Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Rundflug über Krefelds internatio­nale Küche

- VON JENS VOSS

Wir stellen im Rahmen unserer Themenwoch­en „Lecker essen“Krefelds internatio­nale Restaurant-Küche vor – mit Tipps und Eigenarten.

KREFELD Auch der Krefelder als solcher ist kein Mensch, der am Freitagmor­gen aufwacht und sich angstvoll fragt: Was macht eigentlich Krefelds Infrastruk­tur? Es geht eher um Fragen wie: Was mache ich heute Abend, wo gehe ich essen, mit wem treffe ich mich morgen, wo geht es am Sonntag hin, und ist das Wochenende auch diesmal am Montag vorbei? Krefelds Gastro-Landschaft ist ausdiffere­nziert genug, um viele Ansprüche zu befriedige­n, Sterneküch­e mal ausgenomme­n.

Dennoch hat Krefeld anspruchsv­olle Küche zu bieten. Zu nennen wären unter dem Stichwort „sehr fein und besonders“das „pur“, die Krasserie, das Lumi in Uerdingen, das mit einer kleinen, feinen Karte mit Angeboten wie „Steinbuttf­ilet an Champagner­sauce“antritt, mit Italienern wie Bellini, Verona oder der Villa Medici. Nicht mehr dabei ist – leider – das Landhaus Fischerhei­m: Evelyn und Peter Hribar haben ihr Restaurant nach 19 Jahren geschlosse­n – die österreich­isch inspiriert­e Küche war etwas Besonderes. Und es gibt die internatio­nalen Küchen, deren Differenzi­ertheit in summarisch­en Bezeichnun­gen „der Italiener“, „der Chinese“, „der Grieche“immer etwas unterzugeh­en droht – es lohnt sich, genauer hinzuschau­en. Wir laden zu einem Rundflug ein.

„Der Italiener“

Der Deutschen liebstes Rundgebäck im Reich des Herzhaften dürfte die Pizza sein. Pizza ist, einerseits, Glaubenssa­che: Jeder hat „seinen“Italiener, auf den er schwört, und darunter sind auch viele Schnellpiz­zerien. Uns will es scheinen, dass die deutschen Pizzavaria­nten mehr Purismus vertragen können: den Teig nicht zu üppig-fluffig, der Belag nicht zu dick, vor allem nicht zubetonier­t mit Käse. Ein Beispiel, wie man auf dem richtigen Weg ist, ist der Paganini-Snack (Kaiserstra­ße, kurz vor der Uerdinger Straße) mit eigenem Teiggeheim­rezept und Zurückhalt­ung beim Käse. PizzaMaßst­äbe setzt die Piazza Sorrento an der Petersstra­ße in der Stadt mit einem Pizzabäcke­r-Europameis­ter und dem Verspreche­n, die neapolitan­ische Pizza authentisc­h zuzubereit­en.

Die besonderen Besonderhe­iten eines italienisc­hen Restaurant­s entfalten sich bei Nudeln, bei punktgenau gegartem Gemüse und soßenstark­en Gerichten wie der venezianis­chen Kalbsleber, die zum Niederknie­n gut sein kann. Neben Verona, Bellini und der Villa Medici ist Amalfi II in Fischeln zu nennen; dort kann man sehr gut Fisch essen, und eine Vorspeise wie Capesante (Jakobsmusc­heln und Gambas in Knoblauchs­oße, 15,50 Euro) geht auch als Hauptgang durch – mit den „piccolo panini“des Hauses ein Gedicht. Das La Riva im Casino in Uerdingen am Rhein besticht nicht nur durch seine zauberhaft­e Lage am Fluss, sondern durch eine verfeinert­e Küche: Wildkräute­rsalat mit Entenbrust und Orangenfil­et (15,90) oder Raviolacci, mit Feigen und Walnüssen gefüllt, an Butter und Salbei (15,90) seien als Beispiele genannt. Die Piazza Sorrento überzeugt auch mit geschmacks­intensiven Nudelgeric­hten – wie bei den Fagottinin­udeln, gefüllt mit Ricotta und Birne an Gorgonzola­soße (16,90).

Keinen Vergleich zu scheuen braucht die Trattoria da Bruno am Großmarkt, die stets sehr attraktive Tageskarte­n anbietet, die Kunst der leichten Nudelsoße beherrscht und Fisch ebenso virtuos verarbeite­t wie Kalbsleber venezianis­cher Art (irgendwie hingekrieg­t mit Balsamico, roten Zwiebeln und Salbei zu einer dichten, dunkelbrau­nen Geschmacks­explosion).

Stichwort Tageskarte: Den Raffinesse­n eines Hauses kommt man vielleicht am besten bei den Tageskarte­n mit saisonalen Produkten auf die Spur: Auf diesem Feld zählen Frische von Produkten und Zubereitun­g. Frischer Fisch ist entweder da oder nicht – wenn er da ist, lohnt es sich zuzuschlag­en.

Fazit: Unsere „Italiener“fangen da an, interessan­t zu werden, wo sie eigenes Profil entwickeln. Unsere Empfehlung: Es muss nicht immer Pizza sein.

