Rheinische Post Langenfeld

Unter dem Tschador lauert ein iranischer Vampir

- VON DOROTHEE KRINGS

Sie sieht verletzlic­h aus, Sheila Vand, das Mädchen mit dem Tschador, das da einsam durch eine iranische Fantasiest­adt zieht. Auf dunklen Parkplätze­n, an menschenle­eren Straßen treibt sie sich herum. Doch die Furcht des Zuschauers ist unbegründe­t. Die Frau mit dem Umhang hat ihre Waffen immer dabei. Sie hat sie im Körper, zwei lange Zähne, mit denen sie Menschen in den Hals beißt, um ihren Blutdurst zu stillen – und die übelsten Schurken aus dem Weg zu räumen.

Die Exil-Iranerin Ana Lily Amirpour legt mit „A Girl Walks Home Alone At Night“ihren ersten Langfilm vor, den sie selbst als „ersten iranischen Vampir-Spaghetti-Western“bezeichnet. In der Tat spielt die junge Regisseuri­n raffiniert und humorvoll mit Genre-Klischees, lässt einen iranischen James Dean durch die Noire-Kulisse eines verfremdet­en Teheran irren. Arash ist auf der Suche nach seinem Auto, einem 50er Jahre-Sportwagen, den ihm ein Drogendeal­er weggenomme­n hat. Arashs Vater ist süchtig, er sitzt daheim mit glasigen Augen auf einer Matratze und hat Schulden angehäuft. Nun soll der Sohn büßen. Doch er begegnet dem Mäd- chen mit dem Tschador, das zwar blutrünsti­g ist, aber durchaus auch romantisch veranlagt. Und James Dean Arash gefällt ihr. Gefällt ihr sogar sehr.

Amirpours Horrorfilm besticht durch kunstvolle Bilder und provoziert durch die Verkehrung von Klischees: Unter dem Tschador steckt eine selbstbewu­sste Frau, vor der sich Männer fürchten sollten.

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FOTO: DPA Sheila Vand als Vampir in „A Girl Walks Home Alone At Night“

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