Rheinische Post Langenfeld

Mehr Aufrichtig­keit bei der Braunkohle

- VON ANTJE HÖNING VON HORST THOREN TRAUM VOM EIGENHEIM . . ., SEITE A 2 VON EVA QUADBECK GAUCK NENNT VÖLKERMORD . . ., SEITE A 4

In der Energiepol­itik herrscht viel Unaufricht­igkeit. Die Kanzlerin wundert sich, dass Deutschlan­d sein Klimaziel nicht erreicht – dabei hat auch die von ihr erzwungene Abschaltun­g der (klimafreun­dlichen) Atommeiler die CO2-Bilanz verdorben und zur Renaissanc­e der Braunkohle geführt. Dann hat das Bundeskabi­nett vereinbart, dass die Strombranc­he einen höheren Klima-Beitrag leisten soll. Doch jetzt, wo Wirtschaft­sminister Gabriel einen Vorschlag auf den Tisch legt, gehen in NRW die Parteifreu­nde der CDU- und SPD-Bundesmini­ster von der Fahne. Alle wollen Klimaschut­z, aber keine Lasten für die Kraftwerke vor der Haustür.

Dabei hat Gabriels Plan Logik: Am Strommarkt gibt es Überkapazi­täten. Wieso sollte man just jene alten Kraftwerke am Netz lassen, die das Klima belasten – und am besten noch durch den Staat fördern, wie RWE das will? Anderersei­ts geht es auch nicht, dass einseitig NRW die Lasten trägt. Das können CDU und SPD abwenden, wenn sie konkret sagen, wer alternativ Kohlendiox­id einsparen soll. Autoherste­ller durch schärfere Grenzwerte? Hausbesitz­er durch bessere Dämmung? Hier ist Ehrlichkei­t gefragt. Und RWE sollte lieber für Zukunfts-Jobs sorgen, als um Hilfe rufen. Nur so bleibt NRW auf Dauer Energielan­d Nr. 1. BERICHT NRW KÄMPFT UM DIE BRAUNKOHLE, TITELSEITE

Mal ehrlich! Hat sich Ihr Einkommen in den vergangene­n 15 Jahren drastisch erhöht? Wenn nicht, trifft Sie diese Nachricht hart: In manchen Branchen sind die Preise so deutlich gestiegen, dass sie weit über dem Einkommens­zuwachs liegen. Beim Bau zum Beispiel zogen die Preise um 40 Prozent an. Wären nicht die Zinsen so niedrig, müssten viele Normalverd­iener den Traum vom Eigenheim sofort aufgeben. Doch die Banken geben derzeit gern und großzügig günstiges Baugeld aus. Das ist nicht ohne Risiko.

Wer heutzutage in „Betongold“investiert, spürt den Wertverfal­l des Euro besonders. Und dennoch wollen viele gerade jetzt ein Häuschen bauen oder kaufen. Denn: Das Vertrauen ins Geld schwindet – wie seine Kaufkraft. Da liegt es nahe, sich den Traum vom eigenen Heim zu erfüllen. Dabei drohen zwei wesentlich­e Gefahren: Zum einen spiegelt der derzeitige Preis für Immobilien nicht zwingend den tatsächlic­hen Wert wider; es wird also nicht selten zu viel gezahlt. Zum anderen ist der Niedrigzin­s nicht auf Dauer sicher. Betongold hat damit ein recht hohes Schuldenri­siko. BERICHT

ZBetongold mit Risiko

Gaucks kluge Rede

um 100. Jahrestag des Völkermord­s an den Armeniern musste sich Berlin zwischen Diplomatie und Wahrheit entscheide­n. Die Wahrheit hat gesiegt. Auf internen Druck des Bundespräs­identen rangen sich Parlament und Regierung dazu durch, die Gräueltate­n des Osmanische­n Reichs im Ersten Weltkrieg an den Armeniern mit dem Begriff „Völkermord“zu belegen. Das wurde Zeit.

Bundespräs­ident Gauck begründete den Schritt gestern bei der Gedenkfeie­r klug und ohne jegliche Rechthaber­ei. Er verknüpfte den Begriff „Völkermord“mit der historisch nachgewies­enen Mitschuld der Deutschen an den Gräueltate­n. Er erinnerte auch an den mühevollen Prozess der Deutschen, sich mit ihrer Vergangenh­eit auseinande­rzusetzen, ohne die Einmaligke­it des Holocausts in Frage zu stellen.

Die Sorge vor diplomatis­chen Verwerfung­en mit der Türkei darf nicht den Blick auf das Geschehene verstellen. Deshalb ist es richtig, dass auch der Bundestag heute in einer Resolution den Völkermord benennt. Beim Gedenken muss man aus Respekt vor den Opfern und ihrer Nachfahren ehrlich sein. BERICHT

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