Rheinische Post Langenfeld

Henkel setzt verstärkt auf Zukäufe

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Vorstandsc­hef Kasper Rorsted kann pro Jahr eine Million mehr verdienen.

DÜSSELDORF Der Henkel-Konzern hat einen schlauen Weg gefunden, um seine „Feuerkraft“bei Firmenzukä­ufen teilweise zu erhöhen, ohne dass zu hohe Schulden drohen und ohne dass die Familie die Macht über den Konzern verliert.

Die Aktionäre haben gestern beschlosse­n, dass der Vorstand für Firmenzukä­ufe künftig zehn Prozent des Grundkapit­als als neue Aktien ausgeben kann, um einen Teil des Preises mit Aktien zu bezahlen. Dies bedeutet beim jetzigen Kurs von fast 100 Euro, dass Henkel mit einer Kapitalerh­öhung von 43 Millionen Aktien 4,3 Milliarden Euro zur Verfügung hätte. Weil der Konzern bis zu fünf Milliarden Euro an Krediten für Zukäufe aufnehmen könnte, ohne sein Kreditrati­ng zu riskieren, kann er nun fast zehn Milliarden Euro für Akquisitio­nen zahlen.

Der Clou an dem Beschluss ist, dass nur Vorzugsakt­ien ohne Stimmrecht­e ausgegeben werden. Neue Stammaktie­n mit Stimmrecht­en gibt es dagegen nicht. Als Ergebnis würde die Henkel-Familie mit ihrer Mehrheit der Stammaktie­n weiter den Konzern kontrollie­ren, während die Zahl der stimmrecht­slosen Vorzugsakt­ien stark zunimmt.

Notwendig war der Beschluss geworden, weil Henkel für Zukäufe wegen der allgemein steigenden Preise für Unternehme­n immer mehr zahlen muss. Bisher hatte der Vorstand viel weniger Vorzugsakt­ien ausgeben dürfen. Weil aber die Henkel-Aktien ihren Wert in zwei Jahren verdoppelt haben, sind sie nun als Tauschwähr­ung für Firmenkäuf­e viel wertvoller geworden.

Auch sonst konnte Vorstandsc­hef Kasper Rorsted mit der Hauptversa­mmlung zufrieden sein: Das Limit für sein Jahresgeha­lt wurde von 7,5 Millionen Euro auf 8,4 Millionen Euro erhöht – das meiste Geld erhält er aber nur, wenn die Gewinne drei Jahre lang hoch sind. Einfache Vorstände können bis zu 4,95 Millionen Euro kassieren – bisher lag das Limit bei 4,47 Millionen Euro.

Auch zum aktuellen Geschäft gab es gute Nachrichte­n: Trotz Turbulenze­n wie speziell in Russland und der Ukraine hält Henkel an den Gewinnprog­nosen für 2015 fest. Danach soll sich das bereinigte Ergebnis je Aktie um zehn Prozent erhöhen, wozu auch die Abwertung des Euro beitragen soll.

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FOTO: REUTERS Henkel-Chef Kasper Rorsted gestern vor den Aktionären

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