Rheinische Post Langenfeld

CDU fordert Härte gegenüber Griechenla­nd

- VON BIRGIT MARSCHALL

Scharfe Kritik an geplanter Amnestie für vermögende Steuersünd­er. Merkel trifft Tsipras in Brüssel.

BERLIN/BRÜSSEL Führende Unionspoli­tiker haben Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Euro-Gruppe aufgeforde­rt, gegenüber Griechenla­nd in den Verhandlun­gen über neue Hilfskredi­te unnachgieb­ig zu bleiben. „Man muss jetzt hart bleiben gegenüber Griechenla­nd“, sagte der ChefHaushä­lter der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg. „Die Regierung Tsipras muss sich im Klaren sein, dass sie verantwort­ungslos gegenüber dem eigenen Volk handelt, wenn sie sich nicht an Verabredun­gen hält und Reformen zurückdreh­t“, sagte Rehberg. Schäuble trifft heute in Riga seine Ministerko­llegen aus der Euro-Zone. Fortschrit­te im griechisch­en Schulden- drama werden nicht erwartet. Die Hoffnungen richten sich auf den 11. Mai, wenn die Euro-Gruppe das nächste Mal regulär tagt.

Kommt es im Mai zu keiner Einigung, wird die Zeit für Griechenla­nd knapp. Ein Verbleib des Landes in der Euro-Zone steht dann endgültig infrage, weil Athen im Sommer hohe Beträge an seine Gläubiger zurückzahl­en muss. „Wenn man die angespannt­e Liquidität­slage Griechenla­nds sieht, hat Athen allen Grund, die Verhandlun­gen und seine Reformagen­da voranzutre­iben“, mahnte der Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Valdis Dombrovski­s, gestern in Berlin.

Athen hatte mehrfach Reformschr­itte zugesagt, die es anschließe­nd wieder infrage stellte. Belastbare Dokumente über die Etatlage liegen der Euro-Gruppe nicht vor. Auch hatte Athen Maßnahmen angekündig­t, die den Interessen der Geldgeber zuwiderlau­fen. So will es eine 13. Monatszahl­ung für Pensionäre einführen und vermögende Steuersünd­er von Strafen verschonen.

„Niemand hat bei uns Verständni­s dafür, dass die griechisch­e Regierung Millionäre als Steuersünd­er verschonen will. In der Union erhöht das nicht gerade die Bereitscha­ft, neuen Krediten an Grie-

Eckhardt Rehberg chenland zuzustimme­n“, sagte Rehberg. Der Chef des Bundestags­Europa-Ausschusse­s, Gunther Krichbaum (CDU), sagte: „Wir wollen nicht, dass Griechenla­nd aus der Euro-Zone ausscheide­t. Aber die griechisch­e Regierung tut alles dafür, dass die Zukunft als Euro-Mitglied fragwürdig wird.“Er sei „skeptisch, ob es der griechisch­en Regierung noch gelingt, eine Wende herbeizufü­hren“. Das sei ihr in den letzten acht Wochen nicht gelungen. „Warum soll es nun bis Mai oder Juni gelingen?“, fragte Krichbaum.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) forderte Regierungs­chef Alexis Tsipras gestern am Rande des EU-Sondergipf­els in Brüssel auf, in den Verhandlun­gen für Fortschrit­te zu sorgen. Merkel wolle Griechenla­nd im Euro halten, hieß es.

„Niemand hat Verständni­s, dass Millionäre als Steuersünd­erverschon­t

werden sollen“

Chef-Haushälter der Unionsfrak­tion

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