Rheinische Post Langenfeld

Deutsche Bank zahlt 2,3 Milliarden Euro

- VON GEORG WINTERS

Das Unternehme­n schafft mit der Zahlung an Aufsichtsb­ehörden in den USA und Großbritan­nien den Libor-Zinsskanda­l juristisch aus der Welt – rechtzeiti­g vor Beginn des Strafproze­sses gegen Co-Chef Fitschen und mehrere Ex-Manager.

FRANKFURT/M. Heute außerorden­tliche Aufsichtsr­atssitzung mit Strategie-Präsentati­on, Dienstag Prozessauf­takt gegen fünf namhafte Manager von heute und einst, Mittwoch Bekanntgab­e der Zahlen für das erste Quartal und vermutlich auch der Strategie für die Zukunft – die Deutsche Bank kann sich über einen Mangel an Themen gegenwärti­g nicht beklagen. Das gilt auch für die öffentlich­e Wahrnehmun­g. In solchen Fällen tut es gut, wenn es gelingt, ein Feuer rechtzeiti­g auszutrete­n. Das macht die Deutsche Bank damit, dass sie im Libor-Zinsskanda­l umgerechne­t rund 2,3 Milliarden Euro Strafe an amerikanis­che und britische Aufsichtsb­ehörden zahlt und sieben Mitarbeite­r rauswirft. Etwas mehr als zwei Milliarden kassieren die Amerikaner, rund 315 Millionen Euro die Briten (jeweils nach Kursen gestern Abend). Im ersten Quartal werde eine Belastung von 1,5 Milliarden Euro entstehen, hat die Bank mitgeteilt. Dennoch werde sie für den Zeitraum zwischen Januar und März einen Gewinn ausweisen.

„Für kein gegenwärti­ges oder ehemaliges Vorstandsm­itglied wurde festgestel­lt, dass es Kenntnis über das Fehlverhal­ten im Handelsber­eich hatte oder daran beteiligt war“, hat die Bank gestern klargestel­lt. Aber natürlich können insbesonde­re Händler mit und ohne Wissen ihrer Vorgesetzt­en beträchtli­che Schäden auslösen. Die Summe, die die Deutsche Bank jetzt an mehrere Aufsichtsb­ehörden zahlt, ist jedenfalls deutlich höher als jene, die Experten erwartet hatten. Und sie kommt noch obendrauf auf die 725 Millionen Euro EU-Strafe, die die Deutsche Bank bereits Ende 2013 akzeptiert hatte. Aber der Konzern hat damit das Libor-Problem ein für alle Mal abgeräumt. Man habe einen Vergleich mit Regulierun­gsbehörden in den USA und Großbritan­nien über „sämtliche noch ausstehend­en Untersuchu­ngen zu Interbanke­n-Zinssätzen“geschlosse­n, erklärte die Bank gestern.

Wie Mitarbeite­r vieler anderer Häuser stehen Beschäftig­te des Un- ternehmens im Verdacht, den Libor-Zinssatz manipulier­t zu haben, um damit Geschäfte zu machen. Der Zinssatz ist der für unbesicher­te Geldmarkt-Kredite innerhalb der Geldwirtsc­haft. Die Libor-Zahlung ist, rein finanziell betrachtet, die größte Altlast, die die Deutsche Bank mit sich herumschle­ppt. Insgesamt hat sie für all ihre juristisch­en Baustellen mehr als drei Milliarden Euro auf die Seite gelegt.

Ein Problem ist damit geklärt – rechtzeiti­g vor dem ungewollte­n Schaulaufe­n von fünf Starmanage­rn vor dem Münchener Landgerich­t ab dem kommenden Dienstag. Vor allem Co-Vorstandsc­hef Jürgen Fitschen, der neben seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie den früheren Vorständen Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck wegen des Verdachts auf Prozessbet­rug vor Gericht steht, dürfte ein extremes Interesse daran gehabt haben, den Libor-Streit noch in diesem Monat endgültig zu entschärfe­n. Das lenkt operativ den Blick wieder stärker auf die Zukunft der Bank, bei deren Gestaltung Jürgen Fitschen ja noch für zwei Jahre mit von der Partie sein will. Und es macht den Kopf zusätzlich frei für den Gerichtsau­ftritt, bei dem es für Fitschen um seinen Leumund als Manager geht – und nebenbei für den Bundesverb­and deutscher Banken darum, dass er im Falle einer Verurteilu­ng des Deutsche-BankChefs noch in diesem Jahr vorzeitig einen neuen Präsidente­n suchen müsste.

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