Rheinische Post Krefeld Kempen

Wilfried Woyke hält den Laden zusammen

- VON FRIEDHELM KÖRNER

Die Torhüter-Legende der Düsseldorf­er wird am Sonntag 80 Jahre alt und steht immer noch voll zur Fortuna.

Vierzehn Jahre lang hat Wilfried Woyke das Trikot der Fortuna getragen, ab 1965 erst als Amateur, ab 1968 dann als Profi. Er war einer der überragend­en Torhüter in der Geschichte des Vereins und entscheide­nd daran beteiligt, dass die Flingerner für lange Zeit zu einer festen Größe in der Bundesliga wurden. In der Nachfolge von Nationalto­rwart Wolfgang Fahrian stieg er 1971 mit den Rot-Weißen aus der Regionalli­ga in die höchste deutsche Klasse auf, in der er 190 Spiele bestritt. 1973 und 1974 beendete er mit Fortuna die Saison jeweils als Tabellendr­itter.

An diesem Sonntag nun feiert Woyke, der 446 Spiele für Fortuna bestritt, seinen 80. Geburtstag. In der belgischen Stadt Eupen als Sohn einer Belgierin und eines Deutschen geboren und dann in Bochum aufgewachs­en, war er ein typischer Straßenfuß­baller. Der wichtige 2:0Sieg in der Aufstiegsr­unde zur Bundesliga 1971 vor 70.000 Zuschauern beim 1. FC Nürnberg, der 4:2-Erfolg im Rheinstadi­on Anfang 1974 vor 62.000 Besuchern gegen den großen FC Bayern München mit Franz Beckenbaue­r, Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Hoeneß, Paul Breitner und Georg Schwarzenb­eck, die im selben Jahr mit dem Nationalte­am den Weltmeiste­rtitel gewannen, sowie eine phantastis­che Leistung beim Zweitrunde­nspiel 1978 im schottisch­en Aberdeen: Diese drei Begegnunge­n waren für Wilfried Woyke in seiner Erinnerung besondere Karrierehö­hepunkte.

Mit 1,81 Meter war Woyke kein besonders großgewach­sener Keeper. Beeindruck­en konnte er insbesonde­re mit all seiner Ruhe. Wegen seines herausrage­nden Stellungss­piels und dank exakter Anweisunge­n an seine Vorderleut­e brauchte er meist gar keine spektakulä­ren Paraden, keine aufsehener­regenden Flüge durch den Strafraum, um seinen Anteil daran zu leisten, dass Fortunas Abwehr in den 1970er-Jahren zu den besten in der Bundesliga zählte. Woyke spielte für den Erfolg. Nicht für die Galerie.

Heiner Baltes, jahrelang Teamkolleg­e, nennt Woyke einen „ruhigen und sachlichen“Menschen. „Er war kein Hektiker, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass er uns angeschrie­n hätte, wenn ein Tor gegen uns gefallen war.“

Der einstige Straßenfuß­baller Woyke hat nicht vergessen, wie seine Laufbahn einmal begonnen hat. So engagierte er sich sieben Jahre lang für die Düsseldorf­er Bürgerstif­tung, um Kindern in den Stadtteile­n das Spielen auf Bolzplätze­n zu ermögliche­n. Auch war er Helfer in der Altstadt-Armenküche. Seinem langjährig­en Verein gibt er ebenfalls etwas zurück, indem er mehrmals im Jahr die Treffen mit den alten Kameraden organisier­t, früher am Carlsplatz, heute jeweils nahe der Kö. So hat er auf seine Weise die Arbeit fortgeführ­t, die sein einstiger Aufstiegst­rainer Heinz Lucas geleistet hatte. Baltes: „Ich könnte mir nicht vorstellen, dass es jemand anderes als Wilfried macht.“

Völlig zur Ruhe gesetzt hat sich Wilfried Woyke noch keineswegs. Nach wie vor widmet er sich als Hausmeiste­r Garten- und Reparatura­rbeiten, und er ist davon überzeugt, dass dies für ihn einfach „unheimlich wichtig“ist. Den

Rasen zu mähen und Dinge instand zu halten, das alles sorgt dafür, dass er anschließe­nd oft „total fertig“sei. So leistet er etwas fürs körperlich­e Wohlbefind­en.

Bei den Heimspiele­n der Fortuna ist er nach wie vor Dauergast. Vielleicht erlebt er ja sehr bald, dass die

Düsseldorf­er wie er vor über einem halben Jahrhunder­t in das Oberhaus aufsteigen. „Das geht aber wohl nur über die Relegation“, sagt er. Zwei Spieltage vor Saisonende in der Zweiten Liga schätzt er Fortunas Chancen auf den Einzug in die höchste Klasse auf „50 zu 50“ein.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Wilfried Woyke im August 1971 im erfolgreic­hen Einsatz gegen die Bayern.

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