Rheinische Post Langenfeld

Landtagsko­mmission schließt Fracking nicht aus

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Früher war die Chemie-Industrie für die Grünen eines der großen Feindbilde­r, am kommenden Montag wird sich zeigen, wie sich die Zeiten geändert haben: Der langjährig­e Grünen-Politiker Hans Christian Markert wird im Landtag eine 22-seitige Empfehlung­sliste vorlegen, mit der die von ihm geleitete Enquetekom­mission zur Chemie-Industrie NordrheinW­estfalens der Branche eine bessere Zukunft bereiten will. Unserer Zeitung liegt das Konzept vor.

Dabei spricht sich die Kommission aller im Landtag vertretene­n Parteien, also SPD, Grüne, CDU, FDP und Piraten einstimmig für „eine nachhaltig­e Zukunftsic­herung“und den „Erhalt der Wettbewerb­sfähigkeit des Chemiestan­dortes NRW aus“– mit Maschinens­türmerei gegenüber der Branche mit 92 000 Jobs in NRW hat das nichts zu tun. Die Politik solle „das politische und wirtschaft­liche Umfeld des Chemiestan­dortes NRW so attraktiv und stabil“gestalten, damit „hier in neue effiziente­re Anlagen . . . und innovative Produkte investiert wird“.

Als Gipfel der Offenheit gegenüber Zukunftste­chnik wird eine Prüfung vorgeschla­gen, ob „die Nutzung der heimischen Erdgasress­ourcen ökologisch­e und ökonomisch­e Vorteile gegenüber dem importiert­en Gas haben kann“. Das lässt sich nicht anders verstehen, als dass neben Grubengas und Biogas aus Abfällen auch das umstritten­e Fracking von Erdgas in NRW eine Rolle spielen könnte. Immerhin ist bekannt, dass bei der Förderung von russischem Erdgas viel klimaschäd­liches Methan in die Atmosphäre entweicht – möglicherw­eise wäre also mehr Förderung Deutschlan­d ökologisch klug.

Auch an einem anderem Punkt bricht die Kommission mit grünen Vorstellun­gen: An sich will die Partei mit der Braunkohle brechen, weil ihre Verbrennun­g zu starker CO2Belastu­ng der Atmosphäre führt. Aber die Enquetekom­mission will „Verfahren zur stoffliche­n Nutzung der Braunkohle“weiter entwickeln.

Gemeint ist, dass die Braunkohle Erdöl als Rohstoff für die ChemieIndu­strie ersetzen könnte – das wäre nicht klimaschäd­lich, würde auch viele Jobs sichern, aber die

in Bagger würden Braunkohle im Rheinische­n Revier weiter fördern.

Die größere Nähe der NRW-Grünen hin zur Chemie knüpft an Äußerungen des früheren Bundesumwe­ltminister­s Jürgen Trittin an, der bekannterm­aßen zum linken Parteiflüg­el gehört. Für Arbeitnehm­er wäre „viel gewonnen, wenn es in allen Branchen solche Arbeitsplä­tze wie in der Chemie“gäbe, sagte er unlängst. Sowohl moderne Windturbin­en wie Solarzelle­n ließen sich ohne moderne Chemie nicht bauen. Also befürworte er eine „leistungsf­ähige Chemie“.

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FOTO: DPA Der VW-Firmenpatr­iarch Ferdinand Piëch steht öffentlich noch zu Vorstandsc­hef Winterkorn.

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