Rheinische Post Krefeld Kempen
Reformhaus hat staubiges Image abgelegt
Das Reformhaus Vitana trifft den Nerv der Zeit. Philipp und Rebecca Pannenbäcker betreiben das Geschäft seit 20 Jahren und registrieren ein gesteigertes Bewusstsein für gesunde Ernährung und Lebensqualität.
UERDINGEN Als Philipp und Rebecca Pannenbäcker in Oberhausen das Licht der Welt erblickten, lag der Impuls zur Gründung der Bewegung Lebensreform, die einen neuen Blick auf das Leben, die Kunst, die Architektur und den Alltag beinhaltete, schon weit über 100 Jahre zurück. Mit ihr ging die Reformhaus-Idee einher, an deren Geschichte die beiden Uerdinger Geschäftsleute nunmehr genau 20 Jahre mitwirken. 2004 übernahmen der gelernte Tischler und die ausgebildete Reformhaus-Fachangestellte den gut 100 Quadratmeter großen Laden an der Niederstraße in der Uerdinger Fußgängerzone von den Vorgängern – Wolfgang und Margret Zansen. Deren Familie hatte das Reformhaus Vitana während des Zweiten Weltkriegs eröffnet.
Seit dem Jahr 1940 werden am Standort Waren angeboten, die dem Wohlbefinden und der Gesundheit besonders dienen sollen. „Klassiker der Anfangsjahre wie essigsaure Tonerde für kühlende Umschläge etwa bei Insektenstichen und gegen Schwellungen oder Leinsamen zur Förderung der Verdauung sind auch heute noch in unserem Sortiment“, sagte Philipp Pannenbäcker.
Nachdem sein Arbeitgeber im Ruhrgebiet Insolvenz habe anmelden müssen und seine Frau als Filialleiterin eines großen Reformhauses ihre berufliche Zukunft in der Selbstständigkeit habe, hätten die beiden das Nachfolger-Gesuch aus Uerdingen in einem BranchenMagazin gefunden. Mittlerweile wohnt die Familie mit zwei schulpflichtigen Jungen auch in Krefeld – im Stadtteil Traar.
Die Zahl der Reformhäuser habe sich in der Stadt Krefeld in der Vergangenheit deutlich reduziert. Aktuell böten noch zwei Läden ihr Sortiment den Kunden an. Eines in der Innenstadt und ihres in Uerdingen. „Wir betreiben das älteste Reformhaus Krefelds“, berichtete Philipp Pannenbäcker mit Stolz. Bis zu 25.000 Artikel könne er anbieten. 3500 seien ständig im Geschäft vorrätig. Bekannte Markenartikel aus dem Kur- und Arzneibereich, der Kosmetiksparte, Nahrungsergänzungsmittel, Lebensmittel, Säfte und vieles mehr. Dreimal in der Woche würden verderbliche Waren wie Milchprodukte geliefert. „95 Prozent unserer Waren sind Bio-Produkte“, betonte der Geschäftsinhaber, der auf Wunsch den Einkauf der Kundschaft an die Haustüre bringt.
Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung und eine gesunde Lebensweise sei enorm gestiegen. Nachhaltigkeit, Tierwohl und chemiefreie Produktion seien oftmals schon zum Allgemeingut geworden. So könnten er und seine Frau auf eine Kundschaft vertrauen, die gleichsam einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung darstelle. Die größten Gruppen in seiner Kundschaft seien die Über60-Jährigen und die 30- bis 40- Jährigen, berichtete der 46-Jährige. Über eines sei er froh, das „angestaubte Image der Reformhäuser“sei passé. Dass die Branche den Zug der Zeit nicht verpasse, dafür sorge der als Genossenschaft organisierte Dachverband.
Mittlerweile registriere das Paar einen spürbaren Aufschwung. Während der Zeit der Corona-Pandemie seien die Umsätze schon merklich zurückgegangen. Inzwischen sei das alte Niveau fast wieder erreicht, informierte Philipp Pannenbäcker, der bis zum Jahr 2016 einen zweiten
Laden im Stadtteil Oppum unterhalten habe.
Im Stadtteil Uerdingen sehen die beiden großes Potenzial. „Hier tut sich was“, sagten sie mit Blick auf die Aktivitäten am Rheinufer, der Sanierung der Herberzhäuser und private Initiativen. Die Aufenthaltsqualität am Markt in der Fußgängerzone und am Rhein sei ein Pluspunkt. „Wir haben in direkter Nachbarschaft tolle Cafés, Bäckereien und Eis-Dielen“, schwärmte Philipp Pannenbäcker von seinen Handels-Kollegen im Ort.
Auf sein Angebot macht der Reformhaus-Betreiber auch mit den neuen Medien aufmerksam. Auf Facebook und Instagram ist sein Geschäft Vitana präsent. Vor Ort sei die Beratung eine der großen Stärken. „Meine Frau Rebecca ist refo-Ernährungs- und Diätberaterin und im Zuge ihrer Aus- und Weiterbildungen sind diverse zusätzliche Qualifikationen hinzugekommen“, betonte Philipp Pannenbäcker.