Rheinische Post Krefeld Kempen

Eskalation: Mai-Kundgebung zieht um

- VON JENS VOSS

Im Stadtgarte­n ist es bei den Mai-Feierlichk­eiten 2023 zu mehreren unschönen Situatione­n und einem schlimmen Vorfall gekommen. Der DGB hat Konsequenz­en gezogen. Die Mai-Kundgebung findet erstmals auf dem Platz der Wiedervere­inigung statt.

KREFELD Nachdem die Feier zum 1. Mai im vergangene­n Jahr gleich mehrfach aus dem Ruder gelaufen ist, findet die DGB-Kundgebung in diesem Jahr erstmals auf dem Platz der Wiedervere­inigung vor der Fabrik Heeder statt. Es gibt ein ganzes Bündel von Vorfällen, die zu dieser Entscheidu­ng geführt haben, erläutert der Krefelder DGB-Vorsitzend­e Philipp Einfalt auf Anfrage. Die schlimmste Begebenhei­t betraf den Einsatz eines Rettungswa­gens, der zum einen kaum auf das Gelände kam und dessen Besatzung dann auch noch angegangen und beschimpft worden war. „Ich habe das gesehen, die Leute wurden bedrängt, geschubst und beschimpft, es war wirklich schlimm, einfach ätzend“, sagt ein immer noch hörbar empörter Philipp Einfalt, „ich verstehe solche Leute einfach nicht, die andere daran hindern, jemandem in Not zu helfen.“

Die Turbulenze­n mit dem Rettungswa­gen kamen auch dadurch zustande, dass rund um den Stadtpark

alles zugeparkt war und der Einsatzwag­en kaum vorankam. Einfalt ist auch deswegen fassungslo­s über den Vorfall, weil die Gewerkscha­ft eine Kampagne genau gegen solche Übergriffe gegen Mitarbeite­r im öffentlich­en Dienst unter dem Motto „Vergiss nicht, hier arbeitet ein Mensch“fährt.

Dazu kam, dass die Stadt den Gewerkscha­ftern zwei Tage vor der Kundgebung mitgeteilt habe, dass die Hälfte des Geländes wegen Krokus-Pflanzunge­n nicht genutzt werden könne. „Ich musste daraufhin kurzfristi­g die komplette Standverte­ilung neu ausrichten, das war fast nicht möglich“, sagt Einfalt.

Der dritte Vorfall betraf den Zustand des Stadtparks: Der Boden rund um den Pavillon war so stark wie nie zuvor mit Glasscherb­en übersät. „Wir haben versucht, die Scherben zu beseitigen, so gut es ging, denn es bestand erhebliche Unfallgefa­hr für die Kinder, die dort zur Musik tanzen und spielen.“Die Trinkersze­ne habe stark zugenommen, berichtet Einfalt, „wir hatten vorher nie Probleme und haben immer versucht, die Leute mit einzubinde­n“, sagt Einfalt. Die Scherbenfl­ut hatte aber für die Organisato­ren eine neue Qualität erreicht.

In der Gewerkscha­ft gab es auch wachsenden Unmut über die technische­n Möglichkei­ten. Es ging dabei vor allem um Inhalte: Der Sound, der beengte Platz im Pavillion – das reichte aus DGB-Sicht nicht wirklich für eine Veranstalt­ung, für die Redebeiträ­ge essenziell wichtig sind. Die Gewerkscha­ft habe eben auch die Sorge umgetriebe­n, dass vielen der Sinn des Ganzen nicht mehr klar sei, erläutert Einfalt. „Wir wollen ein buntes Familienfe­st mit viel Musik, ja“, betont Einfalt, „aber wir wollen auch klarmachen, warum es den 1. Mai gibt.“

Die alles führte zu der Entscheidu­ng, die Kundgebung in diesem Jahr erstmals auf dem Platz der Wiedervere­inigung vor der Fabrik

Heeder auszuricht­en und auch das Konzept zu verändern. „Es wird eine richtige Bühne mit profession­eller Soundtechn­ik geben“, erläutert Einfalt. Auch die Programmst­ruktur wurde geändert: Es gibt anfangs Grußworte und Reden wie immer, es wird aber auch den ganzen Tag über Talkrunden und kurze Redebeiträ­ge geben. Auch die Toilettena­nlagen werden modern sein.

Die 1.-Mai-Feier beginnt mit einem Demonstrat­ionszug von 11 bis 12 Uhr, bevor um 12 Uhr die Kundgebung und ab 13 Uhr das Familienfe­st beginnen. Beim Demonstrat­ionszug wird es einen kurzen Stopp mit Kundgebung am HeliosKran­kenhaus geben. Sprechen wird die Vize-Vorsitzend­e des Helios-Betriebsra­tes, Julia Klinkhamme­r.

 ?? ARCHIV: MOCNIK ?? Die Zeit ist vorbei: Der DGB-Vorsitzend­e Philipp Einfalt spricht am 1. Mai 2023 im Pavillon des Stadtgarte­ns. Die Gewerkscha­ften haben entschiede­n, die Kundgebung künftig auf dem Platz der Wiedervere­inigung auszuricht­en.
ARCHIV: MOCNIK Die Zeit ist vorbei: Der DGB-Vorsitzend­e Philipp Einfalt spricht am 1. Mai 2023 im Pavillon des Stadtgarte­ns. Die Gewerkscha­ften haben entschiede­n, die Kundgebung künftig auf dem Platz der Wiedervere­inigung auszuricht­en.

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