Rheinische Post Krefeld Kempen
Ein Rundflug über Krefelds internationale Küche
Wir stellen im Rahmen unserer Themenwochen „Lecker essen“Krefelds internationale Restaurant-Küche vor – mit Tipps und Eigenarten.
KREFELD Auch der Krefelder als solcher ist kein Mensch, der am Freitagmorgen aufwacht und sich angstvoll fragt: Was macht eigentlich Krefelds Infrastruktur? Es geht eher um Fragen wie: Was mache ich heute Abend, wo gehe ich essen, mit wem treffe ich mich morgen, wo geht es am Sonntag hin, und ist das Wochenende auch diesmal am Montag vorbei? Krefelds Gastro-Landschaft ist ausdifferenziert genug, um viele Ansprüche zu befriedigen, Sterneküche mal ausgenommen.
Dennoch hat Krefeld anspruchsvolle Küche zu bieten. Zu nennen wären unter dem Stichwort „sehr fein und besonders“das „pur“, die Krasserie, das Lumi in Uerdingen, das mit einer kleinen, feinen Karte mit Angeboten wie „Steinbuttfilet an Champagnersauce“antritt, mit Italienern wie Bellini, Verona oder der Villa Medici. Nicht mehr dabei ist – leider – das Landhaus Fischerheim: Evelyn und Peter Hribar haben ihr Restaurant nach 19 Jahren geschlossen – die österreichisch inspirierte Küche war etwas Besonderes. Und es gibt die internationalen Küchen, deren Differenziertheit in summarischen Bezeichnungen „der Italiener“, „der Chinese“, „der Grieche“immer etwas unterzugehen droht – es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Wir laden zu einem Rundflug ein.
„Der Italiener“
Der Deutschen liebstes Rundgebäck im Reich des Herzhaften dürfte die Pizza sein. Pizza ist, einerseits, Glaubenssache: Jeder hat „seinen“Italiener, auf den er schwört, und darunter sind auch viele Schnellpizzerien. Uns will es scheinen, dass die deutschen Pizzavarianten mehr Purismus vertragen können: den Teig nicht zu üppig-fluffig, der Belag nicht zu dick, vor allem nicht zubetoniert mit Käse. Ein Beispiel, wie man auf dem richtigen Weg ist, ist der Paganini-Snack (Kaiserstraße, kurz vor der Uerdinger Straße) mit eigenem Teiggeheimrezept und Zurückhaltung beim Käse. PizzaMaßstäbe setzt die Piazza Sorrento an der Petersstraße in der Stadt mit einem Pizzabäcker-Europameister und dem Versprechen, die neapolitanische Pizza authentisch zuzubereiten.
Die besonderen Besonderheiten eines italienischen Restaurants entfalten sich bei Nudeln, bei punktgenau gegartem Gemüse und soßenstarken Gerichten wie der venezianischen Kalbsleber, die zum Niederknien gut sein kann. Neben Verona, Bellini und der Villa Medici ist Amalfi II in Fischeln zu nennen; dort kann man sehr gut Fisch essen, und eine Vorspeise wie Capesante (Jakobsmuscheln und Gambas in Knoblauchsoße, 15,50 Euro) geht auch als Hauptgang durch – mit den „piccolo panini“des Hauses ein Gedicht. Das La Riva im Casino in Uerdingen am Rhein besticht nicht nur durch seine zauberhafte Lage am Fluss, sondern durch eine verfeinerte Küche: Wildkräutersalat mit Entenbrust und Orangenfilet (15,90) oder Raviolacci, mit Feigen und Walnüssen gefüllt, an Butter und Salbei (15,90) seien als Beispiele genannt. Die Piazza Sorrento überzeugt auch mit geschmacksintensiven Nudelgerichten – wie bei den Fagottininudeln, gefüllt mit Ricotta und Birne an Gorgonzolasoße (16,90).
Keinen Vergleich zu scheuen braucht die Trattoria da Bruno am Großmarkt, die stets sehr attraktive Tageskarten anbietet, die Kunst der leichten Nudelsoße beherrscht und Fisch ebenso virtuos verarbeitet wie Kalbsleber venezianischer Art (irgendwie hingekriegt mit Balsamico, roten Zwiebeln und Salbei zu einer dichten, dunkelbraunen Geschmacksexplosion).
Stichwort Tageskarte: Den Raffinessen eines Hauses kommt man vielleicht am besten bei den Tageskarten mit saisonalen Produkten auf die Spur: Auf diesem Feld zählen Frische von Produkten und Zubereitung. Frischer Fisch ist entweder da oder nicht – wenn er da ist, lohnt es sich zuzuschlagen.
