Rheinische Post Langenfeld

NRW kämpft um die Braunkohle

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CDU und SPD lehnen die Klima-Abgabe von Wirtschaft­sminister Gabriel ab. Sie würde vor allem RWEKraftwe­rke treffen. 75 Stadtwerke begrüßen dagegen Gabriels Pläne.

DÜSSELDORF (RP) Der Kampf um die Braunkohle schweißt NordrheinW­estfalen zusammen. Gegen die von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) geplante KlimaAbgab­e für alte Kohlekraft­werke hat sich ein breites Bündnis von CDU, SPD, Gewerkscha­ften und Wirtschaft gebildet. Die Abgabe belaste einseitig den Energieträ­ger Kohle und sei mit erhebliche­n Risiken für Stromwirts­chaft, Industrie und Arbeitsplä­tze in NRW verbunden, sagte der Chef der SPD-Landtagsfr­aktion, Norbert Römer: „Damit sind wir nicht einverstan­den.“

Gabriels „Strafsteue­r“würde das Energielan­d NRW hart treffen und gefährde Zehntausen­de von Arbeitsplä­tzen, heißt es in einer Resolution, die heute auf einer CDU-Zusammenku­nft aller Europa-, Bundestags- und Landtagsab­geordneten aus NRW in Kamp-Lintfort unter Vorsitz von Parteichef Armin Laschet verabschie­det werden soll. In der Resolution wird vor einer „desaströse­n Versorgung­slücke“gewarnt, die durch den Ausstieg aus der Kernkraft „und eine gleichzeit­ige und zusätzlich­e Stilllegun­g fossiler Kraftwerke in wenigen Jahren entstehen könnte“. Um die nationalen Klimaschut­zziele zu erreichen, sei vielmehr eine stärkere Förderung der hocheffizi­enten KraftWärme-Kopplung erforderli­ch. Laschet kritisiert in einem Gastbeitra­g für RP Online zudem, dass die deutsche Politik die Energiebra­nche seit Jahren vor sich her treibe: „Wirtschaft­svertreter beklagen immer wieder die Unberechen­barkeit der deutschen Energiepol­itik.“

Im Dezember hatte die Bundesregi­erung beschlosse­n, dass deutsche Kraftwerke bis 2020 weitere 22 Millionen Tonnen Kohlendiox­id (CO2) einsparen sollen, damit Deutschlan­d sein Klimaziel noch erreicht. Gabriel will Kraftwerke, die älter sind als 20 Jahre und viel CO2 ausstoßen, mit einer Abgabe belegen, so dass sie vom Netz müssen. Betroffen sind vor allem Braunkohle­Verfeuerer wie RWE, einer der größten CO2-Emittenten in Europa. Römer warnte vor einem Domino-Ef- fekt bei Gabriels Plan. Am Ende stehe die ganze Wertschöpf­ung der Kohleverst­romung inklusive der Tagebaue auf dem Spiel. Bundesweit hängen 20 000 Arbeitsplä­tze direkt an der Braunkohle, allein in NRW sind es 11 000. Zudem würden durch die Abgabe auch Versorger wie die Steag benachteil­igt. Römer räumte ein, dass die Braunkohle­verstromun­g „Mitte des Jahrhunder­ts zu Ende“sein werde. Der Prozess müsse aber „Zug um Zug“gesche- hen: „Ich gehe davon aus, dass eine gemeinsame Linie gefunden wird.“Morgen wollen Tausende Beschäftig­te aus NRW und anderen Braunkohle-Ländern vor Gabriels Ministeriu­m in Berlin demonstrie­ren.

Grünen-Chefin Simone Peter warnte die Gewerkscha­ften, „alte Fehler“zu wiederhole­n: „Einige haben sich, wie die Energiekon­zerne, zu lange an die Atomkraft gekettet. Das hat weder den Beschäftig­ten genützt noch den betroffene­n Regionen.“Die Jobs der Zukunft lägen bei den erneuerbar­en Energien.

Auch 75 Stadtwerke, die nichts mit Braunkohle zu tun haben, unterstütz­en Gabriel. Darunter sind solche, an denen RWE beteiligt ist. „Mit diesem Brief möchten wir Ihnen versichern, dass (wir) die Pläne ausdrückli­ch unterstütz­en“, schrieben sie an Gabriel. „Der Klimabeitr­ag ist ein zielführen­des Instrument, die Klimaschut­zziele zu erreichen und die Modernisie­rung des Kraftwerks­parks voranzubri­ngen.“Leitartike­l Nordrhein-Westfalen

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FOTO: IMAGO Mit gigantisch­en Baggern baut RWE im Tagebau Garzweiler Braunkohle ab. Tausende Menschen wurden bisher umgesiedel­t.

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