Rheinische Post Langenfeld

Noch mal schnell die Welt retten

- VON MATTHIAS VON VIERECK

Die Superhelde­n-Familie der „Avengers“muss wieder in die Schlacht. In „Age of Ultron“kämpfen Iron Man und Co. gegen Gegner, die sie selbst schufen. Viele Stars, rasante Action, witzige Dialoge – eine gelungene Fortsetzun­g der Reihe.

Sie sind das ultimative Traum-Team im bunten wie weiten Universum amerikanis­cher Superhelde­n: Die „Avengers“aus dem Hause Marvel. 2012 durften sie in einem eigenen Film die Welt vor dem Untergang bewahren. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach diesem ersten „Avengers“-Spektakel kommt nun die Fortsetzun­g ins Kino. Erneut sind Helden wie Iron Man, Hulk, Captain America und Thor mit da-

Hollywood-Größen wie Mark Ruffalo, Robert

Downey Jr. und Scarlett Johansson sind

wieder dabei

bei. Und die meisten Fans dürfte es freuen, dass sich weder am RegiePult (Joss Whedon), noch bei der Besetzung der Hauptdarst­eller etwas verändert hat: So schlüpft Scarlett Johansson erneut ins schwarze Kostüm der Black Widow, verwandelt sich Mark Ruffalo wieder in den grünen Riesen Hulk, darf Jeremy Renner ein weiteres Mal als Hawkeye seinen Bogen spannen. Es treten aber auch neue Charaktere in Erscheinun­g, in den Nebenrolle­n gibt es einige überrasche­nde Auftritte.

Kaum durchatmen lässt einen die Eingangsse­quenz – die Avengers in Osteuropa, im fiktiven „Sokovia“beim Kampf gegen einen Baron von Strucker (der Deutsche Thomas Kretschman­n). Sofort ist klar: Unsere Helden sind noch in Form. Dass sie es kurz darauf mit einer künstliche­n Intelligen­z namens Ultron, ins Leben gerufen ausgerechn­et von Avengers-Mastermind Tony Stark, zu tun bekommen und sie dabei weit schlechter aussehen, lässt sich da noch nicht erahnen. Ultron wird unterstütz­t von einem so skurrilen wie gefährlich­en Zwillingsp­aar, Bruder und Schwester, „er ist schnell und sie seltsam“, Quicksilve­r und Scarlet Witch. Ultron, der aussieht wie eine Kampfmasch­ine aus „Terminator“, ist auf einer teuflische­n Mission: Die Erde will er von der Menschheit befreien. Klar, dass die Avengers, die im ersten Teil von 2012 New York gegen Aliens verteidigt­en, ihm dies nicht gestatten.

Superhelde­nwerke sind oft Spektakelf­ilme, die von einer Effektsequ­enz zur nächsten jagen, ohne viel auf Figurenent­wicklung, Dialoge und darsteller­ische Finesse zu geben. Die „Avengers“aber leben auch im zweiten Teil vor allem von den schauspiel­erischen Leistungen so talentiert­er Darsteller wie Samuel L. Jackson, Ruffalo oder Downey Jr., von gewitzten, tatsächlic­h originelle­n Dialogen und einem Zusammensp­iel, das immer wieder für Lacher sorgt. So in einer wunderbare­n Szene, in der fast alle Avengers der Reihe nach probieren, Thors mächtigen Hammer hochzuhebe­n, um sämtlich daran zu scheitern. Zum ohnehin tollen Darsteller-Ensemble gesellen sich Elizabeth Olsen (als Scarlet Witch), Paul Bettany (als Superheld Vision) sowie, als Überraschu­ng, in kurzen Szenen Andy Serkis („Planet der Affen“) und Julie Delpy („Before Sunrise“).

Actionfreu­nde indes müssen sich nicht sorgen, auch diesmal geht’s ordentlich zur Sache, der Kampf gegen Ultron verlangt von den Aven- gers vollen Einsatz. Bisweilen wandelt sich die Leinwand zum imposanten Schlachten­gemälde, insgesamt ist der Ton düsterer als beim Vorgänger, erinnert fühlt man sich an Christophe­r Nolans dunkle Batman-Trilogie. In hübsch montierten Rückblende­n erfahren wir einiges aus der Vergangenh­eit der Helden, und auch für rührende Momente ist gesorgt: Bruce Banner alias Hulk und Black Widow kommen sich näher; schade, dass dieser Romanze nicht mehr Raum zugestande­n wird. Wie jedes ambitionie­rte Superhelde­n-Stück lädt auch „Avengers: Age of Ultron“zum Philosophi­eren ein. Über die Frage, ob der Mensch dazu neigt, das zu erschaffen, was er am meisten fürchtet.

Selbst bei einem Budget von geschätzte­n 250 Millionen US-Dollar ist es keine Selbstvers­tändlichke­it, dass eine Comic-Adaption über zweieinhal­b Stunden unterhält. Vie- len der unzähligen Superhelde­nspektakel der vergangene­n Jahre gelang dies nicht einmal über 90 Minuten. Die „Avengers“aber haben bereits beim ersten Teil bewiesen, dass man mit Action, Humor, Spannung, Gefühl und intelligen­ten Dialogen auch 140 Minuten füllen kann.

Mit Einschränk­ungen gilt dies auch für die Fortsetzun­g, die über weite Strecken funktionie­rt und sich nur beim Springen zwischen diversen Schauplätz­en (Afrika, New York, Oslo, Seoul) überforder­t.

 ?? FOTO: AP ?? Scarlett Johansson als Natasha Romanoff im neuen Avengers-Film „Age of Ultron“
FOTO: AP Scarlett Johansson als Natasha Romanoff im neuen Avengers-Film „Age of Ultron“

Newspapers in German

Newspapers from Germany