Fazit: Unsere „Italiener“fangen da an, interessant zu werden, wo sie eigenes Profil entwickeln. Unsere Empfehlung: Es muss nicht immer Pizza sein.
Lecker Essen
„Der Grieche“
Was die deutsche Variante der griechischen Küche angeht, ist die Erwartungshaltung groß, dass es viele Standards gibt: Gyros sollte Gyros, Bifteki Bifteki sein, Calamaris mit Knoblauchsoße Calamaris mit Knoblauchsoße. Das ist auch in den meisten Fällen so, und so gibt es in Krefeld viele „Griechen“, die über die Einhaltung solcher Standards beliebt sind. Eine Stärke ist generell der Umgang mit Fleisch. Lamm- oder Rinderfilet sowie Leber sind meist auf den Punkt gegrillt und zart, das Gleiche gilt für Fisch.
Uniformität ist auch bei den Griechen nicht alles. Gerade bei den Vorspeisen gibt es einiges zu entdecken. Das Restaurant Odysseus (Hülser Straße) bietet zum Beispiel Melitzanosalata an, pürierte Auberginencreme mit Olivenöl, Essig, Knoblauch und Walnüssen (6,40) – Vorsicht, hoher Suchtfaktor. Außerdem gibt es zu Salaten ein Dressing, das auf Balsamico-Basis mit Pinienkernen beruht und köstlich ist.
Das Restaurant Lukullus ( Weeserweg) hat seine Vorspeisenpalette bewusst ausgebaut – man kann dort einen Abend auch mit vielen Kleinigkeiten verbringen, indem man einzeln wählt oder eine gemischte Mezeplatte (14) bestellt oder sich eine Vorspeisenplatte zusammenstellt (9). Eine feinere Variante griechischer Küche bietet das Restaurant Ambrosia – „hellenic cuisine“ an (Uerdinger-, Ecke Grenzstraße) – auch dieses Haus hat eine vergleichsweise lange Vorspeisenliste (Beispiel Kaponata: gebratene Aubergine mit Walnüssen, Tomaten und Schafskäse; 9,50).
Unser Fazit beim „Griechen“: Es muss nicht immer Gyros sein; vergesst die Vorspeisen nicht, und Bifteki muss spürbar mit frischem Koriander und Thymian gewürzt sein.
Asiatische Küche
Die asiatische Küche ist immer vielfältiger geworden: Wo es früher „den Chinesen“mit einem stark standardisiertem Angebot gab, gibt es heute auch japanische RamenKüche und Sushi, gemüsestarke vietnamesische oder thailändische Küche. In Krefeld wären Namen zu nennen wie das Favo (Breite Straße), das vom Ambiente und dem Essen Maßstäbe setzt, oder das „TnT – Modern Asia“(Evertsstraße) oder das „Green Chili“(Uerdinger Straße) mit frischer vietnamesischer Küche. Bei allen Häusern ist der Anteil an frischem Gemüse hoch. Das TnT ist eine Art Kombination aus asiatischen Nationalküchen. Ein Curry mit Kokos-Curry, frischem Koriander, Saisongemüse, Wildkräutersalat und Salsa Roja Dressing auf Sesamreis
klingt nicht nur nach Vielfalt, es schmeckt auch so. (Omas Curry, je nach Fleischwahl zwischen 10,50 und 14,90).
Das Green Chili mit mittlerweile ansprechendem Ambiente im Innern lockt mit besonderen Vorspeise-Suppen (Sup Tom Chua: Garnelensuppe mit Zitronengras, Ananas, Tomaten, Frühlingszwiebeln mit leicht scharfer, feiner Säure) oder würzigen Soßen wie bei Bo Xao Soit Tieu mit zartem Rindfleisch (das wirklich zart ist) und Gemüse in Black-Pepper-Sauce, die mit etwas Pfefferschärfe und Würzigkeit wirklich gut ist. Das Sushi Hao auf der
Königstraße ist beliebt wegen seines Sushi-Angebotes. Ebenso gefragt sind die klassischen Chinesen wie Peking Garden (Kölner Straße).
Portugal und Türkei
Nicht zu vergessen sind die portugiesische und die türkische Küche, die im „Arabul“(Wiedenhofstraße) einen exzellenten Vertreter haben. Portugal ist würdig vertreten im Bistro Lisboa (Uerdinger Straße im Haus Doerenkamp), das bei Trip Advisor unter den beliebtesten Restaurants Krefelds an der Spitze steht und durch sein Fischangebot besticht.