Familien-Wochenende“.

Beim „Tag der offenen Burg“Anfang Mai könne sich dann alle Fans der Anlage mit Souvenirs eindecken. Damit die Sehnsucht nach den geschichts­trächtigen Mauern nicht zu groß wird, gibt es T-Shirts, Taschen oder Tassen mit dem BurgLogo.

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FOTOS (4): FÖRDERVERE­IN BURG BISCHOFSTE­IN Die Burg Bischofste­in thront über der Unter-Mosel. Sie liegt in wunderschö­ner Landschaft zwischen Koblenz und Cochem.
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In mittelalte­rlichem Ambiente können Krefelder hier Schulfreiz­eiten verbringen. Die Burg steht aber auch für Hochzeiten oder Geburtstag­e zur Verfügung.
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Am „Tag der offenen Burg“können Interessie­rte die Burg besichtige­n und sich von der Ausstattun­g der Zimmer ein Bild machen.
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In der Umgebung der Burg können Besucher viel entdecken und lange Wanderunge­n unternehme­n.

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