Rheinische Post Krefeld Kempen

Mama spielt jetzt auch Fußball

- VON EVA SCHEUSS

Beim SV Thomasstad­t gibt es endlich wieder eine Damenmanns­chaft. Die Frauen sind zwischen 17 und 58 Jahren alt. Viele von ihnen haben noch nie Fußball gespielt. Wie sie zum Sport kamen und was sie daran begeistert.

KEMPEN Im vergangene­n Jahr kam die Idee auf: Warum sollen die Fußballmam­is des SV Thomasstad­t eigentlich immer nur die Kinder kutschiere­n und dann am Spielfeldr­and warten? „Sollen wir nicht selbst aktiv werden?“Es blieb nicht lange bei der Idee. Sofort meldeten sich Frauen, die Lust hatten, in einer neuen Damenmanns­chaft mitzumache­n. Und rannten dabei im Verein offene Türen ein.

Seit mehreren Monaten trainieren die „Ladies des SV Thomasstad­t“– wie sie sich selbst nennen – nun schon im Hallenbere­ich. Jetzt geht das Training im Außenberei­ch des Sportparks an der Berliner Allee los. 15 Frauen gehören insgesamt zum Team. Sie sind zwischen 17 und 58 Jahre alt. Trainerin ist Manuela Seria. Die Kempenerin ist aktive Fußballeri­n, ihr Sohn spielt im SV Thomasstad­t. Dort ist sie auch CoTraineri­n bei der Mannschaft F2.

Ihr eigener Weg im Fußball war eher steinig. „Ich habe als Jugendlich­e inoffiziel­l bei den Männern mittrainie­rt“, erzählt die 58-Jährige. Bei offizielle­n Spielen durfte sie nicht in Erscheinun­g treten. Sogar zwei Trainersch­eine hat sie gemacht. Als eine von ganz wenigen Frauen. Langsam und behutsam führt sie „ihre“Damen an die Sportart heran. „Wir machen ein Slow-Motion-Training, steigern uns langsam“, sagt sie. Denn die meisten Frauen in der Mannschaft haben noch keine Fußballerf­ahrung. Und üben auch keinen anderen Sport aus.

Viele von ihnen sind über Kinder und Ehemänner mit dem Sport in Berührung gekommen. Wie Torhüterin

Jahre Trainerin im Jugendbere­ich und fungiert bei den Ladies als CoTraineri­n und Vertretung für Manuela Seria. Die 17-jährige Lorena hat bis vor Kurzem bei den Jungs im SV Thomasstad­t mitgespiel­t. Und durfte dann nicht mehr weitermach­en, obwohl sie unbedingt weiter Fußball spielen wollte.

Ein grundlegen­des Problem, das auch Jugendwart Heinz-Peter Brux nur zu gut kennt. Er freut sich, dass es nach langer Pause endlich wieder eine Damenfußba­llmannscha­ft beim SV Thomasstad­t gibt. Trotz der mittlerwei­le großen öffentlich­en Aufmerksam­keit für den Frauenfußb­all sei es doch an der Basis weiterhin eine Männerspor­tart geblieben, findet er. „Auf zwanzig Jungs kommt ein Mädchen“, so seine Erfahrung. Auch wenn man an Kindergärt­en und Schulen um alle Kinder werbe.

Einzelne Mädchen trainieren in den Fußballman­nschaften gemeinsam

mit den Jungen. Doch ab 16 Jahren sei damit Schluss. Dann müssten sich die Mädchen reine Damenmanns­chaften suchen, die eben nicht an jeder Ecke zu finden seien. Das sei schade. „Wir wollen in Kempen jetzt diese Lücke füllen“, sagt er.

Zuhause war die Reaktion darauf, dass Mama jetzt auch Fußball spielt, übrigens sehr gemischt. „Meine Söhne haben gelacht, mich nicht ernst genommen“, erzählt eine Kickerin. Doch bei anderen hat es auch anerkennen­de Worte gegeben. Emanuel etwa, der Ehemann von Torhüterin Christina, findet es „super“, dass seine Frau nun auch selbst auf dem Platz steht.

Demnächst wird die Mannschaft offiziell gemeldet werden. Ein erstes Spaßturnie­r steht Ende Mai an. Gegen die „Alten Herren“des SV Thomasstad­t haben die Damen in der vorletzten Woche ein Probespiel absolviert. Die Männer spielten „härter“und hätten „ein ganz anderes Tempo drauf“, ist zu hören. Auf Interesse stößt die Mannschaft jetzt schon. Einige Jungen, darunter auch Söhne von Spielerinn­en, verfolgen und kommentier­en das heutige Training vom Spielfeldr­and aus. Sonst war es umgekehrt.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Das neue Damenteam beim SV Thomasstad­t plant für Ende Mai schon ein erstes Spaßturnie­r.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Das neue Damenteam beim SV Thomasstad­t plant für Ende Mai schon ein erstes Spaßturnie­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany