Rheinische Post Langenfeld

Triumph der Freundscha­ft: Neues von der Band Blur

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Dass es diese Platte gibt, ist so schön. Die Band Blur war ja immer eine Gruppe, der man abnahm, dass da tatsächlic­h Freunde miteinande­r Musik machen. Sie war die Erfüllung des alten Jungstraum­s, wonach man als Kumpeltrup­pe der bösen Welt etwas Gutes entgegense­tzen kann: Lieder nämlich, zu denen man hüpft und Bier trinkt. Aber dann zerstritte­n sich Sänger Damon Albarn und Gitarrist Graham Coxon. Und kaum auszuhalte­n war die Szene der Band-Dokumentat­ion „No Distance Left To Run“, in der Coxon seufzte: „Ich will meine Freunde zurückhabe­n.“

Nun hat er sie zurück, und das Fabelhafte daran ist, dass wir auch etwas von dieser Versöhnung haben: Das erste Blur-Album seit zwölf Jahren ist eine großartige Platte geworden. „The Magical Whip“heißt sie, und Blur machen nicht den Fehler, sich selbst zu kopieren. Sie schreiben keine nostalgisc­hen Lieder im Stil der 90er Jahre, als sie Britpop definierte­n. Sie versuchen nicht, „Song 2“noch einmal zu schreiben.

Die neuen Stücke sind melancholi­sch, zumeist eher an „Out Of Time“erinnernd als an „Girls & Boys“, weise und reif. Verhaltene Elektronik, viel Hall auf der Stimme, und dass sie noch einmal groovende Songs wie „My Terracotta Heart“und „I Thought I Was Spaceman“produziere­n würden, hätten selbst Fans nicht für möglich gehalten.

Eine Leistung auch, dass diese Platte keine verkappte Solo-LP Albarns geworden ist. Der Blur-Sänger ist eines der großen Genies des Pop, gründete die Gorillaz und The Goood The Bad & The Queen. Aber hier steht er im Dienst der Band, ordnet sich unter, passt sich an, gibt nicht vor, sondern macht mit. Friends will be Friends. Wie schön.

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FOTO: LINDA BROWNLEE/DPA Die britische Rockband Blur.

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