Rheinische Post Krefeld Kempen
Bei den U30-Organisten geht die Post ab
Orgelmusik wird immer beliebter, hat Regionalkantor Niklas Piel festgestellt. Deshalb gibt es wieder einen Orgelmai in St. Dionysius, mit vier Konzerten an vier aufeinanderfolgenden Samstagen. Die Organisten sind alle unter 30.
KREFELD Für Niklas Piel gehört es zu den schönen Erfahrungen seines Berufes, skeptische Menschen zu überzeugen - davon, dass Orgelklang königlich ist und es keine Scheu vor dem kirchenraumfüllenden Instrument, vor den salbungsvollen Namen großer Komponisten oder zeitgenössischem Musik-Neuland geben muss. Piel ist Regionalkantor der Katholischen Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII. - die Klais-Orgel in St. Dionysius ist seine „Heimorgel“, von deren Klang er nach gut anderthalb Jahren immer noch schwärmt. Beim Orgelmai hat das Publikum in vier Konzerten bei freiem Eintritt die Gelegenheit, sich ebenfalls begeistern zu lassen.
Die erste Mai-Reihe im vergangenen Jahr war ein so großer Erfolg, sagt Piel, dass es eine Fortsetzung geben muss. Vom 4. bis zum 25. Mai gibt es an jedem Samstag ab 18 Uhr ein Konzert - jedes trägt die Handschrift des Interpreten. Und das wird deshalb spannend, weil nicht nur zwei Männer und zwei Frauen ihre eigenen Programme gestalten, sondern weil alle auch der ganz jungen Orgelgeneration angehören. „Alle sind U30“, sagt Piel. „Mit 27 Jahren gehöre ich schon zu den Alten.“Entsprechend frisch ist die Musikauswahl - nur Bach steht bei allen auf dem Zettel.
4. Mai Das Eröffnungskonzert gibt Niklas Piel „marianisch angehaucht“. Neben Bach hat er drei Vertreter der Romantik ausgewählt: Alexandre Guilmant, Josef Gabriel Rheinberger und den eher unbekannten Charles Tournemire. „Es lohnt sich, ihn wiederzuentdecken“, findet Piel.
11. Mai Judith Bothe, Tochter des Krefelder Organisten Hans-Günther Bothe, studiert zurzeit in Leipzig Orgel und Chorleitung. In Krefeld ist sie als Kirchenmusikerin und mehrfache Bundespreisträgerin „Jugend musiziert“bekannt. Regers Choralfantasie „Wachet auf, ruft uns die Stimme“steht da musikalisch eher unbekanntem Terrain gegenüber wie die Toccata settima von Michelangelo Rossi (um 1601-1656) und eine Komposition von Hermann Berlinski (1910-2001) über einen brennenden Dornbusch.
18. Mai Anastasiia Yurchenko ist 1995 in der Ukraine geboren und hat 2019 ihr Klavierstudium an der Musikakademie Peter Tschaikowski in Kiew abgeschlossen. Jetzt studiert sie Kirchenmusik in Detmold. Sie nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise vom Frühbarock (Sweelinck), über Barock (Bach) und Wiener Klassik (Mozart) in die Spätromantik und den französischen Impressionismus mit César Franck. Mit zwei eigenen Improvisationen über das Ave maris stella von Tournemire, das Piel im ersten Konzert spielt, schlägt sie einen inhaltlichen Bogen.
25. Mai „Ein Highlight“verspricht Niklas Piel für den Auftritt des 19-Jährigen Silvan Meschke aus Düsseldorf. „Der hat in seinen jungen Jahren schon Stücke im Repertoire, an die ich mich nicht getraut habe. Er ist ein Ausnahmetalent“, sagt Piel. Etliche Preise schmücken die Vita des jungen Musikers, der schon als 14-Jähriger Jungstudent an der HfMT Köln war. Seit 2023 arbeitet er als Organist an der Düsseldorfer Kirchengemeinde St. Antonius und Benediktus. Anspruchsvolles von Maurice Duruflé (1902-1989) steht
auf seinem Programm für Krefeld. Aber er will auch 40 Varianten über das „Vatter Unser“von Adam Steigleder (1561-1633) spielen - Musik aus dem süddeutschen Frühbarock. „Die letzte Variation in Toccata-Manier ist hochvirtuos, da geht die Post ab“, meint Piel. „Das wird ein sehr, sehr schönes Konzert.“
Überhaupt seien die Vorzeichen für den Orgelmai gut: „Wir haben eine hervorragende Orgel und Leute, die damit umgehen können. Und wir haben ein dankbares Publikum, das offen ist für Neues. Das ist für uns Anreiz, Entsprechendes anzubieten.“Überfüttern wolle man die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht, dehalb dauert jedes Orgelmai-Konzert etwa 50 Minuten. Der Eintritt ist dank der Unterstützung des Fördervereins für die Kirchenmusik der Pfarrei Papst Johannes XXIII. kostenlos.