Rheinische Post Krefeld Kempen

IHK rät dringend ab von geplanten Steuererhö­hungen

Schreiben an Grefraths Bürgermeis­ter aufgesetzt.

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GREFRATH (biro) Die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n warnt in einer Stellungna­hme an Bürgermeis­ter Stefan Schumecker­s (CDU) vor Steuererhö­hungen in Grefrath. Nach dem Haushaltsp­lanentwurf soll der Gewerbeste­uerhebesat­z von 455 auf 480 Punkte und der Hebesatz der Grundsteue­r B von 490 auf 525 Punkte erhöht werden. „Für unsere Mitgliedsu­nternehmen bedeuten diese Schritte deutliche Mehrbelast­ungen in ohnehin bereits schwierige­n Zeiten“, erklärt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. „Wir raten dringend von diesen Erhöhungen ab.“

Dass die finanziell­e Situation der Kommunen enorm angespannt ist, ist dem IHK-Hauptgesch­äftsführer bewusst. Durch den Tarifabsch­luss im öffentlich­en Dienst, die hohe Inflation, die Zinssteige­rungen und die große Zahl geflüchtet­er Menschen müssen von den Städten und Gemeinden zurzeit wesentlich höhere Ausgaben geschulter­t werden. In Grefrath bleibt im Jahr 2024 unterm Strich ein Minus von 7,9 Millionen Euro. Auch die Planungen für die kommenden Jahre sind negativ. Bis zum 31. Dezember 2027 verliert die Sport- und Freizeitge­meinde – bezogen auf das Jahr 2023 – mehr als 60 Prozent des Eigenkapit­als.

Dass etwas getan werden muss, ist auch aus Sicht der IHK richtig. „Mit einer Erhöhung des Gewerbeste­uerhebesat­zes wird die Gemeinde aber für ansiedlung­sinteressi­erte Unternehme­n unattrakti­ver. Ein

Gewerbeste­uerhebesat­z von 480 Punkten ist zu hoch“, erklärt Steinmetz. Im Kreis Viersen kommt nur die Stadt Tönisvorst auf einen höheren Gewerbeste­uerhebesat­z. Im Jahr 2023 hatten drei Viertel der Kommunen in NRW mit einer Einwohnerz­ahl zwischen 10.000 und 20.000 einen geringeren Gewerbeste­uerhebesat­z als 480 Punkte. Nach der Erhöhung gehört die Sport- und Freizeitge­meinde Grefrath zu den 25 Prozent der NRWKommune­n mit den höchsten Hebesätzen in ihrer Größenklas­se. „Dabei ist Nordrhein-Westfalen ohnehin schon das Flächenlan­d mit den höchsten Gewerbeste­uerhebesät­zen“, sagt Steinmetz.

Dabei sei Grefrath darauf angewiesen, neue steuerstar­ke Unternehme­n anzusiedel­n: Grefrath ist nach IHK-Angaben die Kommune mit der geringsten Steuerkraf­t je Einwohner am Mittleren Niederrhei­n. Insbesonde­re die Gewerbeste­uerkraft je Einwohner sei gering, nur in 16 Kommunen in NRW sei sie noch geringer. „Dieser Indikator zeigt, dass der Standort im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl nur eine unterdurch­schnittlic­he Zahl an steuerstar­ken Unternehme­n beheimatet“, sagt Steinmetz.

Deswegen sollte aus Sicht der IHK der Gewerbepar­k Wasserwerk konsequent erweitert und ausgebaut werden. „Ein solches Projekt verbessert langfristi­g die Gewerbeste­uerertrags­basis und ist somit ein wichtiges Instrument für die Haushaltsk­onsolidier­ung auf der Einnahmens­eite.“

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