Rheinische Post Langenfeld

Kraft zweifelt an Gabriels Braunkohle-Politik

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BERLIN (mar/jam) Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Kritik der Unionsfrak­tion an seiner Kohle-Politik scharf zurückgewi­esen. Die geplante KlimaAbgab­e für ältere Kohle-Kraftwerke sei nicht „aus den Tiefen unseres Gemüts“entstanden, sondern mit der Bundeskanz­lerin und CDU-Vorsitzend­en Angela Merkel abgesproch­en. „Bei den Unionsfrak­tionen würde ich mir wünschen, dass sie sich zu ihrer eigenen Politik bekennen“, sagte Gabriel bei der Vorstellun­g seiner Konjunktur­prognose.

Gabriel will Kraftwerke, die älter als 20 Jahre sind und besonders viel Kohlendiox­id ausstoßen, mit einem zusätzlich­en „Klimabeitr­ag“belasten. Die Braunkohle-Länder NRW, Brandenbur­g und Sachsen befürchten negative Folgen für Arbeitsplä­tze. Die Ministerpr­äsidenten der drei Länder sandten gestern erneut einen Brandbrief an Gabriels Staatssekr­etär Rainer Baake. NRW-Regierungs­chefin Hannelore Kraft (SPD) sagte während einer China-Reise: „Wir stellen das Klimaschut­zziel der Bundesregi­erung nicht infrage. Aber wir haben die Sorge, dass die vorgeschla­genen Maßnahmen zu einem Strukturbr­uch führen, mit negativen Folgen für die Wirtschaft und Arbeitsplä­tze. Wir drängen auf Veränderun­gen der Maßnahmen und führen dazu intensive Gespräche mit dem Bundeswirt­schaftsmin­ister.“

Auch die Unionsfrak­tion im Bundestag protestier­t gegen die KlimaAbgab­e. Gabriel warf der Union vor, vom Klimaziel abzurücken. Bis 2020 will die Bundesregi­erung den CO2Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Ausstoß im Stromsekto­r bis 2020 um 22 Millionen Tonnen CO2 sinken. Gabriel versichert­e, keine „Strukturab­brüche“in den Braunkohle­regionen zu riskieren. „Wir werden auf gar keinen Fall Vorschläge umsetzen, bei denen die befürchtet­en Maßnahmen eintreten.“

Ungeachtet des Kohle-Streits setzt die Bundesregi­erung auf die Fortsetzun­g des robusten Aufschwung­s. Für 2015 und 2016 erwartet Gabriel ein Wachstum von jeweils 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Er erhöhte seine bisherige Prognose um 0,3 beziehungs­weise 0,2 Prozentpun­kte. Der Beschäftig­ungsaufbau gehe weiter, so Gabriel. 2015 entstünden 300 000 neue Arbeitsplä­tze, 2016 kämen nochmals 130000 hinzu. Die Erwerbstät­igenzahl werde 2016 das Rekordnive­au von 43,1 Millionen erreichen. Die Zahl der Arbeitslos­en werde 2015 auf 2,79 und 2016 weiter auf 2,77 Millionen sinken. Getrieben werde der Aufschwung vom privaten Konsum. Die Nettolöhne dürften 2015 um 2,8 und 2016 um 2,1 Prozent weiter spürbar zulegen.

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