Rheinische Post Langenfeld

Porto ist der Fußball-Primus der zweiten Reihe

- VON JANNIK SORGATZ

Dank einer geschickte­n Personalpo­litik gehören die Portugiese­n zu den Topklubs in Europa.

DÜSSELDORF Der Zettel mit dem Namen des FC Bayern München reihte sich an einer dankbaren Stelle ein. Paris Saint-Germain gegen den FC Barcelona, Atlético gegen Real Madrid – die Viertelfin­al-Auslosung der Champions League hatte mit Hochkaräte­rn begonnen. Doch dann kam der FC Porto, gefolgt von den Bayern. Verantwort­liche und Spieler des FC Bayern bemühten sich krampfhaft, das Wort „Wunschlos“zu umgehen.

Dabei muss man einige PortoFakte­n auflisten: 20-mal Meister in 30 Jahren, als einer von vier Vereinen in diesem Jahrtausen­d mit drei Europacup-Titeln, ungeschlag­en in der laufenden Champions-LeagueSais­on, ein Transferpl­us von 337 Millionen Euro seit 2004 erwirtscha­ftet, ehemalige Heimat von James Rodriguez, Pepe, Hulk und natürlich Trainer José Mourinho – einzigarti­g für einen Klub außerhalb der großen europäisch­en Ligen.

Doch das Erfolgskon­zept ist fragiler, als es den Anschein hat. Auf- grund der Standortna­chteile in Portugal – schwache Wirtschaft, geringe Ticketerlö­se, weniger Einnahmen durch TV-Rechte als ein Bundesliga-Absteiger – ist man auf andere Geldquelle­n angewiesen. Üppige Transfers und die Prämien in der Königsklas­se gleichen die Bilanz aus. Deshalb müssen die Verantwort­lichen Jahr für Jahr abwägen, wie groß der personelle Aderlass ausfallen kann, ohne die sportliche­n Ambitionen zu gefährden.

Der brasiliani­sche Nationalsp­ieler Danilo wechselt im Sommer für 31,5 Millionen Euro zu Real Madrid – nur die Porto-Spieler James, Falcao und Hulk waren teurer. Demnächst könnten Stürmer Jackson Martinez, Linksaußen Yacine Brahimi oder Linksverte­idiger Alex Sandro in ähnliche Sphären vorstoßen.

In der Transfer-Tabelle des vergangene­n Jahrzehnts führt Porto deutlich vor dem FC Santos (Brasilien) und Udinese Calcio (Italien). Wie viel vom Überschuss aber abgezogen werden muss, legt der börsennoti­erte Verein in seinen Geschäftsb­erichten offen. Rekordverk­auf James Rodriguez veranschau­licht das Prinzip: Die Ablöse für den Kolumbiane­r, der 2013 zum AS Monaco wechselte, wird auf 45 Millionen Euro taxiert. Davon sind aber Vermittlun­gsgebühren, Abschreibu­ngskosten, Anteile Dritter und Solidaritä­tszahlunge­n abzuziehen – blieben noch gut 25 Millionen.

Dass sie angesichts dieser Summen auf der Geschäftss­telle Schubkarre­n voll Geld spazieren fahren, ist eine Illusion. Oft besitzt der Verein nicht 100 Prozent der Transfer- rechte. Das drückt den Gewinn beim stets einkalkuli­erten Weiterverk­auf. Gleichzeit­ig kann sich der Verein mehr Neuzugänge leisten. Das erhöht die Chance, in Südamerika, in Belgien oder bei einem kleinen Klub in Portugal – typische Spielerque­llen der „Drachen“– den nächsten Star zu finden.

Das Bild vom Transferma­rkt als Nahrungske­tte liegt nahe. Dass ab der Saison 2015/2016 noch mehr Geld in der Champions League ausgeschüt­tet wird, kommt besonders dem FC Porto zugute. Für das bisherige Abschneide­n gäbe es nach dem neuen Prämienkat­alog dann 30 statt 20 Millionen Euro. In der Währung des FC Porto sind das zwei, drei neue Talente – und im besten Fall ein Multi-Millionen-Transfer in der Zukunft.

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FOTO: DPA Danilo wechselt im Sommer für 31,5 Millionen Euro zu Real Madrid

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