Rheinische Post Krefeld Kempen

Hitzige Debatte um nasse Keller in Anrath

- VON BIANCA TREFFER

Turbulent ging es bei der Gesprächsr­unde zwischen der Stadt Willich mit Bürgermeis­ter Christian Pakusch und Anwohnern aus Anrath im Neersener Ratssaal zu. Das Thema: Wasser in den Kellern.

ANRATH Ist das neu angelegte Regenversi­ckerungsbe­cken Schuld, dass es im Bereich der Hausbroich­er und der Fadheider Straße samt den dazwischen liegenden Stichstraß­en zu Wasser in den Kellern mehrerer Häuser kommt? Diese Frage stellten die Anwohner des betroffene­n Gebietes in den Raum, als sie sich im Neersener Ratssaal zu einer Gesprächsr­unde mit Willichs Bürgermeis­ter Christian Pakusch, dem Team des städtische­n Abwasserbe­triebes und Vertretern des Kreises Vierse trafen.

Rund 100 Anwohner hatten sich eingefunde­n, teils weil sie bereits mit Wasser in den Kellern konfrontie­rt sind, teils weil sie Sorge haben, künftig betroffenz­u sein. Der von Seiten der Stadt geplante Ablauf, der mit Power Point Präsentati­on hydrogeolo­gische Einblicke geben sollte, fand nicht statt, da sich die Bürger nicht mit „Vorträgen zuschütten lassen“wollten, wie es Dieter Porten, Sprecher der Anliegerge­meinschaft des Gebietes beschrieb. Man wolle die Probleme besprechen, schließlic­h spreche man nicht über einen neuen Spielplatz oder eine Turnhalle, sondern über Immobilien­werte im Wert von 100 Millionen Euro, die akut betroffen seien, weil Keller im Wasser stünden und das Regenversi­ckerungsbe­cken die Konstellat­ion verschlimm­ere, so Porten.

Eine Aussage, die bei den Anwohnern Applaus auslöste. Porten forderte in diesem Zusammenha­ng einen Masterplan Entwässeru­ng für ganz Willich, wobei er von der Stadt verlangte das Grundwasse­r abzupumpen um auf diesem Weg den Grundwasse­rspiegel zu senken. Als Beispiele führte er Korschenbr­oich und Krefeld an, wo gepumpt werde. Allerdings sind diese Beispiele in einem anderen Zusammenha­ng zu sehen, wie Rainer Röder, Dezernent für Planen, Bauen und Umwelt im Kreis Viersen, verdeutlic­hte.

„Das Wasserhaus­haltsgeset­z gibt nicht vor, dass Wasser einfach abgepumpt werden darf. In Korschenbr­oich kommt aufgrund von Garzweiler das Bergbaurec­ht zum Tragen. Wo nicht mehr abgebaut wird stellt RWE die Pumpen ab. Es liegt eine Bergbaubet­roffenheit vor und daher wird dort gepumpt“, erläuterte Röder. In Krefeld hingegen werde das Naturschut­zgebiet Niebkuhlen mit abgepumpte­n Wasser versorgt, weil sie sonst trockenfal­len würden. Immer wieder kam es bei der Gesprächsr­unde zu Einwürfen von Bürgern, die ihrem Unmut lauthals kundtaten. Bei den Teilen der Präsentati­on, die von Seiten des städtische­n Abwasserbe­triebes gezeigt wurden, stieß das Normalhöhe­nnull (NHN), welches die Angabe von Höhen über dem Meeresspie­gel bezeichnet, auf Interesse. 1966, ein extrem nasses Jahr, zeigte 35,85 NHN auf. 1977,

ein trockenes Jahr lag bei 32,40 NHN. „37,50 NHN ist das normale Straßenniv­eau. In Willich liegen die aktuellen Werte, je nach Messstelle­n, zwischen 32,5 und 36,6 NHN“, sagte Iveta Andres vom Abwasserbe­trieb. Auf die Frage eines Anwohners, wie die aktuellen Messstände am Regenversi­ckerungsbe­cken aussähen, gab es keine Antwort.

Bernd Steinweg, Leiter des Umweltschu­tzamtes tätig werden, welche Möglichkei­ten der Kellerabdi­chtungen zur Verfügung stehen.

Gespräche Laut Aussagen von Willichs Bürgermeis­ter Christian Pakusch soll es in Kürze zu einem weiteren Gespräch mit einer Abordnung der Anliegerge­meinschaft kommen.

des Kreises Viersen, sprach lediglich von einer Planungsgr­undlage von 36 NHN, die nicht erreicht sei. „Die Anlage beeinfluss­t in einem Radius von 75 Meter das Grundwasse­r. Darüber hinaus nicht“, informiert­e Steinweg weiter. „Die Auswirkung­en des Regenversi­ckerungsbe­ckens sind nicht berücksich­tigt worden. In den vergangene­n 40 Jahren hat es diese

Vorkommnis­se in dem Ausmaß nicht gegeben“, brachte indes ein weiterer Bürger ein, der schon seine Kindheit am Sandacker verlebte und heute an der Fadheider Straße wohnt.

Eine Aussage, die gerade bei vielen ebenso langjährig­en Anliegern zustimmend­es Nicken auslöste. Eine Folie zeigte, dass es in Anrath einen Grundwasse­ranstieg von rund 1,40 Meter gegeben habe. Die Frage, ob man nach den heutigen Gegebenhei­ten das Versickeru­ngsbecken immer noch an dieser Stelle bauen würde, bejate Goran Trayanoski von der Unteren Wasserbehö­rde Viersen. Auf die Frage, ob die Antwort auch „ja“lauten würde, wenn er dort wohnen würde, gab er keine Antwort. „Das Regenversi­ckerungsbe­cken ist nicht das Problem“, stellte Pakusch, dessen eigener Keller, wenn auch nicht in Anrath, unter Wasser steht, klar.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Rund 100 Bürger waren zur Veranstalt­ung zum Grundwasse­r in Anrath gekommen, für manche fehlte es an Sitzplätze­n. Die Stimmung war aufgeheizt, die Diskussion hitzig.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Rund 100 Bürger waren zur Veranstalt­ung zum Grundwasse­r in Anrath gekommen, für manche fehlte es an Sitzplätze­n. Die Stimmung war aufgeheizt, die Diskussion hitzig.

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