Rheinische Post Krefeld Kempen
Ausländer-Anteil wächst
Rund jeder sechste Einwohner Nordrhein-Westfalens besitzt keinen deutschen Pass. Während in Heinsberg die meisten nichtdeutschen EU-Bürgern aus den Niederlanden kommen, sind es in Düsseldorf die Griechen.
DÜSSELDORF Etwa jeder sechste in Nordrhein-Westfalen lebende Mensch hatte Ende des vergangenen Jahres ausschließlich einen ausländischen Pass. Das geht aus der jüngsten Übersicht des Statistischen Landesamtes hervor, die die Behörde am Dienstag vorgelegt hat. Demnach ist die Zahl der Ausländer 2023 um etwa 93.000 auf 3,2 Millionen gestiegen. Zum Vergleich: Das bevölkerungsreichste Bundesland kommt gegenwärtig auf eine Einwohnerzahl von 18,1 Millionen. Gleichzeitig hat sich der Anstieg gegenüber dem Vorjahr verringert. 2022 war die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer in Nordrhein-Westfalen noch um 11,5 Prozent gewachsen.
Zur Datenbasis erklärten die Statistiker am Dienstag, die Ergebnisse der Untersuchung basierten auf Daten des Ausländerzentralregisters beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Erfasst würden dort nur Personen, die ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit besäßen und die sich mindestens drei Monate in Deutschland aufgehalten hätten.
Den größten Anteil unter allen ausländischen Nationalitäten macht auf dieser Berechnungsgrundlage weiterhin die Türkei aus. Mit türkischem Pass leben in NordrheinWestfalen gegenwärtig knapp eine halbe Million Menschen. Dahinter folgen Syrien (rund 286.000) und die Ukraine (etwas mehr als 251.000). Die Zahl ausländischer Bürger aus diesen beiden Ländern ist wegen der Kriege in den vergangenen Jahren natürlich deutlich gestiegen, und bei ihnen gibt es folgerichtig für 2023 mit 14.700 Personen aus Syrien und 11.200 aus der Ukraine auch die größten Zuwächse. Das EU-Land, aus dem die meisten Ausländer in Nordrhein-Westfalen kommen, ist weiterhin Polen (rund 222.000). Insgesamt ist ungefähr jeder dritte in NRW lebende Ausländer EU-Bürger (etwas mehr als eine Million).
Die Zahl der Ausländer sei in fast allen Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Vorjahr angestiegen, stellt das Landesamt fest. Nur im Märkischen Kreis (minus 0,5 Prozent) und in Bochum (minus 0,1 Prozent) seien die Zahlen 2023 leicht zurückgegangen. Die größten Zuwächse gab es nach Angaben der Behörde in den Kreisen Coesfeld (plus 14,6 Prozent), Euskirchen (plus 9,1 Prozent) und Viersen (plus 6,6 Prozent).
Schaut man sich die Verteilung der Ausländerinnen und Ausländer auf die einzelnen Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen an, sieht man beispielsweise, dass in den Grenzregionen Heinsberg und Borken die Niederländer die größte ausländische Bevölkerungsgruppe stellen. In Kleve und Viersen, die ebenfalls Nachbarkreise der Niederlande sind, sieht das dagegen anders aus. Hier stellt jeweils Polen die größte ausländische Bevölkerungsgruppe, wie in 26 weiteren der 53 kreisfreien Städte und Kreise des Landes auch. In zehn weiteren Regionen stand Rumänien an erster Stelle, in neun weiteren Italien. In Duisburg bilden die Bulgaren die größte Ausländergruppe, in der Landeshauptstadt Düsseldorf die Griechen. In der Städteregion Aachen, die sowohl an die Niederlande als auch an Belgien grenzt, sind keineswegs Menschen aus diesen westlichen Nachbarländern die größte Ausländergruppe, sondern jene aus Rumänien.
Südeuropäische Länder wie Italien und Griechenland, aus denen in den 1950er- und 1960er-Jahren viele als sogenannte Gastarbeiter in die junge Bundesrepublik kamen, stellen heute einen weniger großen Ausländeranteil in Nordrhein-Westfalen. Denn viele ihrer Nachkommen sind Deutsche.
Naturgemäß haben die Metropolen mit dem größten Zuzug und der größeren Anzahl an Arbeitsplätzen auch relativ hohe Ausländeranteile innerhalb von NRW. Düsseldorf beispielsweise kommt auf einen Anteil von 28,5 Prozent, Köln auf etwa 23, Bonn auf knapp 21 Prozent. Münster liegt andererseits bei kaum mehr als der Hälfte (12,8 Prozent).