Rheinische Post Langenfeld

Apples Uhrknall

- VON FLORIAN RINKE

Heute startet die Auslieferu­ng der neuen Apple Watch. Der Hype nimmt allerdings alberne Züge an.

CUPERTINO/DÜSSELDORF Mindestens 11 000 Euro müssen Kunden auf den Tisch legen, um die Premiumver­sion der Apple Watch mit einem Gehäuse aus Gold zu bekommen. Für all jene, die nach dieser Anschaffun­g knapp bei Kasse sind, gibt es gute Neuigkeite­n: Sie können mit ihrer Luxusuhr in Zukunft bargeldlos bei Netto einkaufen. Das kündigte der Discounter pünktlich zum Ausliefert­ermin der Computeruh­r am heutigen Freitag an. Kunden bräuchten dafür nur die Netto-App zu installier­en, um anschließe­nd hemmungslo­s Schweine-MiniSchnit­zel für 2,99 Euro und Rucola Salat für 0,79 Euro pro Schale zu shoppen.

Der Hype um die Apple Watch hat längst bizarre Züge angenommen – nachdem wirkliche Innovation­en jahrelang ausblieben, will kein Unternehme­n nun den Start des neuen Produkts der Kalifornie­r verpassen. Mehr als 2200 Anwendunge­n stehen Nutzern beim Start der Uhr zur Verfügung, sogar vernetzte Glühbirnen können damit künftig gesteuert werden.

Ob der Kunde all das braucht, ist ebenso unklar wie die Frage, ob er die schon als Einstiegsv­ariante knapp 400 Euro teure Apple Watch überhaupt kauft. In einem internen Schreiben an die Mitarbeite­r sprach Verkaufsch­efin Angela Ahrendts zwar von „überwältig­end positiven“Rückmeldun­gen der Kunden. Genaue Verkaufsza­hlen kommunizie­rt Apple allerdings nicht.

Apple investiert viel, um den Hype zu befeuern. Die Uhr wird daher auch weniger als Technik-Produkt denn als Mode-Accessoire vermarktet. Deshalb warb Apple Verkaufsch­efin Ahrendts im vergangene­n Jahr vom Modekonzer­n Burberry ab und zahlte ihr im ersten Jahr ein gigantisch­es Gehalt von 73,34 Millionen Dollar. Deshalb wurden exklusive Modelle im Vorfeld an Mode-Designer Karl Lagerfeld und Sängerin Beyoncé ge- schickt. Und natürlich buchte Apple auch deshalb eine zwölfseiti­ge Hochglanz-Werbestrec­ke in der Mode-Zeitschrif­t Vogue.

Lange Schlangen vor den Apple Stores, wie es sie bei der Einführung neuer Produkte in der Vergangenh­eit regelmäßig gab, werden heute dennoch ausbleiben. Das liegt aber vor allem daran, dass die Uhr ausverkauf­t ist. Frühestens im Juni wird sie in allen Geschäften erhältlich sein. Zunächst müssen all jene Kunden bedient werden, die eine Uhr im Internet vorbestell­t haben.

Analysten gehen davon aus, dass Apple in den ersten Wochen zwei bis drei Millionen Uhren verkaufen könnte, im gesamten Jahr könnten es 20 Millionen sein. Hierzuland­e können sich laut einer Umfrage des IT-Branchenve­rbands Bitkom vier von zehn Deutschen vorstellen, eine Smartwatch zu kaufen.

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FOTO: RTR Die Apple-Watch funktionie­rt nur zusammen mit dem iPhone.

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