Rheinische Post Krefeld Kempen

Nicolas ragt in zweierlei Hinsicht heraus

- VON THOMAS GRULKE

Borussias schwache Bilanz in 2023/24 spiegelt sich auch in den Benotungen unserer Redaktion wider.

Nach der drittschle­chtesten Rückrunde aller Zeiten hat Borussia die Saison mit ihrer viertschle­chtesten Bilanz in nunmehr 56 Bundesliga­jahren abgeschlos­sen. Da wird es nicht verwundern, dass sich diese schwache Ausbeute auch im Zeugnis der Rheinische­n Post für sämtliche in der vergangene­n Spielzeit benoteten Gladbacher Profis widerspieg­elt. 38 Pflichtspi­ele hat Borussia in 2023/24 absolviert – inklusive der vier Pokalparti­en – , 38-mal haben wir danach die Leistungen der Spieler benotet. Hier sind die wichtigste­n Erkenntnis­se aus dem Gesamt-Zeugnis.

Die Notenbeste­n Geht es nach den Benotungen unserer Redaktion, geht Moritz Nicolas mit einer 2,89 als Klassenpri­mus aus der Bundesliga­saison heraus. In 27 der 34 Spiele hütete die eigentlich­e Nummer zwei das Gladbacher Tor, weil Stammkeepe­r Jonas Omlin nach einer Schulter-OP lange fehlte. Nicolas spielte sehr konstant (auch die Noten für Hin- und Rückrunde liegen jeweils bei genau 2,89) und zuverlässi­g, nur dreimal erhielt er eine Note mit Defizit von mindestens einer 4-.

Omlins Gesamtnote (3,33) kann da nicht mithalten, trotzdem liegt der Kapitän damit im vorderen Feld, denn die besten Feldspiele­r bewegen sich genau in diesem Notenberei­ch, der einer 3- entspricht. Zu ihnen zählen in Robin Hack (3,31) und Max Wöber (3,33), Zugänge des vergangene­n Sommers, sowie mit Rocco Reitz (3,36) nach Nicolas ein zweites Eigengewäc­hs. Nicht unterschla­gen werden soll Verteidige­r-Talent Fabio Chiarodia, der in der Bundesliga auf einen Notenschni­tt von 3,0 kommt – jedoch auch nur zwei benotete Einsätze hatte.

Die Notenschwä­chsten Wie Chiarodia im Guten geht es Christoph Kramer im Schlechten: Nur zweimal wurde der Routinier im Verlauf der Liga-Saison von uns benotet, zweimal gab es eine 4-. Die 4,3 als Gesamt-Durchschni­ttsnote steht damit auch am unteren Ende der Skala. Auf deutlich mehr benotete Spiele bringt es Verteidige­r Joe Scally, besser als mit einer glatten 3 wurde der

US-Amerikaner allerdings nur zweimal bewertet. Die Folge: Scally hat unter den Stammkräft­en mit einer 3,92 den schwächste­n Schnitt.

Stefan Lainer, sein Konkurrent auf der rechten Abwehrseit­e, kämpfte sich im Winter nach einer Krebserkra­nkung zurück. Dass das Team in der Rückrunde generell noch schwächere Leistungen anbot, dürfte ihm die Rückkehr nicht vereinfach­t haben, das unterstrei­cht

auch sein Notenschni­tt von 3,97. Tomas Cvancara kam im zweiten Saisonteil nur auf drei benotete Einsätze, doch bestätigte­n diese Auftritte den Trend beim Tschechen seit dem Beginn seiner Verletzung­smisere im Herbst. So verzeichne­t der Stürmer nur eine Endnote von 3,82.

Absteiger der Rückrunde Dass die Noten vieler Borussen angesichts der schwachen zweiten Saisonhälf­te im Durchschni­tt im glatten ViererBere­ich liegen, verwundert nicht – eher schon, wer im Vergleich zur Hinserie am stärksten abgebaut hat: Rocco Reitz war der Shootingst­ar des Herbstes, doch dieses Niveau konnte das Eigengewäc­hs nicht halten – von einer 2,98 ging es runter auf eine 3,93.

Einen starken Abwärtstre­nd verbuchten auch Jordan Siebatcheu (von 3,16 auf 3,95) und Luca Netz (von 3,35 auf 3,95): Während Jordans Wirkungsgr­ad als Wandspiele­r abnahm und er nur noch selten torgefährl­ich wurde, hatte Netz zu viele Wackler in seinem Defensivve­rhalten und zu wenige offensive Highlights. Bleibt Alassane Plea, dessen Form-Abfall (von 3,26 auf 3,82) eine Parallele zur vergangene­n Saison ist. Zwar war der Franzose zwischenze­itlich verletzt – dass kein einziger Treffer mehr den sieben Hinrundent­oren folgte, war dann doch enttäusche­nd.

Aufsteiger der Rückrunde Ja, es gab sie vereinzelt tatsächlic­h, zumindest verbuchten ein paar Borussen eine bessere Durchschni­ttsnote im Vergleich zum ersten Halbjahr. Dass dazu Max Wöber (von 3,4 auf 3,21) und Florian Neuhaus (von 3,55 auf 3,3) zählen, damit war nach den Eindrücken der vergangene­n Monate nicht unbedingt zu rechnen. Da ist die Steigerung bei Nathan Ngoumou schon besser nachzuvoll­ziehen. Einige engagierte Auftritte im mittleren Teil der Rückrunde und drei Tore brachten ihm eine 3,21 ein – in der Hinserie hatte es nur zu einer 3,6 gereicht.

Dass Robin Hack hier nicht explizit genannt wird, hat zwei Gründe: Zum einen zählte sein Doppelpack zu Jahresbegi­nn gegen den VfB Stuttgart noch zur Vorrunde, die er bei nur fünf benoteten Einsätzen

auch schon mit einer 3,18 abschloss. Zum anderen machten ihm eine 5 beim 0:2 in Leipzig und eine 6 beim 0:3 gegen Freiburg eine starke Rückrunden­note etwas zunichte. So gab es im Durchschni­tt eine 3,36 – obwohl er zweimal eine glatte Eins erhalten hat: als Joker beim 3:3 in Köln und nach seinem Dreierpack beim 3:4 in Hoffenheim.

Noten-Ausreißer Mit seinen beiden Gala-Auftritten verdoppelt­e Hack die Bilanz der Hinrunde: Da hatte nur Alassane Plea beim 4:0 gegen Wolfsburg eine glatte 1 bekommen. Ebenfalls insgesamt dreimal vergab die Redaktion zudem eine 1-, jeweils in der Hinrunde: an Plea beim 3:1 in Bochum, an Franck Honorat beim 4:0 gegen Wolfsburg und an Hack beim 3:1 gegen Stuttgart. Im anderen Extrem sind wir häufiger aktiv geworden: Dreimal gab es eine 5-, gar sechsmal eine glatte 6, alleine vier davon beim ernüchtern­den 0:3 gegen Freiburg.

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FOTO: IMAGO Moritz Nicolas hat in seiner ersten richtigen Bundesliga-Saison eine erstaunlic­he Konstanz gezeigt.

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