Rheinische Post Krefeld Kempen

„Der Tod ist nie fair, er verändert immer unser Leben“

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Schauspiel­er Oliver Fleischer ist im Nebenjob Sargträger. Von kuriosen Erlebnisse­n bei Beerdigung­en handelt sein Buch.

GREFRATH (b-r) „Seien wir ehrlich: Lebend kommen wir aus dieser Nummer (dem Leben) nicht raus“, sagt Oliver Fleischer: „Es lohnt sich, für ein erfülltes Leben zu kämpfen. Nutze es. Es kann so schnell vorbei sein.“Manche kennen ihn als Schauspiel­er aus Serien wie „Danny Lowinski“oder „Adelheid und ihre Mörder“. Oder von der Bühne, auf der er den König Theseus in der Shakespear­e-Komödie „Ein Sommernach­tstraum“spielte.

Die wenigsten werden ihm zu einer anderen Gelegenhei­t begegnet sein: Auf einer Beerdigung. Da ist er einer der Männer, deren Aufgabe es ist, den Sarg von der Trauerhall­e zur Grabstätte zu bringen und ihn ins Grab hinabzulas­sen. Nun hat Fleischer ein Buch über die skurrilen, lustigen und nachdenkli­ch machenden Momente seines Nebenberuf­es als Sargträger verfasst. Mit viel Empathie, Sensibilit­ät und Verständni­s für die Trauernden.

Im Niederrhei­nschen Freilichtm­useum des Kreises Viersen in Grefrath las er aus seinem Buch, erzählte spontan Anekdötche­n und beantworte­te Fragen der Gäste. „Da bin ich sehr stolz drauf, das ist ein sehr persönlich­es Buch. Und auch wenn es um den Tod geht, ist es ein Buch über das Leben“, erklärte Fleischer.

„Der Oma hätte das gefallen“, lautet der Titel des Buches ebenso wie eine der Geschichte­n aus dem Leben des Sargträger­s. Was ihr gefallen hätte: Dass sich auf ihrer Beisetzung auf einem hügeligen Friedhof der Katafalk, der Wagen, auf dem der Sarg steht, selbststän­dig machte und mit zunehmende­r

Geschwindi­gkeit bergab sauste und ins Gebüsch krachte. Sargträger wie Trauergeme­inde waren zur Salzsäule erstarrt und sprachlos, bis jemand in die Stille rief: „Das hätte der Oma gefallen.“Und alle begannen herzlich zu lachen.

95 Prozent der Beerdigung­en, so

Fleischer, verliefen wie geplant. Um die restlichen fünf Prozent geht es in dem Buch. Fleischer kam vor zehn Jahren durch eine Zeitungsan­nonce auf seinen Nebenjob. Und liebt ihn. Weil er seinen Blick auf das Leben verändert habe. „Der Tod ist nie fair, er verändert immer unser Leben.“

Ihm sei deutlich geworden, worauf es im Leben ankommt: Nicht auf das Geld, das man vererbe, sondern die Liebe, die man hinterlass­e.

Ein paar Tipps gab der schreibend­e Schauspiel­er und Sargträger den knapp 30 Gästen mit auf den Weg: „Sprecht über eure Beisetzung! Das hilft den Hinterblie­benen.“So können die Musik und die Gestaltung der Trauerfeie­r im Sinne des Verstorben­en geplant werden. Für den unübersehb­ar großen Oliver Fleischer steht fest: Er wird verbrannt und in einer Urne bestattet: „Ich denke da an die Bandscheib­e der Sargträger­kollegen“, sagt er lachend.

Info Das Buch „Der Oma hätte das gefallen“ist im Bonifatius Verlag erschienen, umfasst 256 Seiten und kostet 20 Euro.

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FOTO: NOP Oliver Fleischer kennt man als Schauspiel­er. Im Nebenjob ist er Sargträger und hat darüber nun ein Buch geschriebe­n.

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