Rheinische Post Krefeld Kempen
Nasse Keller, geflutete Gärten
Der Dauerregen hat in Krefeld massive Folgen. Bürger aus verschiedenen Stadtteilen klagen über Wasser im Keller. In einigen Kleingartenanlagen sind ganze Parzellen geflutet. Betroffene berichten von besorgniserregenden Zuständen.
KREFELD Jeden Tag beschleicht Hermann-Joseph Melis ein ungutes Gefühl, wenn er morgens aufwacht. „Wie wird es an diesem Tag wohl im Keller aussehen?“, ist die alles entscheidende Frage, die den 88-Jährigen und seine Frau seit Anfang März beschäftigt. Seitdem sind große Teile des Kellerbodens mit Wasser bedeckt. Täglich müssen die Senioren mit Pumpe und Nass-Sauger gegen die Feuchtigkeit ankämpfen. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Das Ehepaar wohnt seit knapp 50 Jahren in Forstwald und hatte bislang noch nie Wasser im Keller. „Wir sind auch nicht die einzigen Betroffenen. Zahlreiche Häuser in der Nachbarschaft haben auch nasse Keller“, erklärt van Melis. Er und die Nachbarn fühlen sich mit dem Problem allein gelassen, da bei Gesprächen mit der Stadt wenig konkrete Hilfe angeboten wurde. „Wir wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Es wird für uns auch körperlich immer schwieriger, täglich alles zu reinigen und das Wasser in den Pumpensumpf zurückzuleiten. So kann es doch nicht weitergehen“, sagt der 88-Jährige und klingt verärgert.
Mit ihrem Problem haben sich die Betroffenen auch an den Bürgerverein Forstwald gewandt, der das Thema aufgenommen und den Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) kontaktiert hat. „Stefan Kleiker, Bereichsleiter Planen und Bauen des KBK mit Expertise auf dem Gebiet Stadtentwässerung, hat zugesagt, auf der Mitgliederversammlung des Bürgervereins zum Thema zu informieren und Fragen zu beantworten“, informiert der Vorstand auf seiner Homepage. Die Veranstaltung ist am 24. April ab 19.30 Uhr in der Johanneskirche am Bellenweg.
Von einer Ausnahmesituation spricht Nadine Kilders vom Stadtverband der Kleingärtner in Krefeld. Besonders betroffen von den Niederschlägen seien die Kleingartenanlagen Bockum Ost und West, sagt sie. Dort stehen seit Monaten viele Gärten unter Wasser. In vier davon hätten die Pächter inzwischen sogar Fische entdeckt, die sich dort angesiedelt haben, berichtet Nadine Kilders. In einem Oppumer Kleingarten schwimmen Enten vor den
Treibhäusern, die jetzt im Wasser stehen. „Durch das Wasser werden Gartenmöbel beschädigt, Anpflanzungen zerstört und die Fundamente der Gartenhäuser durchfeuchtet. Vieles davon muss weggeworfen werden, die Schäden sind immens, doch keine Versicherung kommt dafür auf“, beschreibt die Leiterin der Geschäftsstelle die Situation. Pacht müssten die Betroffenen jedoch weiter zahlen, obwohl viele der zerstörten Gärten in diesem Sommer garantiert nicht mehr zu nutzen seien.
„Wir haben bei der Stadt angefragt, ob die Pacht deswegen gemindert werde, haben aber noch keine Antwort bekommen. Auch haben wir immer noch keine Genehmigung, um das Wasser in den Kanal ableiten zu dürfen“, sagt Kilders und versteht nicht, wieso kein schnelleres Handeln möglich ist. Schließlich würde das stehende Wasser in den Gärten bald anfangen zu stinken, und auch der Schimmel breite sich aus. Von den Mücken, die sich über das neue Feuchtgebiet freuten, ganz zu schweigen.
Auch Anwohner in der Nähe der Kleingartenanlagen seien von den
Folgen der anhaltenden Regenfälle betroffen, sagt Nadine Kilders, die in einem Gespräch von einer Souterrain-Wohnung hörte, die komplett unter Wasser gestanden haben soll. „Der Stadtverband kümmert sich, damit den betroffenen Gärtnern möglichst schnell geholfen wird. Wir hoffen, dass sich die Stadt bald meldet und wir Informationen bekommen, wie es weitergehen soll“, erklärt die Geschäftsstellenleiterin. Die Stadt Krefeld verpachtet Parzellen und stellt Garten-Fans rund 4114 Kleingärten in insgesamt 101 Anlagen in ganz Krefeld zur Verfügung.
Auch die gefluteten Gärten sind städtisches Eigentum.
Auf Anfrage teilte die Stadt mit: „Der Fachbereich 21, jetzt 62, hat einen Generalpachtvertrag mit dem Stadtverband der Kleingärtner. Der Stadtverband wiederum verpachtet/ vergibt die Flächen an die einzelnen Gartenbauvereine, welche dann mit den Kleingärtnern entsprechende Parzellenverträge aushandeln.“
Auch beim Thema „Abpumpen“sieht die Stadt keine Notwendigkeit zu handeln. „Ein Abpumpen erfolgt nicht. Es muss auch nicht zwangsläufig zu einer negativen Geruchsbildung kommen. Dies ist abhängig von den äußeren Gegebenheiten und welche chemischen, physikalischen und insbesondere biologischen Umsetzungsprozesse des Wassers einsetzen.“Eine Genehmigung zum Abpumpen sei nicht notwendig, da es sich um eine Maßnahme der „Gefahrenabwehr“handele.
Grundsätzlich werde der Verwaltung Hochwasser aus dem gesamten Stadtgebiet gemeldet. Besonders betroffen sei bekannterweise der Bereich Inrath/ Kliedbruch aufgrund der geografischen Verhältnisse. „Im Bereich Kliedbruch gibt es eine Sondersituation mit existierenden Pumpen, die in Betrieb genommen werden konnten. Flächendeckend existiert ein solches Netz an Pumpen nicht in der Stadt“, heißt es. Folglich seien kurzfristige Maßnahmen nicht möglich, um die Folgen der niederschlagsreichen vergangenen Monate abzumildern.