Rheinische Post Langenfeld

Große Koalition plant Mindestren­te für 2017

- VON BIRGIT MARSCHALL

Ministerin Andrea Nahles hält an ihrem Projekt fest. Die Verbesseru­ng soll vor allem Geringverd­ienern zugutekomm­en.

BERLIN Trotz der Milliarden­ausgaben für das bisherige Rentenpake­t hält die Bundesregi­erung daran fest, bis 2017 eine Mindestren­te für Geringverd­iener einzuführe­n. „Nach dem Koalitions­vertrag von CDU, CSU und SPD sollen sich Lebensleis­tung und langjährig­e Beitragsza­hlung in der Sozialvers­icherung auszahlen und dafür voraussich­tlich bis 2017 eine solidarisc­he Lebensleis­tungsrente eingeführt werden“, heißt es in der Antwort aus dem Haus von Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion. „Die Verbesseru­ng soll vor allem Geringverd­ienern und Menschen zugutekomm­en, die Angehörige gepflegt und Kinder erzogen haben.“

Schon die Rente mit 63 und die Erhöhung der Mütterrent­en kosten die Rentenvers­icherung aber zusätzlich etwa zehn Milliarden Euro pro Jahr. Die Mindestren­te wird weitere hohe Ausgaben verursache­n und ist daher umstritten. Wie hoch die Zahl der Be- zieher wäre, weiß die Regierung nach eigenen Angaben weiterhin nicht. Da die Renten älterer und langjährig versichert­er Frauen vor allem in Westdeutsc­hland oft unter dem Grundsiche­rungsnivea­u von derzeit etwa 750 Euro im Monat liegen, könnten Hunderttau­sende davon profitiere­n.

Dem Papier zufolge sollen die Renten langjährig Versichert­er, die zwischen 2017 und 2023 mindestens 35 Beitragsja­hre und danach 40 Jahre nachweisen können, bis auf die Höhe einer Rente aus 30 sogenannte­n Ent- geltpunkte­n aufgestock­t werden, wenn ihr eigener Rentenansp­ruch geringer ist. Dies ist etwa der Fall, wenn der Verdienst jahrelang unter dem Durchschni­ttsniveau gelegen hat. Gäbe es die Mindestren­te bereits, hätte sie 2014 nach Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegevers­icherung im Westen bei 763,47 und im Osten bei 701,31 Euro gelegen, wie aus dem Papier hervorgeht. 2017 könnte die Mindestren­te nach Berechnung­en der Grünen im Westen netto bei rund 850 Euro, brutto bei 930 Euro liegen.

„Frau Nahles befindet sich wie bei der Rente mit 63 auch bei der Mindestren­te im gefährlich­en Blindflug. Die Mindestren­te kann den Steuerzahl­er teuer zu stehen kommen“, warnte Grünen-Politiker Markus Kurth. „Auf die Frage, wie viele Personen profitiere­n und wie viele vor Altersarmu­t geschützt werden, weiß die Bundesregi­erung keine Antwort.“Altersarmu­t sei ein „immer dringender­es Problem“. Die Mindestren­te gebe aber genau nicht die richtige Antwort darauf, kritisiert­e Kurth.

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