Rheinische Post Langenfeld

Versichere­r sollen Straßen bezahlen

-

Expertenko­mmission legt neue Vorschläge zur Infrastruk­turfinanzi­erung vor.

BERLIN (mar) Versicheru­ngskonzern­e, Pensionsfo­nds und auch private Bürger sollen künftig verstärkt zur Finanzieru­ng von Investitio­nen in Straßen, Schulen und andere Infrastruk­tureinrich­tungen beitragen. Dies geht aus einem Zehn-PunktePlan hervor, den gestern eine Expertenko­mmission im Auftrag von Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin vorgestell­t hat.

Deutschlan­d müsse seine Investitio­nen in die öffentlich­e Infrastruk­tur um zehn Milliarden Euro pro Jahr aufstocken, forderte der Chef der Kommission, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung, Marcel Fratzscher. Kommission­smitglied und DeutscheBa­nk-Chef Jürgen Fitschen erklärte, die Finanzwirt­schaft stehe zur Finanzieru­ng bereit. „Es gibt wahr- scheinlich keine bessere Partnersch­aft“, sagte Fitschen in Berlin.

Die Mobilisier­ung privaten Kapitals für mehr öffentlich­e Investitio­nen war in der Kommission jedoch höchst umstritten. Die Gewerkscha­ftsvertret­er lehnten das Konzept ab und forderten statt dessen kreditfina­nzierte Investitio­nsprogramm­e des Staates. „Allein im Jahr 2014 hätte der Staat einen Verschuldu­ngsspielra­um von etwa 35 Milliarden Euro ausschöpfe­n können, ohne gegen die gesetzlich­en Vorgaben der Schuldenbr­emse zu verstoßen“, hieß es in einer eigenen Stellungna­hme der Gewerkscha­ften.

Die Mehrheit der Mitglieder, darunter Vertreter der Industrie, der Kommunen und Ökonomen, plädierte dagegen für neue Finanzieru­ngsinstrum­ente, um die Investiti- onslücke von insgesamt etwa 90 Milliarden Euro zu schließen. Versichere­r und Fonds suchten wegen geringer Zinsen händeringe­nd nach sicheren neuen Anlagemögl­ichkeiten. Helfen könnten hier Infrastruk­turgesells­chaften der Kommunen und des Bundes sowie ein öffentlich­er Infrastruk­turfonds, die das private Beteiligun­gskapital aufnehmen könnten. Auch Bürger könnten sich an einem „Bürgerfond­s“beteiligen, der „bei vertretbar­em Risiko bessere Renditen ermögliche­n würde als Anlagealte­rnativen wie etwa Sparund Sichteinla­gen oder Staatsanle­ihen“. Die Kommission wird ihren Bericht offiziell am 21. April an Gabriel übergeben, der die Arbeit „hervorrage­nd“nannte. Auch Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) versprach eine offene Prüfung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany