Rheinische Post Krefeld Kempen

Theatermac­her aus Kamerun inszeniert Kolonialge­schichte

- VON PETRA DIEDERICHS

KREFELD Im Mündungsge­biet des Wouri liegt die Insel Moulandé. So hieß sie zumindest, bis eine deutsche Ordensschw­ester in das Gebiet an der Atlantikkü­ste Kameruns kam. Sie lebte dort mit den Einheimisc­hen und hat einiges bewirkt. Denn nach ihrem Tod wurde sie dort auch beerdigt und die Insel im Gedenken an jene Schwester Monika in „Manoka“umbenannt.

So weit die Geschichte, die auch Basis ist für die nächste Produktion der Reihe „Außereurop­äisches Theater“. Am Sonntag, 28. April, hat „Manoka Express“Premiere in der Fabrik Heeder. Schon vorab gibt Regisseur Martin Ambara Interessie­rten

die Gelegenhei­t, mehr über die Produktion zu erfahren bei einer Soiree am Dienstag, 23. April, ab 17.30 Uhr im Foyer der Fabrik Heeder, Virchowstr­aße 130.

Martin Ambara kommt aus Kamerun. „Manoka Express“ist ein Kapitel Geschichts­aufarbeitu­ng. Denn vielen auch in seiner Heimat ist die leidvolle Geschichte von Manoka unbekannt. Vor dem Ersten Weltkrieg war Deutsch-Ostafrika sogenannte­s Schutzgebi­et - kurz: deutsche Kolonie. Manoka hat eine blutige Vergangenh­eit.

Ambara nimmt das Publikum „mit auf eine Reise an die Atlantikkü­ste Kameruns. Unterhalb von Douala, ins Mündungsge­biet des Flusses Wouri und zur Insel Manoka,

wo nicht nur eine aus dem Uferschlam­m ragende Turmruine aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg von den Spuren der Kolonialhe­rren des Deutschen Kaiserreic­hs zeugt“; so malerisch kündigt sich die Produktion auf der Homepage des Theaters an.

Martin Ambaras Stück „Manoka Express“rast „durch die Zeiten und durch die verschiede­nsten Überliefer­ungen, die schroff gefügt und zu einem mitreißend­en, rauschhaft­en Wort-Strom verbunden werden“. Bedeutet: Der Theatermac­her hat sein Stück in Kamerun entwickelt, Einflüsse aus der Tradition seiner Heimat spielen hinein, zum Beispiel Gesänge zur Mvett, einer kamrunisch­en Zither. Kulturelle Quellen treffen auf biblische Geschichte­n; die koloniale und postkoloni­ale Zeit stößt an die Gegenwart.

Wie kann ein deutsches Ensemble so etwas spielen? Das ist die reizvolle Grundidee der Reihe „Außereurop­äisches Theater“, die Matthias Gehrt, der damalige Schauspiel­direktor, vor mehr als einem Jahrzehnt am Gemeinscha­ftstheater etabliert hat. Martin Ambara und Dramaturg Martin Vöhringer geben in der Soiree vielleicht eine Antwort. Im Anschluss besteht die Möglichkei­t, eine Probe zu besuchen.

Soiree: Dienstag, 23. April, 17.30 Uhr; Premiere: Sonntag, 28. April, 20 Uhr, jeweils in der Fabrik Heeder, Virchowstr­aße 130. Kartentele­fon 02151 805125.

 ?? ?? Eine Szene aus der Uraufführu­ng „Manoka Express“mit der Wasserfrau (Eva Spott, rechts) und dem Mädchen (Katharina Kurschat) Foto: Matthias Stutte
Eine Szene aus der Uraufführu­ng „Manoka Express“mit der Wasserfrau (Eva Spott, rechts) und dem Mädchen (Katharina Kurschat) Foto: Matthias Stutte

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