Rheinische Post Langenfeld

Kosovaren lassen sich zurückflie­gen

- VON DETLEV HÜWEL

NRW organisier­t „kurzfristi­ge Ausreise“von abgelehnte­n Asylbewerb­ern.

DÜSSELDORF 130 Menschen aus dem Kosovo sind gestern von Düsseldorf aus in die Hauptstadt Pristina zurückgefl­ogen worden. Die Kosovaren, die nach Ablehnung des Asylantrag­s ausreisepf­lichtig gewesen seien, hätten das Angebot angenommen und sich für eine kurzfristi­ge und freiwillig­e Ausreise entschiede­n, erklärte NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD). Es handele sich um den ersten vom Land organisier­ten und finanziert­en Charterflu­g in die Hauptstadt des Kosovo. Der Minister schloss nicht aus, dass weitere Flüge folgen werden. Darüber hinaus würden weiterhin zwangsweis­e Menschen in den Kosovo zurückgefl­ogen, die nicht freiwillig zurückkehr­en wollten.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben in NRW 3978 Kosovaren einen Erstantrag auf Asyl ge- stellt; im ersten Quartal 2014 waren es 186. Der Kosovo lag damit vor Syrien an der Spitze der Herkunftsl­änder. Laut Jäger sind viele Menschen aus diesem Balkanstaa­t – überwiegen­d Roma – in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Deutschlan­d gekommen. Sie seien Opfer von Schleusern mit falschen Versprechu­ngen geworden. Die überwiegen­de Mehrheit habe keine Bleibepers­pektive; nur in 0,2 Prozent der Fälle sei der Asylantrag bewilligt worden. Die abgelehnte­n Asylbewerb­er seien gesetzlich verpflicht­et, Deutschlan­d zu verlassen.

Die Asylanträg­e der Kosovaren werden laut Jäger vom Bundesamt für Migration beschleuni­gt bearbeitet, so dass innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidu­ng getroffen werden kann. Dies habe allerdings zur Folge, dass Menschen aus anderen Regionen zum Teil mehr als sechs Monate auf eine Entschei- dung warten müssten. Das Bundesamt für Migration, das die Anträge prüft, müsse deutlich mehr Personal erhalten, so Jäger. Er forderte zudem, dass in künftige EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit Balkanstaa­ten die jeweiligen Lebensbedi­ngungen der Roma einbezogen werden müssten. Wegen der inzwischen wieder rückläufig­en Zahlen von Kosovaren sind in NRW fünf Notunterkü­nfte geschlosse­n worden, die im Februar eingericht­et worden waren.

Abgelehnte Asylbewerb­er, die wegen Fluchtgefa­hr in Abschiebeh­aft kommen, sollen in Kürze in die ehemaligen Justizvoll­zugsanstal­t Büren (Westfalen) gebracht werden. Bislang werden Abschiebeh­äftlinge im Wege der Amtshilfe in Brandenbur­g untergebra­cht. Der Europäisch­e Gerichtsho­f hatte entschiede­n, dass Abschiebe- und Strafgefan­gene nicht in dieselbe Einrichtun­g kommen dürfen.

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