Lecker Essen

„Der Grieche“

Was die deutsche Variante der griechisch­en Küche angeht, ist die Erwartungs­haltung groß, dass es viele Standards gibt: Gyros sollte Gyros, Bifteki Bifteki sein, Calamaris mit Knoblauchs­oße Calamaris mit Knoblauchs­oße. Das ist auch in den meisten Fällen so, und so gibt es in Krefeld viele „Griechen“, die über die Einhaltung solcher Standards beliebt sind. Eine Stärke ist generell der Umgang mit Fleisch. Lamm- oder Rinderfile­t sowie Leber sind meist auf den Punkt gegrillt und zart, das Gleiche gilt für Fisch.

Uniformitä­t ist auch bei den Griechen nicht alles. Gerade bei den Vorspeisen gibt es einiges zu entdecken. Das Restaurant Odysseus (Hülser Straße) bietet zum Beispiel Melitzanos­alata an, pürierte Auberginen­creme mit Olivenöl, Essig, Knoblauch und Walnüssen (6,40) – Vorsicht, hoher Suchtfakto­r. Außerdem gibt es zu Salaten ein Dressing, das auf Balsamico-Basis mit Pinienkern­en beruht und köstlich ist.

Das Restaurant Lukullus ( Weeserweg) hat seine Vorspeisen­palette bewusst ausgebaut – man kann dort einen Abend auch mit vielen Kleinigkei­ten verbringen, indem man einzeln wählt oder eine gemischte Mezeplatte (14) bestellt oder sich eine Vorspeisen­platte zusammenst­ellt (9). Eine feinere Variante griechisch­er Küche bietet das Restaurant Ambrosia – „hellenic cuisine“ an (Uerdinger-, Ecke Grenzstraß­e) – auch dieses Haus hat eine vergleichs­weise lange Vorspeisen­liste (Beispiel Kaponata: gebratene Aubergine mit Walnüssen, Tomaten und Schafskäse; 9,50).

Unser Fazit beim „Griechen“: Es muss nicht immer Gyros sein; vergesst die Vorspeisen nicht, und Bifteki muss spürbar mit frischem Koriander und Thymian gewürzt sein.

Asiatische Küche

Die asiatische Küche ist immer vielfältig­er geworden: Wo es früher „den Chinesen“mit einem stark standardis­iertem Angebot gab, gibt es heute auch japanische RamenKüche und Sushi, gemüsestar­ke vietnamesi­sche oder thailändis­che Küche. In Krefeld wären Namen zu nennen wie das Favo (Breite Straße), das vom Ambiente und dem Essen Maßstäbe setzt, oder das „TnT – Modern Asia“(Evertsstra­ße) oder das „Green Chili“(Uerdinger Straße) mit frischer vietnamesi­scher Küche. Bei allen Häusern ist der Anteil an frischem Gemüse hoch. Das TnT ist eine Art Kombinatio­n aus asiatische­n Nationalkü­chen. Ein Curry mit Kokos-Curry, frischem Koriander, Saisongemü­se, Wildkräute­rsalat und Salsa Roja Dressing auf Sesamreis

klingt nicht nur nach Vielfalt, es schmeckt auch so. (Omas Curry, je nach Fleischwah­l zwischen 10,50 und 14,90).

Das Green Chili mit mittlerwei­le ansprechen­dem Ambiente im Innern lockt mit besonderen Vorspeise-Suppen (Sup Tom Chua: Garnelensu­ppe mit Zitronengr­as, Ananas, Tomaten, Frühlingsz­wiebeln mit leicht scharfer, feiner Säure) oder würzigen Soßen wie bei Bo Xao Soit Tieu mit zartem Rindfleisc­h (das wirklich zart ist) und Gemüse in Black-Pepper-Sauce, die mit etwas Pfeffersch­ärfe und Würzigkeit wirklich gut ist. Das Sushi Hao auf der

Königstraß­e ist beliebt wegen seines Sushi-Angebotes. Ebenso gefragt sind die klassische­n Chinesen wie Peking Garden (Kölner Straße).

Portugal und Türkei

Nicht zu vergessen sind die portugiesi­sche und die türkische Küche, die im „Arabul“(Wiedenhofs­traße) einen exzellente­n Vertreter haben. Portugal ist würdig vertreten im Bistro Lisboa (Uerdinger Straße im Haus Doerenkamp), das bei Trip Advisor unter den beliebtest­en Restaurant­s Krefelds an der Spitze steht und durch sein Fischangeb­ot besticht.

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FOTO: JENS VOSS Unsere Themenwoch­e „Lecker essen“widmet sich außergewöh­nlichen Restaurant­s. Das TnT Modern Asia an der Evertsstra­ße beispielsw­eise vereint Trends asiatische­r Nationalkü­chen.
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FOTO: SAMLA Das Restaurant Piazza Sorrenta an der Petersstra­ße.
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FOTO: SAMLA Vorspeisen­tipp: das Restaurant Odysseus, Hülser Straße.
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ARCHIV: T.L. Traumhaft gelegen: das La Riva im Casino am Rhein:
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FOTOI: SAMLA Schöner Außenberei­ch: das Lukullus am Weeserweg.
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FOTO: JENS VOSS Das Restaurant Ambrosia, Uerdinger-, Ecke Grenzstraß­e.

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