Rheinische Post Krefeld Kempen

Exquisite Kunst in alter Weinbrenne­rei

- VON CHRISTINA SCHULTE

Wenn Künstler Leute einladen, dann bringen die natürlich ihre eigene Kunst mit – so entspinnen sich Dialoge unter den Werken. In den DujardinAt­eliers und auf einer Ausstellun­gsetage sind spannende und witzige Konstellat­ionen von Bildern und Objekten zu sehen.

UERDINGEN Fünf Künstler haben ihre Ateliers im Atelierhau­s Dujardin – nun hat jeder von ihnen einen weiteren Künstler zu einer gemeinscha­ftlichen Ausstellun­g eingeladen. Von der Eröffnung am Freitagabe­nd, 19. April, bis Sonntag, 21. April, 18 Uhr, kann man sich an den Gegenübers­tellungen und Dialogen erfreuen. Und auch einen Blick auf die Arbeitstis­che und die Werkzeuge der Künstler im Haus am Rhein werfen. Die Ateliers von Sibylle Gröne, Martina Urmersbach, Jan Kalff, Frank Joerges und Martin Schüten liegen in der zweiten Etage. Darin sieht es nach Ideen aus und nach Arbeit. Vor allem die Fülle verschiede­nster Materialie­n in je verschiede­ner Ordnung erlaubt dem Besucher eine Vorstellun­g davon, wie die Künstler arbeiten. Zwei Männer gestehen, dass sie mit dem Aufräumen begonnen haben – aber die Besucher müssen ja auch das Kreative noch erkennen können.

Aus dem Raum von Frank Joerges dringt Jazzmusik von einem Plattenspi­eler und flutet den Flur. Joerges hat den Comiczeich­ner Frät zur Ausstellun­g eingeladen – wie alle anderen zeigen sie ihre Arbeiten im Dialog miteinande­r oder im Gegensatz zueinander in der ersten Etage. Frank Joerges: „Ich gehe von Gegenständ­en aus, die uns umgeben und abstrahier­e sie.“In drei Reihen hängen bei ihm abstrakte Bilder mit Gelb, Weiß, Schwarz und Blau. Frät hat die geometrisc­hen Formen übernommen: „Ich habe einen reduzierte­n Strich gewählt.“Er hat ihnen jeweils eine Menschen hinzugesel­lt, alt oder jung, männlich oder weiblich, hellhäutig oder dunkel.

Der Raum nebenan ist dem Amsterdame­r Künstler Paul Ouwerkerk gewidmet, dem Gast von Sibylle Gröne. Ouwerkerk arbeitet mit Licht und Schatten und erzeugt durch das Abkleben von Farbfelder­n Konturen und Reliefs. Seine Bilder scheinen dekonstrui­erte, auseinande­rgefaltete vielseitig­e Körper zu sein.

Mit Linien arbeitet auch Sibylle Gröne. Mit großer Genauigkei­t und hoher Konzentrat­ion trägt sie mit freihändig­em Pinselstri­ch farbige Linien auf besonderes Papier. Die Entwicklun­g zu diesem künstleris­chen Weg ist an ihren vorigen Arbeiten abzulesen, bei denen sie mit Oxid gearbeitet hat.

Jan Kalff hat Claudia Schmidt (nicht die Architekti­n) eingeladen. Seinen feinen Graphit-Zeichnunge­n nach der Natur sind ihre abstrakten Bilder gegenüberg­estellt. Sie arbeitet mit Sprayfarbe und geht etwa von dem Rest eines Absperrban­des von einer Baustelle aus: Pink im Ausstellun­gsraum mit Jan Kalff, Neongrün im Flur vor dessen Atelier. Kalffs prächtige gezeichnet­e Eiche vom Niederrhei­n, mit den Maßen zwei Meter mal 1,80 Meter, hängt im großen Ausstellun­gsraum.

Direkt gegenüber sind die Arbeiten von Martin Schüten, der den Bildhauer Wolfgang Hahn eingeladen hat. Der arbeitet mit geometrisc­hen Formen und zeigt hier die „Dekolletés“,Quadrat’ oder ,Kreis‘. Eine schwarze Scheibe pendelt auf einem leicht ausgekehlt­en Untergrund – eine Bewegungsa­rbeit.

Martin Schüten hat „Dinge aus dem Lebensumfe­ld“verarbeite­t: „Ich beschäftig­e mich mit dem Wesen der Dinge“, sagt er. Der Betrachter kann in den veränderte­n und manchmal lustigen Dingen eine neue Dimension erkennen: „Die Haptik liegt in den Augen“, sagt Schüten.

Das fünfte Künstlerpa­ar bilden die Martina Urmersbach und ihr Gast Setsuko Fukushima, die sich beide mit Materialie­n auseinande­rsetzten. Urmersbach verwendet alltäglich­e Dinge wie Besen, Seifenscha­len oder kleine Röhrchen von Silvesterk­nallern. Sie verwandelt sie durch Schneiden, gibt Papier dazu und kombiniert verschiede­ne Strukturen zu „Materialno­tizen“.

„Alternativ­e Botanik“ist Thema bei Setsuko Fukushima. Sie erfindet organische Formen, erarbeitet sie in Keramik und setzt sie auf erdigen Untergrund. Dazu gibt sie ein aufgeschla­genes Buch in diese Vitrine, die ein Foto und eine Beschreibu­ng des botanische­n Objekts enthält. „Es ist so hineingear­beitet, als ob es gerade entdeckt worden ist“, sagt sie. Kleine Arbeiten aller zehn Künstler stehen auf einem Tisch im Ausstellun­gsraum: „Die Tafel ist gedeckt“, sagt Sibylle Gröne.

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FOTO: FABIAN KAMP Kunst im Dialog ist das Thema: Hier trifft die Malerei von Frank Joerges (links) auf die Bilder von Frät.

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