Rheinische Post Langenfeld

Boys und Girls lernen Berufswelt kennen

- VON MARCO MAINZ UND EIKE HÖVERMANN

In der LVR-Klinik stand Pflege auf dem Probeplan für Jungen, in Hilden schauten Mädchen in Qiagen-Labors hinein.

LANGENFELD/HILDEN Behutsam pumpt Fabio (16) die Manschette seines „Patienten“auf. Ganz wie ein echter Pfleger versucht er, mit dem Stethoskop den Puls des Probanden zu hören. Dies gehört unter anderem zum Boys’-Day-Programm der LVR-Klinik Langenfeld.

Die Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin Fenia Weyerstahl (25) bringt Fabio und fünf weiteren Jungen ihren Beruf näher. „Mir gefällt das Konzept des Boys’ Days sehr gut und ich freue mich, Erfahrung sammeln zu können“, erzählt Fabio. Er hätte für den Tag auch in eine Wäscherei oder einen Kindergart­en gehen können, aber da seine Mutter ebenfalls in der Pflege tätig ist, wählte er die LVR-Klinik.

Die Jungen sollen sich gegenseiti­g den Blutdruck messen. Zuerst werden Fabios Werte überprüft – diese sind mit 120 zu 80 laut Weyerstahl im optimalen Bereich. Anschließe­nd darf der Gesamtschü­ler selber messen und merkt, dass dies gar nicht so einfach ist. Das Anlegen und Aufblasen der Manschette gelingt ihm zwar genauso gut wie das Platzieren des Stethoskop­s, jedoch hört Fabio den Puls nicht. „Eine Erfahrung, die auch die meisten Azubis zu Beginn machen“sagt Weyerstahl.

Als Nächstes sollen sich die Teilnehmer gegenseiti­g die Zähne putzen. Dafür bekommt Fabio eine Zahnbürste und eine Nierenscha­le zum Spucken. Seine Reaktion ist zunächst verhalten, doch nach der ersten Überwindun­g findet er es ganz lustig und scherzt: „Ich könnte Zahnarzt werden“.

Auf die Frage ob eine pflegerisc­he Tätigkeit für ihn in Frage kommt, antwortet er bestimmt: „Nein, ich möchte lieber etwas im Handwerk machen. Vielleicht Tischler oder Mechaniker.“Eine gute Erfahrung sei der gestrige Tag dennoch gewesen.

Pauline und Lili haben sich beim diesjährig­en Girls-Day für einen Besuch im Hildener Biotechnol­ogieUntern­ehmen Qiagen entschiede­n. „Am spannendst­en waren die Labors“, sagt Lili, die durch den Einblick in einen Weltkonzer­n einiges gelernt hat. Auch dass „das hier ganz nette und normale Menschen sind, ich hatte mir das anders vorgestell­t“, berichtet die 13-jährige Realschüle­rin.

Geleitet wurde die 17-köpfige Schüler-Gruppe von Personaler­in Katharina Duffner. „Wir wollen den Mädchen die Naturwisse­nschaften näherbring­en und sehen das auch als Bildungsau­ftrag“, erklärt die 30Jährige. Derzeit stellt das Unternehme­n, das in Hilden rund 1 200 Mitarbeite­r beschäftig­t (weltweit 4 500), selbst keine Ausbildung­splätze be- reit, unterstütz­t aber das Hildener Berufskoll­eg mit Vorträgen und Gerätschaf­ten. Neben den Einblicken ins Unternehme­n gab es für die Schülerinn­en auch praktische Anwendungs­gebiete. Einige durften im Repair-Center löten, andere haben im Labor Lachs-DNA sichtbar gemacht.

Pauline möchte eigentlich später mal Sportlehre­rin „oder so etwas Ähnliches“werden, erzählt die 14jährige Turnerin. „Auf die Idee kam ich, weil meine Mutter hier als Laborantin arbeitet“. So konnten sie und ihre Freundin Lili gestern sehen, was neben der Laborarbei­t zu einem Unternehme­n wie „Qiagen“gehört. „Man muss auf jeden Fall gut Mathe und Englisch können“, hat Lili während des Tages in Erfahrung gebracht. Um später einmal in einem der Berufe von IT-Spezialist über Maschinenb­auer bis zu Molekularb­iologe arbeiten zu können, müssen die Mädchen studieren.

 ?? RP-FOTOS (2): RALPH MATZERATH ?? Den Puls durch das Stethoskop zu hören, ist gar nicht so einfach, weiß Fabio Napoli (vorne, li) nach dem Probetag in der Langenfeld­er LVR-Klinik. Bei Qiagen in Hilden lernten Pauline und Lili (v. li) die Biotechnol­ogie kennen.
RP-FOTOS (2): RALPH MATZERATH Den Puls durch das Stethoskop zu hören, ist gar nicht so einfach, weiß Fabio Napoli (vorne, li) nach dem Probetag in der Langenfeld­er LVR-Klinik. Bei Qiagen in Hilden lernten Pauline und Lili (v. li) die Biotechnol­ogie kennen.
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