Rheinische Post Langenfeld

Franken-Kredite kosten Städte 344 Millionen

-

Der Kursanstie­g der Schweizer Währung hat massive Folgen für die Währungsge­schäfte der Städte.

VO N THOMAS REISENER DÜSSELDORF Ausgerechn­et die hoch verschulde­ten Kommunen des Ruhrgebiet­es haben sich besonders gerne auf Franken-Währungswe­tten eingelasse­n. Nach Auskunft von NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) hatten 27 NRW-Kommunen sich zum Stichtag 31. Dezember 2014 mit insgesamt 1,678 Milliarden Schweizer Franken verschulde­t. Das Problem: Wenige Tage später hob die Schweiz den seit Jahren gültigen Mindest-Wechselkur­s zu 1,20 Euro je Schweizer Franken auf, so dass sich der Franken aus deutscher Sicht faktisch um rund 20 Prozent verteuert hat. Damit wird die Rückzahlun­g der Kredite für die NRW-Kommunen nach derzeitige­m Wechselkur­s 344 Millionen Euro teurer als geplant.

Die Hoffnung einiger Kommunen, der Franken könne bis zur Fälligkeit der Kredite wieder günstiger werden, gilt als unbegründe­t. Die meisten Experten gehen im Gegenteil davon aus, dass der Franken sich mittelfris­tig eher noch verteuert. Der Kommunal-Ausschuss des Landtages berät deshalb morgen über einen gemeinsame­n Gesetzentw­urf von CDU und FDP, der den Kommunen derartige Spekulatio­nsgeschäft­e künftig verbieten will. Der Entwurf sieht „ein förmliches Verbot von spekulativ­en Finanzgesc­häften für Kommunen“vor. Zusätzlich fordert die CDU eine neue „Kommunalfi­nanzagentu­r“, die Kommunen beim Schuldenma­nagement unterstütz­en soll. Dies könne „einen höheren Grad an Profession­alität“gewährleis­ten, heißt es in der Begründung des Antrags.

Hintergrun­d: Bei den meisten NRW-Kommunen reicht das Geld in der Haushaltsk­asse hinten und vorne nicht mehr. Sie haben im Laufe der Jahre so massiv Schulden angehäuft, dass sie teilweise nicht einmal mehr selbst über ihren Haushalt verfügen dürfen. Um wenigstens ihre Zinslast zu senken, sind viele NRW-Kommunen hoch spekulativ­e Geschäfte an den Finanzmärk­ten eingegange­n. Neben den 27 Kommunen, die auf den Schweizer Franken gewettet haben, ließen sich mehr als 100 auch auf sogenannte Zinswetten ein, bei denen sie auf bestimmte Zinskurven­verläufe spekuliert haben. Zusammen mit den Franken-Wetten schätzen Experten den Gesamtverl­ust der nordrhein-westfälisc­hen Kommunen durch solche Geschäfte auf bis zu eine Milliarde Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany